Wie könnte die angedachte Busspur, von der Häldenmühle kommend (Radweg oben), nahe der Bergkelterkreuzung an die L1100 angedockt werden? Das wird nun untersucht. Foto: Werner Kuhnle

Parallel zur überlasteten Straße zwischen Marbach und Murr ist eine Route nur für den Linienverkehr angedacht. Der Landkreis gibt nun eine erste Vorplanung in Auftrag.

Marbach/Bottwartal - Seit Jahrzehnten sind die stark frequentierten Straßen im Bottwartal sowie zwischen Murr und Marbach nicht nur Autofahrern, sondern gerade auch Buspassagieren ein Dorn im Auge – erreichen die Linienbusse doch immer wieder verspätet den S-Bahnhof in Marbach. Auf Initiative des Kreistags wurde daher 2017 eine Untersuchung zur Busbeschleunigung auf den Weg gebracht. Kurzfristig umsetzbare Lösungen wie verbesserte Ampelschaltungen entlang der Linie 460 zwischen Beilstein und Marbach, die sich daraus ergaben, werden nach Auskunft des Landratsamtes derzeit geplant und stehen vor der Umsetzung.

Da ein Gutachten aber – wenig überraschend – auch ergab, dass vor allem das Nadelöhr zwischen Murr und Marbach für die Zeitverzögerung sorgt, ist auch eine separate Busspur weiterhin Thema. Die Route ist auf dem Wirtschafts- und Radweg auf der anderen Murrseite entlang der Häldenmühle angedacht – jeweils mit Anknüpfungspunkten an den beiden Murrbrücken an der Murrmündung Richtung Marbach und an der Umgehungsstraße Richtung Steinheim. Noch befindet man sich ganz am Anfang der Planung. Und es ist ungewiss, ob es die Spur tatsächlich einmal geben wird.

Erste Vorplanung Zumindest wird das Vorhaben aber etwas konkreter. Der hierbei federführende Landkreis Ludwigsburg hat nun bei einem Ingenieurbüro eine Vorplanung in Auftrag gegeben um die Frage zu beantworten, wie die Busspur bei Murr zwischen der Bergkelterkreuzung und dem Steinbruch-Tunnel Richtung Steinheim auf die Umgehungsstraße treffen könnte. Angedacht ist hier nicht, die Bergkelterkreuzung umzubauen, sondern dass der Linienbus gleich den ganzen belasteten Abschnitt der L 1100 umfahren kann, teilt der Landratsamts-Sprecher Markus Klohr mit. Die für diese Vorplanung anfallenden Kosten belaufen sich auf rund 10 000  Euro, wofür der Landkreis und die Anliegergemeinden der Linie 460 gemeinsam aufkommen.

Grünes Licht auch aus Großbottwar Selbst aus Großbottwar kam hierfür nun Zustimmung – hatte der dortige Gemeinderat doch Anfang 2020 die Mitfinanzierung der kurzfristigen Verbesserungen abgesegnet, sich aber explizit dafür ausgesprochen, kein Geld für eine Busspur beizusteuern. Der Grund dafür war die Sorge, dass eine verbesserte Busverbindung die standardisierte Bewertung für die Bottwartalbahn derart beeinflusst, dass die Wahrscheinlichkeit einer Reaktivierung geringer wird. In Großbottwar möchte man im Nahverkehr aber voll auf den Schienenverkehr setzen, um Herr über den täglichen Verkehrskollaps zu werden.

Am Montagabend stimmte der Technische Ausschuss in Großbottwar dennoch der Mitfinanzierung der Vorplanung bei Gegenstimmen der beiden voll auf die Bahn setzenden SPD-Räte zu. Denn Bürgermeister Ralf Zimmermann hatte sich beim Landratsamt erkundigt, ob die Busspur die Chance auf die Bottwartalbahn verringern würde. „Das tut sie nicht, weil dadurch nicht mehr Busse fahren, sondern diese nur pünktlicher sind“, sagt der Bürgermeister, der sich hier auf eine schriftliche Antwort aus dem Kreishaus berufen kann. Und da die Bottwartalbahn noch lange nicht fahre, so das mehrheitlich herrschende Meinungsbild im Gremium, gelte es nun zumindest, diese Besserung herbeizuführen. „Sollten weitere Kosten aufkommen werden wir Ihnen dies aber wieder vorlegen“, versprach Ralf Zimmermann den Stadträten.

Der aktuelle Sachstand Zur Busspur liegt ein Gutachten zu möglichen Variantenkombinationen vor, von denen die Trasse entlang der Kläranlage die bevorzugte ist. Eine erste Kostenschätzung ergab 1,3 Millionen Euro. „Das Projekt ist nach dem Landesgemeindefinanzierungsgesetz förderfähig“, sagt Markus Klohr. Der Landkreis stimme sich derzeit mit den Anliegerkommunen und dem Regierungspräsidium ab, das parallel den Verkehrsabschnitt Pleidelsheim-Marbach untersuchte und Umbauten etwa an der Marbacher Oehler-Kreuzung anstrebt.

Umbau der Oehler-Kreuzung Die Kreuzung unter dem Neckarviadukt ist ebenfalls ein bremsendes Element der Busverbindung zwischen Marbach und dem Bottwartal. Wie im weiteren Verlauf Richtung Murr ist sie täglich überlastet, weshalb das Land hier baulich tätig werden möchte – nicht nur der Busse wegen. Nachdem es bereits 2014 ein Gutachten vom Regierungspräsidium gegeben hatte, wurde dieses zuletzt überarbeitet und „leicht nachjustiert“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Das Ergebnis liegt der Stadtverwaltung inzwischen vor, der nächste Schritt wird sein, dass sie und das Regierungspräsidium sich darüber abstimmen. Voraussichtlich im Frühjahr werde das Thema dann dem Gemeinderat vorgelegt, so Jan Trost.

Details zum überarbeiteten Gutachten möchte der Bürgermeister daher vorab nicht preisgeben. Die Bedeutung des Vorhabens sei aber groß. Nicht nur wegen der Gartenschau 2033. „In Neckarweihingen wächst die Wohnbebauung stetig, es wollen also immer mehr Menschen zur Autobahn.“

Sachstand zur Busverbindung von Steinheim nach Winnenden

Entlastung erhofft
Im Frühjahr des vergangenen Jahres ist von den Freien Wählern angeregt worden, eine Buslinie von Steinheim über Erdmannhausen und Affalterbach nach Winnenden zu führen. Ein Ziel ist es, dank des dann zusätzlichen Anschlusses an den Bahnhof Erdmannhausen eine bessere Verbindung zur S-Bahn und eine Verkehrsentlastung zwischen Murr und Marbach herbeizuführen – weshalb die Kommunen im Bottwartal gar für eine Fortführung der Linie über Steinheim hinaus Richtung Beilstein warben.

Verkehrliche Bewertung
Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) unternahm für die Verbindung eine verkehrliche Bewertung. Die hatte sich coronabedingt verzögert. Seit Sommer ist sie laut VVS-Sprecher Niklas Hetfleisch aber abgeschlossen und an den Landkreis Ludwigsburg übermittelt worden. Hier findet nun die Abstimmung mit den Kollegen vom Rems-Murr-Kreis statt. Zeigen wird sich noch, ob die Linie im Nahverkehrsplan Beachtung finden wird.