Das Land bewertet die Straßenbaupläne in den Schubladen: Die A 81 bei Böblingen und Sindelfingen ist wieder fraglich. Foto: dpa

Das Land hat geprüft, was es bringen würde, wenn man bestimmte Autobahnen und Bundesstraßen ausbauen würde. Weit oben rangieren die B 27 und die A 81.

Das Land hat geprüft, was es bringen würde, wenn man bestimmte Autobahnen und Bundesstraßen ausbauen würde. Weit oben rangieren die B 27 und die A 81.

Stuttgart - Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat reinen Tisch gemacht. Seine Mitarbeiter sollten erstmals die Notwendigkeit von Straßenbauplänen auch vor dem Hintergrund der tatsächlichen Kassenlage bewerten. So sind von 734 Bauvorhaben aus dem Generalverkehrsplan des Landes von 2010 noch 123 übrig geblieben. Und auch die 158 Projekte, die für den Bundesverkehrswegeplan 2015 vorgeschlagen werden, hat Hermanns Ministerium sortiert.

Das Ergebnis aus Sicht der Region Stuttgart: Zunächst sollen die Projekte fertiggestellt werden, die schon angefangen sind. Das ist nicht selbstverständlich, wie das Beispiel B 464 zeigt. An den 7,2 Kilometern von Sindelfingen bis Renningen wird seit 2005 gebaut, und auch 2013 wird die Straße nicht fertig. Neu begonnen wurde die B 466 von Süßen nach Donzdorf (Kreis Göppingen).

Dann soll es mit fertig geplanten Bundesstraßen weitergehen: als Erstes mit der Altdorfer Kreuzung der B 464 in Holzgerlingen (Kreis Böblingen), dann mit dem B-10-Teilstück von Süßen-Ost bis Gingen-Ost, danach mit den 1,9 Kilometern B 14 von Nellmersbach bis Backnang-Waldrems. Nicht irritieren soll laut einem Sprecher des Landesverkehrsministeriums, dass die restlichen 6,2 Kilometer bis Backnang-West in keiner Liste stehen. „Dort sind noch Fragen etwa zum Knotenpunkt Waldrems ungeklärt“, so Edgar Neumann, „der Punkt wird später in die Liste aufgenommen.“

Die reduzierten Mittel sollen an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen

Da das Land für alle in Bau befindlichen Autobahnen und Bundesstraßen noch rund 700 Millionen Euro auf den Tisch blättern muss und die fertig geplanten Projekte ebenso viel kosten werden, bleibt für neue Pläne für die Jahre 2015 bis 2025 nicht mehr viel Spielraum. In den vergangenen Jahren flossen im Durchschnitt rund 230 Millionen Euro jährlich von Berlin nach Baden-Württemberg, künftig könnten es nach Vorgaben von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nur noch 120 Millionen Euro sein. Die reduzierten Mittel sollen an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen.

Die richtige Stelle sei in der Region Stuttgart zunächst einmal die B 27 zwischen Aichtal (Kreis Esslingen) und der A 8. Die 8,2 Kilometer, die von zwei auf drei Spuren je Fahrtrichtung ausgebaut werden sollen, sind der Aufsteiger unter den Vorschlägen für den sogenannten Bundesverkehrswegeplan. Der Plan ist aber nur eine Absichtserklärung dafür, was in nächster Zeit angegangen werden soll. Es gab auch schon Projekte, die dort als besonders wichtig drinstanden und doch wieder hinausflogen: etwa den Nordostring von der B 29 bei Waiblingen zur B 27 bei Kornwestheim. „Die B 27 auf den Fildern ist mit rund 80.000 Fahrzeugen täglich eine der höchstbelasteten Bundesstraßen Deutschlands“ begründet Edgar Neumann, weshalb auch ein grüner Verkehrsminister dafür gerne knapp 60 Millionen Euro investieren würde. In der grün-roten Landesregierung ist man sich einig, dass die zentralen Verkehrsachsen gestärkt werden sollen. So ist die B 27 zu den dringlichen Vorschlägen aufgestiegen – auf Platz fünf hinter vier Autobahnstücken im Bereich Karlsruhe und bei Heilbronn.

Bessere Karten hat Ausbau der A 81 zwischen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb

Gleich hinter der B 27 folgt ein neuer Vorschlag des Landes: Es will die A 81 zwischen Ludwigsburg-Nord und Stuttgart-Zuffenhausen von drei auf vier Spuren ausbauen – weil hier täglich rund 122.000 Pkw und Lkw zu oft Staus bringen. Der Abschnitt bis Pleidelsheim landet dagegen abgeschlagen auf dem 43. und letzten Platz.

Bessere Karten hat der Ausbau der A 81 zwischen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb, der auf Platz acht rangiert – aber nur, wenn Minister Peter Ramsauer die 120-Millionen-Ankündigung nicht wahr macht. Wenigstens sind sich die Städte Böblingen und Sindelfingen, der Landkreis Böblingen sowie das Land jetzt über die Aufteilung der möglichen Zusatzkosten für den A-81-Deckel einig.

Immer noch ungeklärt ist der sechsspurige Neubau des Albaufstiegs der A 8 von Mühlhausen bis Hohenstadt (Landkreis Göppingen), dessen Kosten das Land nun mit 468 Millionen Euro anstatt bisher 405 Millionen Euro angibt. Das Mammutprojekt wird aufgrund seiner hohen Kosten als Sonderfall aufgeführt, der von hoher Dringlichkeit ist.

Hier finden Sie die Übersicht über die Autobahn- und Bundesstraßen-Projekte, wie sie das Land nun priorisiert hat. Reicht der grüne Balken am rechten Rande bis zum entsprechenden Projekt, besteht die Hoffnung, dass das Projekt irgendwann zwischen 2015 und 2030 realisiert wird, weil so viel Geld im Schnitt in den letzten Jahren nach Baden-Württemberg floss. Wenn die mittelfristige Finanzplanung des Bundes wahr würde, gäbe es nur noch etwas mehr als die Hälfte der Mittel, dann zählte der rote Balken rechts.

Hier finden Sie die Übersicht, welche Landesstraßen-Projekte das Land in den nächsten 10 Jahren in Angriff nehmen bzw. finanzieren will. Wird so viel wie bisher ausgegeben, sind alle finanziert. Reihenfolge zählt, wobei man Neubau und Ausbau getrennt sehen muss, das läuft parallel.