Ein Adebar hat das Nest auf dem Großbottwarer Rathaus begutachtet. Foto:  

In Pleidelsheim hat ein neues Pärchen zusammengefunden, das auch schon brütet. In Großbottwar hat sich bis dato wieder kein Storch angesiedelt.

Pleidelsheim/Großbottwar - Im Pleidelsheimer Wiesental konnte man in den vergangenen Jahren stets aufs Neue ein in unseren Gefilden eher ungewöhnliches Naturschauspiel beobachten: Ein Storchenpaar päppelte in dem Schutzgebiet seinen gefiederten Nachwuchs auf. Das Vogelglück zerplatzte allerdings 2020 auf bittere Weise, als das Weibchen an einem Strommasten verunglückte und verendete. Es schien also so, als könnten damit die Zeiten vorbei sein, in denen im Wiesental die Adebare klappern. Doch wie der Ludwigsburger Ornithologe Claus König nun vermeldet, hat das Männchen Mitte März eine neue Gefährtin gefunden – die aller Wahrscheinlichkeit nach auch schon Eier gelegt hat.

Ende April dürfte das Schlüpfen beginnen

Sehen könne man das Gelege hoch oben in dem Baum selbstredend nicht, konstatiert der Fachmann. „Aber am Verhalten der Störche kann man erkennen, dass gebrütet wird“, erklärt er. König schätzt, dass die kleinen Vögel bis gegen Ende April ihre Köpfchen herausstrecken und geschlüpft sein werden. Um wen es sich bei neuen Adebarfrau genau handelt, kann der ehemalige Leiter der Vogelschutzwarte in Ludwigsburg nicht sagen. „Ich vermute jedoch, dass es sich um eine Tochter des männlichen Tieres handelt“, sagt König. Was im Menschenreich ein ungeheuerlicher Skandal und ein schlimmer Straftatbestand wäre, ist allerdings bei Adebaren kein Aufreger, beruhigt der Ornithologe. „Das ist bei Wildtieren nicht so schlimm“, erklärt er im Hinblick auf den genetischen Pool. Anrüchig ist überdies auch nicht, dass sich das männliche Exemplar zuvor schon auf andere Techtelmechtel eingelassen hat, ehe es mit der jetzigen Partnerin richtig ernst wurde.

Weiter Storchenflaute in Großbottwar

In Großbottwar wäre man froh, wenn sich auf den Dächern und in den Nestern der Stadt ähnliche amouröse Aktivitäten zutragen würden. Es hat inzwischen auch schon fast tragische Züge, was man in der Kommune alles unternimmt, um den Wappenvogel wieder heimisch zu machen, und doch jedes Jahr die Hoffnung darauf platzt wie eine Seifenblase. Auch heuer wurden die Horste auf der Gemarkung hübsch herausgeputzt, um den Störchen das Verweilen schmackhaft zu machen. Doch gebrütet hat bis heute kein Paar in einem der Horste. Adebarexperte Dieter Fischer geht davon aus, dass es in dieser Saison auch nichts mehr damit wird.

Seine reichhaltige Erfahrung mit den imposanten Vögeln hat ihn gelehrt: Wenn die Tiere nicht bis spätestens zwischen dem 6. und 8. April Kurs auf ein Nest nehmen, dann wird auch im restlichen Frühjahr nichts mehr draus. Und da dieses Zeitfenster inzwischen zu ist, hat Dieter Fischer für die laufende Saison die Hoffnung auf eine Wiederansiedlung aufgegeben. „Mir wäre es anders auch lieber“, sagt der ehemalige Geschäftsführer des Freizeitparks Tripsdrill.

Grund zur Zuversicht

Dabei bestand zwischenzeitlich durchaus Grund zur Zuversicht. „Es gab am Karsamstag eine Storchen-Sichtung auf dem Rathausdach in Großbottwar“, berichtet der Bürgermeister Ralf Zimmermann am Telefon. Eine junge Bürgerin habe sogar ein Foto von der Begebenheit geschossen. „Er hat sich aber das Nest nur angeschaut und ist dann leider weitergeflogen“, bedauert Ralf Zimmermann. Eine Episode, die auch Dieter Fischer zugetragen wurde. Er kann aber nur spekulieren, wohin es den Adebar nach seiner Stippvisite in Großbottwar verschlagen hat und was es mit ihm auf sich hat. „Es könnte ein Einzelgänger oder ein junger Storch sein, der Anschluss sucht“, sagt der Winzerhäuser, der ganz in der Nähe seines Wohnorts, beim Abstetterhof, am Donnerstagmorgen ein weiteres Exemplar beobachtet hat.

Vergeblich wartet man auch in Ludwigsburg darauf, dass sich in dem Horst in den Zugwiesen ein Adebarpaar niederlässt. Dort hätten zuletzt nur Nilgänse, aber keine Störche Station gemacht, berichtet Claus König.