Substitution ermöglicht Drogenabhängigen ein fast normales Leben. Die Aktion Weihnachten hilft. Foto: dpa

Seit Jahren verbringen Aids- und Drogenkranke eine Ferienwoche gemeinsam mit ihren Kindern wie auch nicht Betroffenen. Nun steht der Ausflug auf dem Spiel, weil kaum noch für HIV-Kranke gespendet wird.

Stuttgart - Methadon und andere Heroinersatzstoffe haben das Leben Süchtiger verändert. Viele gehen arbeiten, ohne dass Kollegen von ihrer Sucht wissen, andere können ihr Familienleben aufrecht erhalten. Frau L. zum Beispiel holt sich ein Mal die Woche ihren Ersatzstoff ab und ist heute dadurch in der Lage, ihre Kinder zu versorgen.

Durchgehalten wegen der Kinder

Ohne Heroinersatzstoff wäre sie vermutlich wieder obdachlos wie damals, als sie ihre Eltern verließ, weil es dort nur „Stress“ gegeben habe. Die junge Frau landete in einem Sozialhotel, dann in einer Wohngruppe, zuletzt drogensüchtig und auf der Straße, dazu schwanger von ihrem ebenfalls drogensüchtigen Freund. Damals entschied sie sich für eine Trennung und für das Substitutionsprogramm.

Seither hält sie verlässlich den Kontakt zu Uwe Volkert, der den Verein Brücke leitet. Der Verein unterstützt die Seelsorge für aids- und drogenkranke Menschen. Die Aufenthaltsräume und Kaffeenachmittage in der Büchsenstraße sind gut frequentiert, der Beistand in Alltagsfragen und seelsorgerlichen Dingen wird geschätzt.

Für etliche Besucher ist die Brücke der einzige Anlaufpunkt. „Wer keinen Beikonsum will, zieht sich zurück von den Bekannten aus der Szene“, sagt Uwe Volkert. Auch Frau L. hat das gemacht: „Ich habe durchgehalten wegen der Kinder.“ Sie hat sie von Suchtmitteln ferngehalten, so gut es ging auch vom Thema HIV. „Nur einmal, als ich mich in den Finger geschnitten habe, musste ich meine Tochter, die mich verarzten wollte, fernhalten und schließlich auch über die Viruserkrankung aufklären.“ Kinder von Drogenkranken „wachsen in eine große Verantwortung hinein“, bestätigt Volkert. Um so wichtiger ist ihm die Auszeit, die sein Verein den Klienten bisher zwei Mal im Jahr angeboten hat. Doch die Probleme HIV-Erkrankter stünden nicht mehr im Focus, „das macht sich beim Spendeninteresse bemerkbar“. Außerdem müsse der Verein vermehrt Einzelfallhilfe leisten, allein dafür seien 15 000 Euro pro Jahr nötig. Deshalb habe man das Freizeitangebot auf eines jährlich reduziert.

Freizeit soll nicht gestrichen werden

Für die rund 20 Teilnehmer wäre der völlige Wegfall der Pfingstfreizeit ein Verlust. „Wichtig für die Teilnehmer ist, dass sie in Beziehung sind“, sagt Volkert. Das erkenne man daran, dass noch heute eine Frau teilnehme, deren Tochter den Drogentod gestorben sei und die jetzt mit ihrem Enkelkind mitkomme. Eine Sozialarbeiterin bringe ihr Kleinkind mit. „Man kennt sich und man kennt uns dort gut, die Freizeit erhält die gewachsenen Beziehungen, der Rahmen ist allen vertraut“, sagt Volkert. Insgesamt warten acht Mütter mit drei Kindern und Kleinkindern, drei Kinder von Drogenkranken, die inzwischen junge Erwachsene sind, sowie fünf Jugendliche auf die Einladung des Aids-Seelsorgers, „denn leisten können sie sich das Ferienheim auf der Schwäbischen Alb nicht“. Die Aktion Weihnachten unterstützt den Aids-Seelsorger bei der Umsetzung der Pläne.

Spenden an die Aktion Weihnachten sind möglich über die Konten der Baden- Württembergischen Bank, Bic: SOLADEST; Iban DE04 6005 0101 0002  3423 40, sowie der Schwäbischen Bank, Bic: SCHWDESS, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00.