In Gerlingens Ortsmitte sind die Bauarbeiten voll in Gang. Foto: factum/Simon Granville

In Hemmingen sehnen Bürger ein Bauvorhaben herbei, in Gerlingen sind Anwohner von den Folgen der Bauarbeiten im Zentrum genervt: Welches sind aktuell oder in Kürze die großen Straßenbauprojekte im Strohgäu?

Strohgäu - Irgendwo wird in einer Kommune ja immer gebaut. Im Strohgäu gibt es zurzeit oder in Kürze einige Straßenbauprojekte – die die Anwohner mal mehr, mal weniger tangieren. Eine Baustelle, auf die viele Bürger von Hemmingen sehnsüchtig warten, ist die in der Hochdorfer Straße.

Dort wird Anfang Oktober beim Bahnübergang eine Querungsinsel errichtet. Vor allem Eltern aus dem Wohngebiet Hälde verlangen seit 2016 für ihre Kinder einen sicheren Übergang auf dem Weg zur Grundschule. Weil die Hochdorfer Straße eine Landesstraße ist, hat das Land beziehungsweise Regierungspräsidium (RP) Stuttgart als Baulastträger ein Mitspracherecht und beteiligt sich an den Kosten. Die Behörde zahlt gut 99.500 Euro für die Querungsinsel und Verlegung des Randsteins. Hemmingen investiert etwa 33.000 Euro in die Gestaltung des Gehwegs und den parallel laufenden barrierefreien Umbau der beiden Bushaltestellen.

Die Maßnahme über acht Wochen wird in drei Bauabschnitten umgesetzt, sagt die Ortbaumeisterin Sonja Widmann. In den ersten sechs Wochen werde jeweils auf einer Straßenseite der Randstein versetzt. „In dieser Zeit wird eine Einbahnstraße im Baustellenbereich in Richtung Hochdorf eingerichtet“, so Widmann. Ortseinwärts werde der Verkehr über die Bahnhof-/Frohnstraße und Ludwig-Speidel-Straße umgeleitet.

Zwei Wochen Vollsperrung

Im dritten Bauabschnitt wird die Insel eingebaut – und der Baustellenbereich komplett gesperrt. Der Bus fahre dann über die See-/Schubart- und Bahnhofstraße, sodass ein provisorisches Busdepot am Bahnhofsplatz eingerichtet werden könne. „Der innerörtliche Verkehr wird über die Eberdinger Straße und Richtung Seehöfe in die Hochstetter Straße geleitet. Der übergeordnete Verkehr wird über die Eberdinger Straße in Richtung Hochdorf geführt“, erläutert Widmann.

Schüler aus der Eisenbahnstraße und Hälde können durch die Unterführung über die Schlossgarten- in die Hochdorfer Straße laufen. „Hier ist ein Zebrastreifen außerhalb des Baufelds vorhanden“, sagt Widmann. Über die Eisgasse gelangen die Kinder in die Seestraße und vor dort aus in die Schule.

Insgesamt rund 620.000 Euro kostet die Sanierung der Theodor-Heuss-Straße. Die Arbeiten auch am Gehweg zwischen der Robert-Koch- und Pestalozzistraße gehen noch bis Dezember. Bereits saniert worden sei der Kanal in geschlossener Bauweise, sagt Widmann. Außerdem wird die Wasserleitung erneuert. Auch diese Baustelle ist laut der Bauamtschefin in Abschnitte gegliedert, sodass es jeweils nur in diesen Bereichen Einschränkungen für die Anlieger gibt.

Anwohner brauchen offenbar starke Nerven

In Gerlingen ist seit Mitte Juli die Innenstadt von der aktuell größten Baustelle betroffen: Für rund 2,6 Millionen Euro werden bis Juli nächsten Jahres die Ditzinger/Leonberger und Hauptstraße ausgebaut und saniert. Zudem entsteht vor dem Träuble-Areal ein Mini-Kreisverkehr. Die Arbeiten lägen im Zeitplan, teilt die Rathaussprecherin Sofie Neumann mit. Das Projekt sei nötig, um „den schwer beschädigten Straßenoberbau zu sanieren, den Verkehrsfluss an der Einmündung Ditzinger/Leonberger und Hauptstraße durch den neuen Minikreisverkehr zu verbessern, die Kanal- und Wasserleitung zu erneuern sowie Kabelverlegarbeiten auszuführen“.

Zahlreiche Bürger brauchen offenbar starke Nerven. Der „erhebliche Verkehr“ auf der nördlichen Umleitungsstrecke, Gerteisen- und Hofwiesenstraße, beeinträchtigt die Anwohner, da Tempo 30 kaum eingehalten werde, sagt Neumann. „Die Verwaltung hat jedoch auf der Umleitungsstrecke Geschwindigkeitsmesstafeln und gelegentliche Blitzer installiert sowie alternierendes Parken veranlasst, wodurch der Verkehr ausgebremst wird.“ Der Vollzugsdienst kontrolliere regelmäßig, ob die Autofahrer die Parkregeln einhalten. „Leider steht keine andere innerörtliche Umleitungsstrecke zur Verfügung“, bedauert Neumann.

Die Arbeiten am Ramtel-Kreisel in der Füllerstraße gehen laut dem RP Stuttgart schneller voran als geplant. Daher startet die zweite Bauphase bereits an diesem Samstag – mit der Sperrung des Kreisverkehrs. Denn bis Anfang November wird direkt dort sowie an seinen Anschlüssen – der L 1180/Stuttgarter Straße und Füllerstraße – gearbeitet. Es gibt Umleitungen, einzig der Verkehr auf der L 1180 von der Schillerhöhe über die L 1141/ Neue Ramtelstraße Richtung A 8 werde über den neuen Bypass südlich am Kreuzungspunkt vorbeigeführt, informiert das RP.

Glasfasernetz wird ausgebaut

Ditzingen bekommt schnelles Internet, weshalb es „in nächster Zeit zu kleineren Behinderungen im Straßenverkehr“ kommen kann, sagt der Rathaussprecher Jens Schmukal. Der Ausbau des Glasfasernetzes der Telekom begann Mitte September im Gewerbegebiet Ditzingen-Ost und dauert sechs bis acht Wochen. „Anschließend erfolgen an weiteren Stellen in der Kernstadt Bauarbeiten“, sagt Schmukal. Das Projekt soll etwa Mitte 2021 abgeschlossen sein. Schmukal geht davon aus, dass die Behinderungen des Verkehrs an den jeweiligen Stellen „immer nur temporärer Natur“ sein werden.

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Für rund 35.000 Euro wird noch bis Ende Oktober die Fußgängerbrücke „Im Gässle“ über die Glems erneuert. „Die alte Konstruktion war in einem sehr schlechten Zustand“, sagt Schmukal. Solange die neue Brücke fehlt, müssten die Fußgänger einen Umweg in Kauf nehmen, da an dieser Stelle die Glems momentan nicht überquert werden könne.

Auch im Ortsteil Korntal von Korntal-Münchingen sorgt eine Brückensanierung für Umleitungen, aber auch Lärm. Noch bis Februar 2021 wird das rund 80 Jahre alte Bauwerk in der Weilimdorfer Straße über die Bahngleise instandgesetzt. Dies kostet rund 1,5 Millionen Euro. Einschränkungen rund um den Lotterberg bringt die Erschließung des Neubaugebiets Korntal-West für circa 6,3 Millionen Euro noch mindestens ein Jahr mit sich. Auch im Ortsteil Münchingen entsteht ein neues Wohngebiet. „Südlich Werre“ wird noch bis Jahresende erschlossen, was zu Einschränkungen in der Ditzinger Straße führt. Kostenpunkt: rund 900.000 Euro.