Befragt von StN-Titelautor Nikolai B. Forstbauer: Klaus Gerrit Friese Foto: Steffen Schmid

Der Berliner Galerist Klaus Gerrit Friese ist Vorsitzender des Zentralarchivs für internationale Kunstmarktforschung in Köln. Bei „Über Kunst“ spricht er über veränderte Rollen im Kunstmarkt.

Stuttgart - „Der Kunsthändler“, sagt Klaus Gerrit Friese, im „Über Kunst“-Gespräch mit Nikolai B. Forstbauer, Titelautor unserer Zeitung, in der Galerie Parrotta „ist eigentlich niemand, der mit besonders großem Respekt angesehen wird.“ Friese selbst ist nicht nur Kunsthändler – 2015 zog er mit seiner Galerie von Stuttgart nach Berlin –, er ist auch Vorsitzender des Zentralarchivs für internationale Kunstmarktforschung (vormals Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels) in Köln. Die Wahrnehmung des Kunsthandels in der Öffentlichkeit zu ändern – das, unter anderem, sieht er als seine Aufgabe an.

Von der Philosophie zur Kunstvermittlung

Geboren 1958 in Wertheim, hatte Klaus Gerrit Friese zunächst in Berlin Philosophie studiert, eher er sich der Kunstvermittlung zuwandte. Er erinnert sich an die erste Vernissage, die er miterlebte: „Das war am 5. Oktober 1985 in der von Roland Hänssel gegründeten Manus Presse in Stuttgart. Ich habe einen heiligen Schrecken bekommen, weil Max Bense anderthalb Stunden redete. Es war unglaublich, welchen Furor dieser Mann entwickeln konnte.“

Aufbaujahre in Stuttgart

Friese, der die Manus Presse über deren Geschäftsführung 2008 in die Galerie Klaus Gerrit Friese überführte, spricht von seinem Beruf mit spürbarer Leidenschaft: „Unglaublich schön an dieser Arbeit“, sagt er, „ist, dass man Künstler in die Welt setzt, ihnen eine Form des Erscheinens gibt, die mithalten kann.“ Der Galerist ist für Friese eine der wichtigsten Säulen des Kunstmarktes: „Es gibt eigentlich keinen Künstler, der in den Kunstmarkt hineinwächst und dort nicht über Galerien implantiert wird. Das Ziel ist dabei natürlich immer das Museum. Der Galerist will seine Künstler immer in die Institutionen hineinvermitteln. Aber es geht natürlich auch immer um diese eine Ausstellung, die alles bedeuten kann.“

Von 1993 an leitend in Interessensverbänden aktiv

Klaus Gerrit Friese leitete zunächst von 1993 an den Bundesverband Deutscher Kunstverleger, später den Bundesverband Deutscher Galerien. In dieser Funktion musste er Niederlagen hinnehmen: die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes im Kunsthandel vor allem, außerdem die Verabschiedung des umstrittenen Kulturgutschutzgesetzes. Gerade dieses Gesetz, das im vergangenen Jahr noch für heftige Debatten sorgte, nötigt ihm heute nicht mehr als ein Schulterzucken ab: „Es ist ein vollkommen unsinniges Gesetz und irgendwie offenbar auch vollkommen folgenlos.“