Nur über Umwege gelangt man derzeit von Norden nach Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) hinein. In der Stadt gibt es so viele Baustellen, das der Verkehrsfluss stark beeinträchtigt ist. Wie es zu dieser Ballung kam und warum der Zustand weiter anhält.
Wer in den Sommerferien nicht in Urlaub fährt, muss sich zwangsweise mit den vielen Baustellen in den Kommunen auseinandersetzen. Die verkehrsarmen Sommermonate werden gern genutzt, um Straßen zu erneuern. Während es vielerorts ein oder zwei für Autofahrer ärgerliche Baustellen gibt, hat man in Kornwestheim in die Vollen gelangt.
Es gibt derzeit mehrere Sperrungen wegen der Verlegung von Fernwärmeleitungen, und zusätzlich laufen einige Großprojekte. Zuletzt kam die B 27-Brücke beim Autokino hinzu. Hier ist aber das Land verantwortlich und hat mit Ferienbeginn die Erneuerung des Bauwerks begonnen. „Wir sind uns schon bewusst, dass sich vieles gerade ballt in der Stadt. Wir haben deswegen auch schon ein Projekt verschoben“, sagt der Erste Bürgermeister Daniel Güthler. Grundsätzlich plane die Stadtverwaltung ihre Baustellen langfristig, sagt Dirk Maisenhölder, Fachbereichsleiter Tiefbau und Grünflächen. Dass die B27-Brücke auch noch in den Ferien zur Baustelle wird, hatte man deshalb nicht auf dem Schirm.
„Das Land musste nach der Überprüfung der Brücke handeln“, sagt Güthler, der dem Land keinen Vorwurf machen will. Klar ist aber auch, dass die Ballung an Baustellen derzeit in der Form nicht geplant war. Zumal durch die Sperrung der Ludwigsburgerstraße der Verkehr von Norden in die Stadt hinein hauptsächlich über die B 27 fließen soll, die nun eben noch ein Jahr lang nur eingeschränkt genutzt werden kann. „Den Ärger der Autofahrer kann ich absolut verstehen“, sagt Güthler. Andererseits gelte es etwa bei der Fernwärme oder anderen Ver- und Entsorgungsleitungen, nun zu handeln und diese zu erneuern. „Wenn der Strom ausfällt oder das Abwasser nicht abfließt, wäre der Ärger noch größer“, so der Erste Bürgermeister der Salamanderstadt.
Bis September für Autoverkehr gesperrt
Der erste, der den Ärger auch der Anwohner abbekommt, ist Wolfgang Plitzko. Er ist unter anderem der städtische Bauleiter bei der Baustelle in der Ludwigsburger Straße. Die Verbindung in die Kreisstadt ist noch bis September 2025 für den Autoverkehr gesperrt. Unter anderem geht es um Fernwärme, aber auch um andere Leitungen. Zudem wird die Kreuzung mit der Pflugfelder Straße erneuert, der Straßenraum insgesamt neu geordnet mit einer neuen Bushaltestelle und Fahrradstreifen. Plitzko berichtet von Gesprächen mit betroffenen Landwirten oder Gastronomen, die unter der Sperrung leiden und für die im Gespräch Lösungen gefunden wurden, damit sie weiterhin ihre Ziele ansteuern können.
Der Bauleiter kann auch erklären, warum gerade im nördlichen Teil der Ludwigsburger Straße kaum in der Baustelle gearbeitet wird. „Wir warten auf Rückmeldung vom Land“, sagt Plitzko. Mit den Leitungsarbeiten sei man weitestgehend fertig, nun gehe es darum, zu klären, wie der Straßenbelag erneuert werden soll. Diese Entscheidung trifft aber das Land, weil die Straße außerorts verläuft. „Vielleicht waren wir zu schnell“, mutmaßt Plitzko, denn an der Stelle sei man dem Zeitplan ein Vierteljahr voraus. Auch wenn ein Abschnitt fertig sein sollte, wird die Straße aber nicht wieder für den Verkehr geöffnet. „Die Leute haben sich inzwischen an die Verkehrsführung gewöhnt. Da macht es wenig Sinn, die Straße für ein paar Wochen zwischen den Bauabschnitten wieder freizugeben“, sagt der Bauleiter.
Neue Brücke aus Beton entsteht
Gut im Zeitplan liegt man laut Maisenhölder bei der anderen Großbaustelle im Ort: Dem 42 Millionen Euro teuren Abriss und Neubau der Großen Pflugfelder Brücke. Während von der Seite der Villeneuvestraße, wo ein Teil der Brücke bereits abgerissen ist, schon die Stützen für die neue Betonbrücke errichtet werden, beginnen in der Heinkelstraße gerade die Vorbereitungen für den Abbruch der restlichen Brücke. Mit schwerem Gerät werden dieser Tag Stützen tief in den Untergrund gegraben. „Das sind die Vorbereitungen für den Stellplatz des Krans, der dann die Brückenteile aushebt“, sagt Maisenhölder.
Umleitung über Ludwigsburg
Wie auf der anderen Seite wird die Brücke zerschnitten. Dann werden drei Teile ausgehoben. Das Ganze bedarf einer genauen Planung, weil die Bahn darunter in der Zeit nicht fahren kann. Das ist deshalb so knifflig, da die Brücke sich direkt vor dem Umschlagbahnhof befindet. „Das Schwierigste an dem Projekt war die Planung“, sagt Güthle und lobt Maisenhölder, der für das Projekt, das 2027 abgeschlossen werden soll, schon Jahre im Voraus die Sperrzeiten mit der Bahn klären musste. Als nächstes wird nun im Oktober der Kran für den Restabriss aufgebaut, der eine solche Dimension hat, dass nicht nur der Untergrund verstärkt werden muss, sondern auch die Heinkelstraße in den drei Tagen des Brückenaushubs Mitte Oktober gesperrt werden wird. Der für das Gewerbegebiet notwendige Lastverkehr werde über Ludwigsburg umgeleitet. Das sei mit der Barockstadt abgesprochen, sagt Maisenhölder.
Wie die Baustellen sich auf den Verkehr auswirken
Ärger
„Gerade zu Beginn von Baustellen, gibt es immer mal wieder Beschwerden. Mittlerweile haben sich die Kornwestheimer aber an die Umleitungen gewöhnt“, sagt Dirk Maisenhölder, Leiter des Tiefbauamts zu den vielen Baustellen in der Stadt derzeit. Probleme gab bei den Umleitungen allerdings mit Stauungen insbesondere am Knotenpunkt alter Markt bei der Innenstadt. Auch dass der Busverkehr wegen des Brückenabrisses gekappt wurde, bereitete Ärger.
Antworten
„Dank KI sind die Ampeln am Alter Markt nun besser eingestellt und es kommt zu weniger Stau“, sagt Maisenhölder. Für Anwohner im nördlichen Teil der Stadt im Gebiet „in den Obstgärten“ wurde ein Rufauto installiert, das einen Anschluss an den Busverkehr und die Verbindung ins Stadtzentrum erleichtert. Seit 1. August gibt es den Service, der laut Stadtverwaltung täglich bislang zwei bis dreimal genutzt wird.