Am 27. März ist es so weit. Die Bürger Baden-Württembergs wählen den neuen Landtag. Foto: dpa

Forsa-Institut-Chef Güllner über Aussagekraft der StN-Wahlumfrage und ihre Grenze.

Reutlingen - Der Chef des Berliner Forsa-Instituts, Manfred Güllner, hat in der vorigen Woche die Wahlumfrage für die Stuttgarter Nachrichten und den Reutlinger-Generalanzeiger durchgeführt.

Herr Güllner, wie aussagefähig sind die Ergebnisse, wo liegen die Grenzen?

Die Ergebnisse sind repräsentativ für alle Wahlberechtigten in Baden-Württemberg. Das können wir garantieren, weil jeder die gleiche Chance hatte, in unsere Stichprobe zu gelangen: Junge und Alte, Arbeiter und Angestellte, regional verteilt. Grenzen haben wir dennoch da, wo es um das konkrete Wahlverhalten am Wahltag geht. Wir sehen vor allem: Fast die Hälfte aller Berechtigten wissen noch gar nicht, ob oder wen sie am 27. März wählen wollen.

Wie interpretieren Sie die Imagewerte für Ministerpräsident Mappus?

Das ist sehr außergewöhnlich, dass die Zufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung insgesamt größer ist als die mit der Arbeit des Regierungschefs. Üblicherweise ist es genau umgekehrt.

Welche Erklärung haben Sie dafür?

Er ist gerade ein Jahr im Amt. Schon nach wenigen Monaten gab es nur noch ein Thema im Land. Das könnte bedeuten: Dieser Ministerpräsident hatte womöglich noch gar nicht die Chance zu gestalten und wirklich Konturen in der Wählerwahrnehmung zu gewinnen.

Wie bewerten Sie die Werte für Nils Schmid (SPD) und Winfried Kretschmann (Grüne)?

Schmid und Kretschmann werden nicht wirklich als ernsthafte Anwärter auf das Amt des Ministerpräsidenten gesehen - und zwar vor allem von den eigenen Parteianhängern.

Die FDP kommt derzeit auf fünf Prozent, die Linke auf vier. Da ist ja wohl noch gar nichts entschieden?

Das stimmt. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Liberalen, zumal in ihrem Stammland, in der Endphase des Wahlkampfs ihre Anhänger mobilisieren können. Deshalb rechne ich eher damit, dass die FDP gut in den Landtag kommt. Die Linke hat vor allem dann eine Chance, wenn die Wahlbeteiligung sinkt - da bleiben eher die Wähler der etablierten Parteien zu Hause.

47 Prozent der Wahlberechtigten wollen gar nicht wählen oder wissen noch nicht, wen. Wie mobilisierbar ist das Potenzial?

Da bin ich nicht sehr optimistisch. Schon bei der Landtagswahl 2006 lag die Beteiligung mit 53 Prozent extrem niedrig. Gerade die großen Parteien tun sich schwer: In absoluten Werten konnte die SPD damals gerade einmal 17 Prozent der Menschen zur Wahl bewegen, die CDU schaffte 23 Prozent. Aber es reichte für 44 Prozent auf der Basis der gültigen Stimmen. Es steht zu befürchten, dass von den vielen verunsicherten Wählern auch diesmal viele zu Hause bleiben.