Mit einer vorgesetzten Begrünung, die nicht in Kontakt mit dem Mauerwerk kommt, soll laut CDU-Antrag die rote Außenwand des Stadtarchivs verschönert werden.

Bad Cannstatt - Binnen zwei Jahren hat die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH an der Ecke Reichenbach-/Morlockstraße für 13 Millionen Euro insgesamt 65 neue Wohnungen, eine Kita für zwei Gruppen sowie eine Tiefgarage mit 72 Stellplätzen gebaut. Und wer einmal in den Innenhof spaziert, der steht plötzlich vor einer nicht zu vermutenden Grünoase; und das inmitten des Veielbrunnengebiets, wo Grün fast schon ein Fremdwort ist. Keine Frage, die Bewohner des kleinen Neubauquartiers – Erstbezug war Ende 2016 – fühlen sich pudelwohl. Wenn da nicht die riesige, rote und fensterlose Wand des Stadtarchivs wäre. Kein schöner Anblick, wenn die Wohnungsbesitzer morgens auf ihren Balkon treten, um den Tag willkommen zu heißen.

So ähnlich erging es vor einigen Tagen Mitgliedern des Gemeinderats, die sich im Arbeitskreis Spielflächen engagieren und sich bei einer Stadtbezirksrundfahrt informieren wollten, wo denn überall in Sachen Spielflächen der Baum brennt und wo nicht. „Wir warfen auch einen Blick in den Innenhof der SWSG-Bauten“, so Beate Bulle-Schmid, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU. Die meisten traf schier der Schlag, als sie die rote Wand erblickten. „Diese große, kahle Fläche wirkt in diesem Idyll einfach nur hässlich und störend“, so Bulle-Schmid.

Wertvolles hinter der Mauer

Allerdings machte der Verwaltungsmitarbeiter, der die Rundfahrt begleitete, keine Hoffnung auf Besserung. Denn bei besagter Wand handelt es sich um eine Spezialanfertigung eigens für das Stadtarchiv. Der Grund: Hinter den Gemäuern befindet sich wertvolles und vor allem hochsensibles Material, das nun einmal ein gleichbleibendes Klima benötigt. „Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass die Verantwortlichen des Stadtarchivs keine Begrünung wünschen“, so die CDU-Stadträtin. Vor allem keine, die in direktem Kontakt zur Wand steht und dadurch Einfluss auf das Klima innerhalb des Stadtarchivs nehmen könnte. Dennoch herrscht für die CDU-Fraktion Handlungsbedarf und sie hat auch eine Lösung parat. „Wir sind der Meinung, dass eine vorgesetzte Begrünung, die nicht am Stadtarchiv selbst befestigt ist, eine gute Lösung wäre und sowohl zur Verbesserung des Stadtklimas, als auch zu einer optischen Verbesserung beitragen würde“, so Beate Bulle-Schmid. Und da dies technisch machbar sei, beantragt die CDU, die kahle Wand des Stadtarchivs durch eine vorgesetzte Begrünung zu verdecken – natürlich ohne in das Gemäuer des Stadtarchivs einzugreifen.