Geht mit seiner Asien-Politik in die Offensive: US-Präsident Donald Trump – hier mit seinem Stellvertreter Mike Pence während einer Ansprache im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses. Foto: AP

Charme-Offensive für Nordkorea, Strafe für China und Indien: All das wird US-Präsident Donald Trump vor Augen führen, was er an den Europäern hat, meint StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart. - Jetzt geht er richtig steil. Donald Trump umgarnt Nordkorea, dessen Diktator Kim Jong Un er treffen will, mit einer Charme-Offensive. Zugleich bestraft er Europäer – namentlich die Deutschen –, Chinesen oder Inder mittels Strafzöllen auf Stahl- und Aluminium-Einfuhren.

Wetten? Die Erfahrungen, die Trump mit dieser Politik in Asien machen muss, werden ihn darauf stoßen: Amerika findet seine besten Freunde eben doch noch immer in Europa.

Erfolgreiche Hü- und Hott-Politik

Warum? Im Umgang mit Nordkorea erlebt Trump auf Schritt und Tritt: Nato-Statut, Regularien der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, EU-Vertrag – dergleichen gibt es nicht in Asien. Kein Zufall, dass Spannungen und Aufrüstung in diesem Teil der Welt derzeit besonders groß sind. Sollte sich die Einladung Kims nur als ein weiteres Kapitel jener Hü-und-Hott-Politik entpuppen, mit der sich Nordkorea seit Jahrzehnten erfolgreich wichtig macht, dann gibt es kein Forum, den Diktator einzubinden, einzuhegen. Abgesehen von Japan auch kaum Verbündete gegen ihn.

Trump provoziert seine Geldgeber

Außerdem läuft der US-Präsident, der Handelskriege für leicht gewinnbar hält, große Gefahr, von China zurecht gestutzt zu werden. Schließlich kontrolliert die Kommunistische Partei Chinas den weltgrößten ausländischen Bestand an US-Staatsanleihen. Und trägt so wesentlich zu Trumps Handlungsfähigkeit bei. Wenn nun ausgerechnet er die Freiheit des Welthandels einschränkt, die China so dringend braucht, dann wird es ihn diese Abhängigkeit spüren lassen.

An sich müsste das alles reichen, um Trump von der Notwendigkeit besserer Beziehungen nach Europa zu überzeugen. Doch wer wollte darauf wetten?

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de