Schatzwächter: Pauluskirchen-Pfarrer Kurt G. Wolff vor den Oehler-Fenstern. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Näher dran an den Kultureinrichtungen in der Region Stuttgart: Die „Stuttgarter Nachrichten“-Reihe „Orttermin“ macht es möglich. Nächste Station ist am Samstag, 3. März, um 11 Uhr die Pauluskirche in Stuttgart mit den Glasfenstern von Christian Oehler.

Stuttgart - 1961 eingeweiht, zählt die Pauluskirche in Stuttgart-West zu den zentralen Kirchenbauten in Stuttgart nach 1945. Gebaut nach Plänen von Heinz Rall und Hans Röper, steht die Kirche – Teil eines Gebäudeensembles mit Gemeindezentrum und Kindergarten – für die Idee einer Zweiten Moderne.

Denkmal der Zweiten Moderne

Nicht nur die aktuelle Diskussion um die Architektur der späten 1950er und beginnenden 1960er Jahre und deren zentralem Baustoff Beton rückt diesen Bau wieder neu in den Blick, sondern auch die Wiederentdeckung des Dialogs der künstlerischen Nachkriegsmoderne mit dem Thema Kirchenbau. Kennzeichnend hierfür ist das sich über die ganze Länge der Pauluskirche spannende Glasbild-Band von Christian Oehler (1909-1986).

Christian Oehler kehrt erst fünf Jahre nach Kriegsende zurück

Christian Oehler? Am 28. März 1909 in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren, studiert der Sohn eines Kirchenmalers von 1932 bis 1939 an der Stuttgarter Kunstakademie und ist dort unter anderem Schüler von Heinrich Altherr. Mit dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ist für Altherr für mehr als zehn Jahre das Leben mit und für die Kunst vorbei. 1945, in russischer Kriegsgefangenschaft, verliert sich die Spur gar – bis Oehler 1950 doch nach Stuttgart zurückkehrt.

Neuanfang im Glarnerland

Ins Leben zurück aber findet Christian Oehler im Glarnerland in der Schweiz. Von Linthal aus, Geburtsort der Mutter, erkundet er die Landschaft und setzt sich zugleich mit dem Neuantritt der künstlerischen Moderne auseinander. Immer dichter verwebt Oehler die Intensität der expressiven Landschaft mit einer weitegehend reduzierten, an der Abstraktion orientierten Figurensprache.

Ritterschlag 1955 im Württembergischen Kunstverein

Ein Sammler in Näfels glaubt an die Ausdruckskraft der Bildwelt und gibt Oehler einen Auftrag, Glasfenster zu entwickeln. Die Galerie Valentien zeigt die den Glasfenstern vorauslaufenden Aquarelle in Stuttgart – ein entscheidender Schritt zurück in die Kunstöffentlichkeit, dem 1955 eine Ausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart folgt. Untrennbar ist da schon der Begriff „religiös“ mit den künstlerischen Äußerungen Christian Oehlers verbunden.

Kirche als sozialer Ort

Tatsächlich entstehen immer mehr Oehler-Glasfenster für Kirchen beider christlicher Konfessionen. Vor allem die Nachkriegs-Neubauten der evangelischen Kirche stehen für die Idee einer Neubestimmung des Selbstverständnisses der Kirche als sozialer Ort mit generationsübergreifenden Angeboten.

In der Pauluskirche setzt Christian Oeher auf das stärkende Licht

Ablesbar ist dies auch dem Areal der 1961 eingeweihten Pauluskirche in Stuttgart-West. Das stärkende Licht – und durch die Glasfenster buchstäblich aufgeladene Licht wird zur zentralen Idee für den bewusst zurückhaltenden Kirchenraum. Christian Oehler entwickelt von 1959 an ein für ihn seinerzeit typisches, in dieser Dimension in Stuttgart aber einmaliges Bildprogramm biblischer Szenen.

„Ortstermin“ am Samstag, 3. März, um 11 Uhr

Was kennzeichnet diese Nachkriegsmoderne? Welche Wirkung hat diese Bildwelt heute? Und welche Bedeutung haben die Glasbilder Christian Oehlers für den Dialog von Kunst, Architektur und Kirche? Antworten auf diese und andere Fragen erhalten die Leserinnen und Leser unserer Zeitung beim „Ortstermin“ in der Pauluskirche. Treffpunkt ist am Samstag, 3. März, um 11 Uhr in der Pauluskirche. Der Eintritt ist frei.

So können Sie dabei sein

Wie sieht es hinter den Kulissen der großen und kleinen Kultureinrichtungen in der Region Stuttgart aus? Mit welchen Projekten wollen sie ihre Besucher begeistern? Unsere Zeitung gibt mit ihrer Veranstaltungsreihe „Ortstermin“ Antworten. Nächste Station ist am Samstag, 3. März, die Pauluskirche in Stuttgart-West mit den Glasfenstern von Christian Oehler (1909-1986). Beginn ist um 11 Uhr.

Vor welchem Hintergrund entstand dieses Glasfenster? Welche Bedeutung hatte und hat es für den Kirchenraum? Und: Liefert Kunst auch heute Impulse für sakrale Räume? Antworten auf diese und andere Fragen geben am Samstag, 3. März, Kurt G. Wolff , geschäftsführender Pfarrer an der Pauluskirche, der Kunstwissenschaftler und Moderne-Spezialist Günter Baumann und der international bekannte Installationskünstler Nikolaus Koliusis . Beginn in der Pauluskirche in Stuttgart-West (Paulusstraße 1, Eingang über Seyfferstraße) ist um 11 Uhr. 75 Leserinnen und Leser können dabei sein. Die Teilnahme ist kostenlos. Ihre Anmeldung nehmen wir gerne entgegen. Unter: www.stn.de/ortstermin .