Kristina Lachenmann hält nichts von einer Vollsperrung der Foto: Eva Funke

Anwohner fordern Ampelregelung statt Vollsperrung der Stuttgarter Birkenwaldstraße. Laut Tiefbauer ist das nicht machbar.

S-Nord - Weil die Birkenwaldstraße auf einer Strecke von 300 Metern saniert wird, soll die Durchfahrt von der Helfferichstraße zum Killesberg und in umgekehrte Richtung vom 1. bis 12. August komplett für den Verkehr gesperrt werden. Cornelia Bräuninger steht vor der Info-Tafel, die über die geplante Sperrung informiert, und sagt: „Die Straße muss gemacht werden. Das ist schon richtig. Doch für ältere Menschen ist es eine Herausforderung, zum Einkaufen gehen und schwere Einkaufstaschen schleppen zu müssen.“

Die 66-Jährige ist nicht die einzige Anwohnerin, die die geplante Sanierung der Birkenwaldstraße in den Sommerferien skeptisch sieht. Den Bezirksbeirat beschäftigt das Thema so sehr, dass es in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen des Gremiums auf der Tagesordnung stand. Außerdem beschwerten sich in der jüngsten Sitzung auch Anwohner über die geplante Maßnahme.

Sorge um ältere Anwohner

Durch die Vollsperrung des gesamten Baubereichs können dieBewohner der Gebäude 139 bis 167 ihre Stellplätze auf ihren Grundstücken nicht mehr anfahren, und auch die Parkplätze an der Straße fallen weg. „Das ist unzumutbar, weil die nächsten Parkplätze viel zu weit weg sind und es zu wenige gibt“, stellt Kristina Lachenmann fest. Zusammen mit ihrem Vater schilderte sie die Situation der Anwohner in der Sitzung und sieht es wie Bräuninger: „Bei der Hitze oder Schwüle im Sommer tun sich schon junge Menschen schwer, den vollen Einkaufskorb nach Hause zu schleppen. Ältere schaffen das nicht.“

Und ihr Vater, selbst Arzt im Ruhestand und früher auch als Notarzt aktiv, befürchtet, dass bei einer Vollsperrung im Notfall, wenn es um jede Sekunde geht, die Rettungsfahrzeuge nicht oder zumindest nicht schnell genug die Baustelle passieren können. Kristina Lachenmann und ihr Vater plädieren für eine einspurige Sperrung mit Ampelregelung. „Das muss möglich sein. Die Straße ist breit genug “, ist sie überzeugt. Außerdem kritisieren beide, dass die Anwohner erst am 13. Juli über die Baumaßnahmen informiert worden seien.

Kritik an Informationspolitik

Auch der Bezirksbeirat bemängelt, nicht über die Baumaßnahme informiert worden zu sein. „Eine frühe Information wäre entspannender für alle“, sagt Bezirksvorsteherin Sabine Mezger und fragt, ob denn wenigstens das Parkraummanagement ausgesetzt wird, um Parkmöglichkeiten für die Anwohner zu schaffen. Und Bezirksbeirat Jürgen Klaffke (SÖS/Linke-plus) stellt fest: „Auch schlechte Informationen kommen besser an, wenn sie rechtzeitig und freiwillig gegeben werden.“

Gerichtet ist das an die Adresse von Jürgen Mutz vom Tiefbauamt der Stadt. Der stellt zunächst klar, dass die Bauphase keine vier Wochen, wie es zunächst hieß, sondern höchstens 12 Tage dauern soll. „Vermutlich schaffen wir es sogar in einer Woche“, gibt er sich auf Nachfrage zuversichtlich und versichert, dass eine so zügige Sanierung wegen der Engstelle durch die neue behindertengerechte Bushaltestelle nur bei Vollsperrung möglich sei. Immerhin müssen 14 Zentimeter Asphalt abgetragen und in zwei Lagen neu aufgebracht werden. Die Kosten dafür liegen bei 300 000 Euro. Die Rettungsfahrzeuge kämen auf jeden Fall durch: „Die Arbeiter sind angehalten, nachts keine Baumaschinen stehen zu lassen, so dass die Retter frei Fahrt haben.“

Nicht nur für Privatfahrzeuge ist in der Birkenwaldstraße kein Durchkommen während der Bauphase. Die Sperrung gilt auch für den Busverkehr und die Müllfahrzeuge: Die Linie 44 zum Killesberg wird über die Robert-Mayer-Straße verlegt, und es werden zwei Kleinbusse von privaten Unternehmen eingesetzt, die die Haltestelle in der Helfferichstraße anfahren. Der Müll soll von der Baufirma zur Abholung bis vor die Absperrung gebracht werden.

SPD-Bezirksbeirat Axel Alt will wissen, warum sich die Ämter nicht absprechen und die Sanierung zeitgleich mit der Sanierung der Stadtbahngleise an der Heilbronner Straße zusammenfallen muss. Auf Grund dieser Arbeiten fahren zwischen Friedhofstraße und Löwentorbrücke bis zum 9. September keine Stadtbahnen – auch nicht zum Killesberg. Die Begründung des Tiefbauamts: Bei mehr als 500 Straßenbaumaßnahmen im Jahr sei eine Abwicklung nacheinander oft nicht möglich.