Wie der silberne Wagen parkte auch Otto Kettmann sein Auto an der Paracelsusstraße und erhielt dafür ein Knöllchen. Foto: Judith A. Sägesser

Jeden Donnerstag parken Elterntaxis kreuz und quer an der Paracelsusstraße; dann lösen sich dort zwei Kinder-Sportgruppen ab. Jüngst gab’s eine Runde Knöllchen.

Plieningen - Das war teurer als jedes Parkhaus in der Innenstadt. Wie jede Woche hat Otto Kettmann vor Kurzem an einem Donnerstag sein Kind vom Sport abgeholt. Zwei Kinder-Gruppen des TV Plieningen turnen am Nachmittag nacheinander in der Sporthalle des Paracelsus-Gymnasiums. Wenn sich die Gruppen ablösen, wimmelt es an der Paracelsusstraße von Elterntaxis. „Es ist wenig Platz zum Parken“, sagt Kettmann. In der Not stellen sich die Eltern für „die paar Minuten“ überall hin. An jenem Nachmittag haben er und andere das bereut. Als sie die Sporthalle verließen, flatterten hinter ihren Scheibenwischern Knöllchen: 15 Euro waren fällig.

„Ich stand ganz klar im Halteverbot“, gibt Otto Kettmann zu. Er hatte seinen Wagen kurzerhand in der Halteverbots-Zone gegenüber der Einfahrt zum Perlgrasweg abgestellt. Auch noch hangabwärts entgegen der Fahrtrichtung. „An meinem falschen Parken gibt es keinen Zweifel“, sagt der Steckfelder. Das Bußgeld habe er auch schon bereitwillig an die Stadt überwiesen. Es ärgere ihn aber, dass zufällig genau in dem kurzen Zeitfenster kontrolliert wurde. „Ich hatte den Eindruck, das hat System“, sagt Kettmann. Die Polizei habe offensichtlich darauf abgezielt, in kurzer Zeit möglichst effektiv Strafzettel zu verteilen, mutmaßt er. Er hätte mehr Verständnis erwartet, zumal es sich nur um wenige Minuten handle. „Man ist immer froh, wenn man die Kinder eingepackt hat“, sagt er.

Wegschauen geht nicht

Olaf Daiß kann die Vermutung des Vaters, es sei eine gezielte Aktion gewesen, entkräften. „Ich bin an diesem Tag zufällig vorbeigekommen“, sagt der Leiter des Plieninger Polizeipostens. Wegschauen könne er nicht, wenn derart viele Vergehen auf einmal begangen würden. „Eine ganze Reihe Fahrzeuge hat im Halteverbot oder im Kreuzungsbereich geparkt“, sagt er. „Es war sogar so eng geparkt, dass die Autos nicht mehr aneinander vorbeigekommen sind.“ Eine Schwerpunktaktion sei es jedenfalls nicht gewesen, es lägen auch keine Beschwerden von Anwohnern vor, die über die Situation an Donnerstagen klagen. Auch das Ordnungsamt habe keine Beschwerde erreicht, sagt Joachim Elser, der Leiter der Verkehrsüberwachung.

Ein Anwohner des Perlgraswegs, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weiß, dass die Gemüter einiger Anwohner aber sehr wohl erhitzt sind. Nicht nur donnerstags sei die Situation verheerend, sagt er. „Jeden Morgen parken die Eltern die Kreuzungsbereiche zu.“ Das führe dazu, dass man beim Abbiegen kaum noch etwas sehe. „Dass da noch kein Kind überfahren wurde, ist ein Wunder“, sagt er.

Wenn das Ordnungsamt zur Paracelsusstraße ausrücke, kontrolliere man im Übrigen eher die Geschwindigkeit des fahrenden Verkehrs als den stehenden Verkehr, sagt Joachim Elser vom Ordnungsamt. Gerade vor den Schulen sei es noch wichtiger, dass sich die Autofahrer an die Tempo-30-Regel halten.