Karin Sander – mit sich selbst als 3-D-Bodyscan Foto: dpa

Näher dran an herausragenden Persönlichkeiten der Kunstszene: Die „Stuttgarter Nachrichten“-Reihe „Über Kunst“ macht es möglich. Nächster Gast ist am 8. November die Künstlerin Karin Sander.

Stuttgart - Sie verwandelte die Börsenseiten der „New York Times“ in eine dokumentarische Analyse der so unterschiedlichen Kulturbegriffe New Yorker Bürgerinnen und Bürger, zeichnete mit Heftklammern und arbeitete mit 3-D-Body-Scannern, bevor die Diskussion über die technischen Möglichkeiten wie die Einsatzmöglichkeiten dieser Technik begannen. Und so wie Karin Sander einst die Staatsgalerie Stuttgart in eine unvergessene Werkhalle der Kunstproduktion verwandelte, greift sie auch bei ihrer aktuell im Kunstmuseum Winterthur zu sehenden Einzelausstellung tief in das System Museum ein.

Das Ziel: Wahrnehmung schärfen

„Bei Karin Sander“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „wird die Utopie der Moderne, Wirklichkeit und Kunst zusammenzubringen, Realität – allerdings nur, um die Sinne für die ästhetische Dimension der Wirklichkeit zu sensibilisieren“.

Werkhalle Staatsgalerie

2002 macht Karin Sander den Wechselausstellungsraum im Stirlingbau der Staatsgalerie Stuttgart zum Produktionsort. Wer den Raum betritt, ist in der künstlerischen Arbeit, wird Teil dessen, was man mit Installation kaum mehr fassen kann. Produziert wird, was man ist. Figuren im Maßstab 1:77 füllen langsam die Lagerregale. Scanner, Rechner, Bildschirme und mehr – eine Künstlerwerkstatt der Jetztzeit.

Der „Transzendenzaufzug“

Lichtskulptur? Installation? Gläsernes Appartement? 30 Meter hoch erhebt sich eine Glas-Stahl-Konstruktion über den zentralen Brückenbau der Kunstuniversität Linz. Der bei aller Transparenz stadtbildprägende Turm ist ein Projekt von Karin Sander – 2017 im Rahmen der Sanierung und Erweiterung der Kunstuniversität Linz durch die österreichische Bundes Immobilien Gesellschaft realisiert.

„Transzendenzaufzug“ ist das Projekt betitelt, es ist zugleich selbst Installation und Lichtskulptur wie aber zuvorderst ein Angebot: Der „Transzendenzaufzug“ ist Ausstellungsraum (oder besser: Projektraum) für die Studierenden der Kunstuniversität Linz und in seiner Funktion als gläserner Aussichtsplattform zugleich Stadterlebnis-Attraktion.

Neue Blicke auf die Wirklichkeit

Karin Sander selbst schreibt: „Der Lastenaufzug ist für eine künstlerische Produktionsstätte von großer Bedeutung. Er fährt alle Stockwerke durch das Gebäude ab und transportiert Menschen und Kunstwerke, zunächst aber vor allem das Material, mit dem studiert, probiert und gearbeitet wird. Der Lastenaufzug ist also ein zentrales Tool für eine Kunstuniversität und wird von allen vom ersten Moment des Eintretens in die Hochschule benutzt.“

Und weiter: „Er durchstößt das Dach des westlichen Gebäudeteils und verwandelt sich in seinem oberen Teil in einen kleinen Aussichtsturm. Beleuchtet und ohne Ausstieg präsentiert er sich als begehbare Lichtskulptur. Metaphorisch versinnbildlicht er die Fähigkeit der Kunst, das Gegebene zu transzendieren und dadurch neue Blicke auf die Wirklichkeit zu generieren.“

Karin Sander in Kürze

Karin Sander, 1957 in Bensberg (Nordrhein-Westfalen) geboren, studierte von 1979 bis 1987 in Stuttgart – an der Freien Kunstschule und an der Kunstakademie auf dem Weißenhof. Ein Stipendium führte sie 1990 nach New York. Nach Gastprofessuren in Karlsruhe, Stuttgart und Los Angeles wurde sie 1990 Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 2007 hat Karin Sander einen Lehrstuhl für Architektur und Kunst an der ETH Zürich. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Zürich.

Karin Sander in Stuttgart

Karin Sanders Stuttgarter Spuren sind tief. Freie Kunstschule Stuttgart, Stuttgarter Kunstakademie, Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude (1993–1995) – eine fast klassische Linie.

Vor allem aber verbindet sich die langjährige Wirkungsbühne der international agierenden Künstlerin mit der Galerie Müller-Roth. Erstmals 1994 sind dort Werke Sanders zu sehen – und schon die Heftklammer-Zeichnungen machen seinerzeit deutlich, dass Karin Sander die Poesie als analytische Kraft kenntlich macht.

Am 8. November bei „Über Kunst“ in der Staatsgalerie Stuttgart

Am Donnerstag, 8. November, macht Karin Sander – 1993 Villa-Romana-Preisträgerin und 2014 mit dem Hans Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg geehrt – wieder einmal Station in Stuttgart: als Gast der Gesprächsreihe „Über Kunst“ unserer Zeitung in der Staatsgalerie Stuttgart. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

So können Sie dabei sein

Eine Anmeldung ist erforderlich – unter www.stn.de/galerie . Informationen zum Datenschutz erhalten Sie gerne unter www.stn.de/datenschutz.