Der Historiker Erich Viehöfer befürchtet, dass er das Strafvollzugsmuseum bald für immer wird zusperren müssen. Foto: factum/Granville

Der Förderverein des Ludwigsburger Strafvollzugsmuseums und die Stadt suchen ein neues Quartier für die einzigartige Sammlung, die bis dato im Gebäude Schorndorfer Straße 38 untergebracht ist. Bis September muss eine Lösung gefunden werden, sonst droht dem Museum das Todesurteil.

Ludwigsburg - Viele Besucher wollen unbedingt in die Zelle, in der anno dazumal die Verbrecher weggesperrt worden sind. Andere Gäste des Strafvollzugsmuseum in Ludwigsburg möchten die Guillotine sehen. Und manch einer bekommt beim Anblick der Apparatur eine Gänsehaut – spätestens wenn er liest, dass durch dieses Fallbeil elf Menschen ihr Leben verloren haben. Der letzte wurde im Jahr 1949 in Tübingen hingerichtet.

Der Leiter des Museums im Gebäude Schorndorfer Straße 38, Erich Viehöfer, hat zu jedem seiner Exponate eine Geschichte parat. Der 66 Jahre alte Historiker betreut die Sammlung seit rund drei Jahrzehnten. Lange hat er als Angestellter gearbeitet. Seit einem Jahr ist Viehöfer zwar im Ruhestand, aber er schafft einfach weiter. Besonders stolz ist der schmächtige Mann mit dem freundlichen Lächeln auch auf jene Gegenstände, die im Obergeschoss des imposanten Gebäudes zu sehen sind: etwa die selbst gebaute Destillieranlage für Alkohol und der gebastelte Kocher. Gefunden wurden diese kuriosen Gebilde in Stammheim in den Zellen der Rote-Armee-Fraktion-Terroristen Jan-Carl Raspe und Andreas Baader.

Vorsitzender Layher: „Wir hängen in der Luft.“

Das Gebäude, in dem das Museum einquartiert ist, wurde 1748 gebaut. Zunächst diente es als Knast, später wohnten Vollzugsbeamte in dem Haus, das früher Eigentum des Landes Baden-Württemberg war. Doch die Immobile ist längst verkauft worden. Die Besitzverhältnisse haben offenbar mehrfach gewechselt, und das ist das Problem. Beim Verkauf wurde zwar vereinbart, dass das Museum die Räume weiter nutzen darf – aber nur bis September 2017.

„Wir hängen in der Luft“, sagt der Vorsitzende der Fördervereins des Museums, Heinz Layher. Die „Bild“-Zeitung hatte für die Ausstellung kürzlich zwar schon das „Todesurteil“ verkündet. Doch so weit ist es (noch) nicht. Ein Urteil ist nicht gesprochen. Layher und Viehöfer hoffen, dass das Museum womöglich sogar in dem Gebäude bleiben darf. Man habe bei der Gesellschaft, die die Immobilie verwalte, angefragt, aber keine Antwort erhalten. Wie zu hören ist, hatten die Besitzer eigentlich den Plan, in dem Gebäude eine weitere Pflegestation für das benachbarte Seniorenstift unterzubringen.

Erich Viehöfer sagt, ihm sei zu Ohren gekommen, dass die Sanierung und der Umbau der denkmalgeschützten Immobile aber viel zu teuer kämen. Aus seiner Sicht wäre es für die Eigentümer des Hauses womöglich die beste Lösung, wenn das Museum zumindest mittelfristig erhalten bliebe, denn dann würden die Räume wenigstens geheizt.

Die Stadt ist zuversichtlich, eine Lösung zu finden

Der Sprecher der Stadt Ludwigsburg, Peter Spear, erklärt auf Anfrage, dass das Land, die Stadtverwaltung und der Förderverein „größtes Interesse daran haben, dass das Strafvollzugsmuseum auch künftig seine Inhalte präsentieren kann“. Man habe eine Arbeitsgruppe gegründet und wolle „zügig einen geeigneten Standort in Ludwigsburg“ finden. Die Frage, ob die Vertreter der Stadt denn zuversichtlich seien, in den nächsten Monaten eine neue Bleibe für das einzigartige Museum in der Barockstadt aufzutun, beantwortet der Spear mit einem deutlichen „Ja“. Der Vorsitzende des Fördervereins Layher ist nicht ganz so optimistisch. Er erklärt: „Es gibt bislang keine Lösung“ und hofft, dass die Stadt beim nächsten Treffen der Arbeitsgruppe konkreter wird.

Unterdessen will Erich Viehöfer sein Museum vorerst weiter betreuen. Er stehe aber nicht mehr ewig zur Verfügung, so der Historiker. Der Trägerverein sei längst zu einem Betreiberverein geworden. Das, sagt er, müsse sich wieder ändern.