Störche, hier auf dem Schulergebäude, sind seltene Gäste im Kreis. Foto: Klaus Nonnenmacher

Der Flächenfraß im Kreis Göppingen macht dem Storch das Leben schwer, erklärt der Naturschutzbund. Deshalb kommen die Vögel nur zur Stippvisite vorbei.

Göppingen - Störche sind auf dem Schuler Innovationtower gesichtet worden, diese Neuheit hat sich unter den Vogelkundlern in der Stadt in Windeseile verbreitet. Die Stippvisite auf einem der höchsten Türme der Stadt zeugt zumindest von Weitsicht, denn der zwölf Stockwerke umfassende und 54 Meter hohe Büroturm verspricht einen der schönsten Blicke über die Stauferstadt.

Die Störche kommen nur zur Stippvisite

Weißstörche haben in Göppingen und Umgebung allerdings Seltenheitswert, erklärt der Vogelkundler Wolfgang Rapp, der den Naturschutzbund (Nabu) Göppingen leitet. Nur alle paar Jahre tauchten Störche in den Spätsommerwochen sozusagen auf der Durchreise in den Süden auf. Baden-Württemberg liege auf der Westroute, die die von Norden kommenden Zugvögel über Frankreich und Spanien führt.

Meist hielten sich die Tiere nur wenige Tage im Kreisgebiet auf. Immer wieder erhalte er Fotos von Kreisbewohnern, die einen Storchbesuch im Foto festgehalten haben, zum Beispiel im vergangenen Jahr, als eine Bürgerin in Uhingen-Sparwiesen einen Storch in ihrer Fichte im Garten ablichtete.

Der Flächenfraß macht dem Storch das Leben schwer

Ein brütendes Adebarpaar kann der Kreis allerdings schon seit vielen Jahren nicht verzeichnen. Vermutlich eine der letzten Bruten sei in den Nachkriegsjahren in Heiningen beobachtet werden. „Es gibt filsauf- und filsabwärts keine Horste von Störchen“, das habe eine spontane Umfrage unter den Vorsitzenden der übrigen Nabu-Gruppen im Kreis Göppingen ergeben, berichtet Rapp. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass der Storch eines Tages in den Kreis zurückkehre, doch dazu benötige der Schreitvogel eine geeignete Futtergrundlage. Diese sei angesichts der zunehmenden Zersiedelung der Landschaft immer seltener zu finden, beklagt der Naturkundler. Seit Jahren kritisiert er den anhaltenden Flächenverbrauch im Kreis Göppingen und damit die Zerstörung der Lebensgrundlage zahlreicher Tierarten wie Insekten und Vögel. Die Schreitvögel mit dem sympathischen Image benötigen nun mal „möglichst großflächige feuchte Wiesen, wo sie neben Mäusen und Ratten vor allem gerne Frösche, Blindschleichen und Ringelnattern verspeisen“, sagt Rapp.

Auch auf dem Museum Storchen gibt es keine Brutstelle

Ins Reich der Fabel muss übrigens das Gerücht verwiesen werden, dass der Beiname Storchen für das Städtische Museum Göppingen auf brütende Störche auf dem Dach des ältesten Göppinger Wohnhauses zurückgehe. Das Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem einst eine Weinstube residierte, war lediglich Treffpunkt des Fasnachtsvereins Storchiana.