Die Strümpfelbacher Straße ist eine von mehreren Straßen in den Neckarbezirken, die für ein nächtliches Tempolimit infrage kommen. Foto: Elke Hauptmann

Straßenlärm stört die meisten Menschen und gilt als Gesundheitsrisiko. Um Anwohner in besonders belasteten Straßen besser davor zu schützen, plant die Stadt die Einführung eines nächtlichen Tempolimits von 30 km/h.

Untertürkheim - Straßenlärm stört die meisten Menschen. Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich regelmäßig von ihm belästigt, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Umweltbundesamtes. Doch Straßenlärm stört nicht nur, sondern kann bei einem konstanten Geräuschpegel von mehr als 55 Dezibel auch krank machen. Ab diesem Wert spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO von einem ernsten Risiko für die Gesundheit. Die Folgen sind Schlafstörungen, Hörschäden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In Stuttgart hat man Handlungsbedarf erkannt. Im Lärmaktionsplan wurden Maßnahmen definiert, um die Belastung zu minimieren. Dazu gehören Tempolimits an Hauptverkehrsstraßen, an denen der Lärmpegel nachts im Mittel mehr als 60 Dezibel beträgt. Auf insgesamt knapp 80 Kilometern Strecke durch bewohnte Gebiete sollen Fahrzeuge künftig zwischen 22 und 6 Uhr nur noch mit höchstens 30 Kilometer pro Stunde fahren dürfen – dadurch könnten rund 15 500 Menschen entlang dieser Straßenzüge entlastet werden. Weitere rund 24 000 Einwohner Stuttgarts werden nach Angaben des Umweltamtes nachts mit einem Lärmpegel von 55 bis 60 Dezibel belastet – über die Anordnung von Tempo 30 in der Nacht in diesen Straßen soll allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Das Stadtgebiet verfügt über rund 500 Kilometer Hauptverkehrsstraßen, das gesamte Straßennetz ist rund 1500 Kilometer lang.

Gutachten für den Gemeinderat

Ein Gutachten, dessen Vergabe der Gemeinderat noch in diesem Jahr auf den Weg bringen soll, umfasst besonders lärmintensive Bereiche in der Innenstadt, in den nördlichen Stadtbezirken, in den Neckarbezirken sowie in den Filderbezirken. Dort wurden Straßenzüge in vier Kategorien eingeteilt: Priorität 1 steht für eine sehr hohe Lärmbelastung durch Straßen- und Stadtbahnverkehr, Priorität 2 für eine sehr hohe Straßenverkehrsbelastung, Priorität 3 für eine hohe Belastung durch Straßen- und Stadtbahnverkehr und Priorität 4 für eine hohe Straßenverkehrsbelastung (siehe Infokasten).

Anwohnerbefragung vorgesehen

Von der bis zu 100 000 Euro teuren Expertise erhofft sich die Stadtverwaltung Aussagen zum Beispiel darüber, ob ein solches Tempolimit in den festgelegten Straßen tatsächlich sinnvoll ist, ob Begleitmaßnahmen wie Umbauten und Blitzer nötig sind, ob es Ausweichverkehre geben und die Luftschadstoffbelastung gesenkt werden könnte. Auch Anwohnerbefragungen sind vorgesehen. Die Verwaltung geht davon aus, dass durch eine Verringerung der Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern auf 30 der Lärmpegel im Mittel um 2,5 Dezibel gesenkt werden kann.

Eine damit einhergehende Verstetigung des Verkehrsflusses würde eine zusätzliche Lärmminderung von 1,5 Dezibel im Mittel bringen. Nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) machen 50 Autos, die mit Tempo 50 unterwegs sind, so viel Lärm wie 100 Autos, die Tempo 30 fahren.