Mehr als 58 000 Stolpersteine sind bislang in Deutschland verlegt worden. Sie erinnern an Opfer des Nationalsozialismus. Foto: dpa

Während des Zweiten Weltkrieges waren auf der Schlotwiese zahlreiche Zwangsarbeiter untergebracht. Sie mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten. Viele von ihnen sahen ihre Heimat nie wieder.

Zuffenhausen - Am Freitag, 1. Juli, verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig in Stuttgart 31 Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Auch nach Zuffenhausen wird Demnig kommen: Um 9 Uhr startet er an der Hirschsprungallee 18 auf der Schlotwiese mit seiner Aktion. Dort wird er sechs Steine zum Gedenken an ermordete Zwangsarbeiter verlegen.

Stefan Gorski, Peter Czornopyski, Franz Kirylczuk, Johann Hadam, Iwan Makarsky, Adolf Seruga – diese sechs Namen stehen stellvertretend für viele Tausend Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland verschleppt worden und die durch unmenschliche Bedingungen ums Leben gekommen oder hingerichtet worden sind. Die oben genannten Männer stammten aus Polen und der Sowjetunion, sie waren im Lager auf der Zuffenhäuser Schlotwiese untergebracht. Von dort sind sie ins Gestapogefängnis nach Welzheim transportiert worden, wo sie am 19. Mai 1943 hingerichtet wurden.

Schon seit 1938 herrschte in Stuttgart vor allem in der Rüstungsindustrie Arbeitskräftemangel, der nach Kriegsbeginn noch größer wurde. Immer mehr Arbeiter mussten zur Wehrmacht. Um die Produktion nicht zu gefährden, mussten sie ersetzt werden. Da Deutschland damals militärisch erfolgreich war und zahlreiche Länder besetzt hatte, so der Grundgedanke der NS-Machthaber, könnten Kriegsgefangene als Arbeiter fungieren, aber auch ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland verbracht und dort als Zwangsarbeiter eingesetzt werden.

Geringe Vergehen wurden hart bestraft

Einer der Unternehmer, der davon profitierte, war Ferdinand Porsche. In einem Schreiben von Heinrich Himmler an Oswald Pohl, den Leiter des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes (WVHA), ist nachzulesen, dass Porsche den Reichsführer besucht habe und 3500 Arbeitskräfte „für die Fabrikation einer Geheimwaffe“ brauche.

Nicht nur Porsche errichtete Baracken für Zwangsarbeiter, auch die Heinkel-Flugmotorenwerke (ehemals Hirth) bauten 18 Baracken auf der Schlotwiese, etwas später errichtete dann die Stadt Stuttgart ein Lager für Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten. War die Schlotwiese früher ein beliebtes Erholungsgebiet für die Bevölkerung gewesen, so schien sie nun den Firmen für die Unterbringung von Zwangsarbeitern geeignet, da sie nahe an den Rüstungsfabriken lag.

Für Zwangsarbeiter aus dem Osten gab es während der NS-Zeit ein speziell geschaffenes Sonderstrafrecht. Schon bei geringen Vergehen wurden sie sehr hart bestraft. Zudem quälte sie ständiger Hunger und die Angst vor alliierten Luftangriffen, da sie während der Bombenabwürfe im Lager bleiben mussten und keine Schutzräume aufsuchen durften.

Laut Zeugenaussagen sind im Zuffenhäuser Stadtwald mehrere russische und polnische Zwangsarbeiter an einem Baum aufgehängt worden. Dass die Gestapo (Geheime Staatspolizei) aber sechs Arbeiter aus dem Lager auf der Schlotwiese abholte und zur Ermordung nach Welzheim brachte, erscheint sehr ungewöhnlich. Was sich die Männer haben zu Schulden kommen lassen, ist heute nicht mehr bekannt. Man kann aber ahnen, dass ihr Tod schrecklich gewesen sein muss: Die Fallhöhe des Galgens in Welzheim war so gering, dass die Opfer langsam und qualvoll erstickten.