Foto: Achim Zweygarth

Bachelor-Studenten entwerfen ein Konzept für den Stöckachplatz.

S-Ost - Der Stöckachplatz macht seinem Namen keine Ehre, denn ein Platz als solcher ist nicht vorhanden. Vor der Bäckerei und der Metzgerei befinden sich Parkplätze und eine Wendeplatte, die von einigen Bäumen umgeben sind. „Aus stadtplanerischer Sicht wird der Platz bisher völlig vergeudet“, findet Cornelia Bott, die freie Landschaftsarchitektin und Professorin im Studiengang Stadtplanung an der Hochschule Nürtingen ist. „Hier schlummert noch einiges“, sagt sie.

33 ihrer Bachelor-Studenten arbeiten an einem Konzept zur Verschönerung des Stöckachplatzes. Im Rahmen ihres Studienfaches „Entwerfen“ beschäftigen sie sich während des Sommersemesters 2012 theoretisch und praktisch mit der Neugestaltung des Platzes. Die Aufgabenstellung lautet dabei wie folgt: „Wie kann der Platz wieder zum Leben erweckt werden, um als urbaner Freiraum innerhalb der Stadtstruktur wahr- und angenommen zu werden“.

Jeder Student entwirft dabei ein eigenes Konzept. In einem sind sich bisher aber alle einig: Die Autos vor den Geschäften müssen weg. Als Alternative haben einige Studenten ein Parkhaus auf dem Gelände der Hauswirtschaftlichen Schule vorgeschlagen oder versucht, eine Tiefgarage in ihrem Modell umzusetzen.

Kooperation mit Künstlerin

Das Besondere an dem Studentenprojekt ist, dass die Studenten mit einer Künstlerin kooperieren. Ulrike Beck hat für ein Semester die künstlerische und methodische Leitung übernommen. Von ihr stammt auch die Idee für das Projekt. Da Ulrike Beck nicht nur seit längerer Zeit ihr Atelier am Stöckach hat, sondern sich auch im Rahmen des Stöckach-Treffs für den Stadtteil engagiert, kennt sie die Bedürfnisse der Bürger vor Ort. „Die Entwürfe sollen die Wünsche der Anwohner einbeziehen“, sagt die Künstlerin, die in den vergangenen Jahren schon mehrfach mit Cornelia Bott zusammengearbeitet hat.

Die Studenten haben vorab zehn ausgesuchte Interviewpartnern sowie Ladenbesitzer und soziale Einrichtungen befragt. Auch einen Info-Stand hatte Beck mit den Studenten aufgebaut. Dort konnten Passanten ebenfalls einen Fragebogen ausfüllen sowie erste Modelle begutachten. „Die Beteiligung war insgesamt rege und die Studenten konnten viele Ideen mitnehmen“, berichtet Beck. Natürlich gab es nicht nur positive Rückmeldungen. Oft sei auch gleich das obligatorische „des brauchet mir ed“ gekommen, sagt sie. Viele wünschen sich dennoch einen neuen Platz, wie die Auswertung der Fragebögen ergeben hat. Mit der Einbeziehung der Bürger hat auch Cornelia Bott einen ungewohnten Weg eingeschlagen.

Ein großes Manko am Stöckachplatz sieht die Landschaftsarchitektin darin, dass die Verkehrsfläche für Autos und Stadtbahnen viel Raum einnimmt. Einen weiteren Konflikt sieht sie in dem Parkplatz, der von hohen Bäumen umgeben ist. „Tagsüber ist der Platz im Schatten, in der Nacht bilden die Bäume einen Angstraum“, so die Meinung Botts. Auch der Lärm sei ein Problem, das die Studenten in ihrer Arbeit lösen müssen. Das könne über eine Lärmschutzwand, einen Baum oder Wasserspiele geschehen. „Oder man unternimmt bewusst nichts gegen den Lärm, so wie es in Berlin am Alexanderplatz oder an der Champs-Élysées in Paris gemacht wurde“, sagt Bott. Damit die Studenten ein Gefühl für den Lärm bekommen, hat Ulrike Beck sie mit verbundenen Augen über den Platz laufen lassen. „So können sie direkt die Akustik spüren und was diese mit einem macht“, erklärt die Künstlerin.

Keine eins-zu-eins-Umsetzung

Die Entwürfe der Studenten sollen, so wünschen es sich Bott und Beck, später eine Grundlage für Planungen der Stadt bilden. „Das Ziel ist jedoch nicht eine eins-zu-eins-Umsetzung“, sagt Beck. Bisher zeige sich das Stadtplanungsamt sehr interessiert an den Arbeiten, sagen die beiden Betreuerinnen.

Heute um 17 Uhr präsentieren die Studenten ihre Arbeiten in der Galerie Ulrike Beck in der Stöckachstraße 7. Bis zum Samstag, 9. Juli 2012, können Besucher dort die Entwürfe anschauen.