„Probebohrung“ des Künstlers - alles für den Mops. Foto: StN

Innerhalb eines halben Jahres wird zum zweiten Mal am Eugensplatz gefeiert. Im Herbst wurde dort ein Loriot-Denkmal eingeweiht. Am kommenden Dienstag wird die Gedenksäule für den Humoristen mit einem Mops gekrönt.

Innerhalb eines halben Jahres wird zum zweiten Mal am Eugensplatz gefeiert. Im Herbst wurde dort ein Loriot-Denkmal eingeweiht. Am kommenden Dienstag wird die Gedenksäule für den Humoristen mit einem Mops gekrönt.

Stuttgart - Was macht denn der Mann auf der Säule? Die Frage stellten sich jetzt viele Anwohner und Passanten am Eugensplatz. Damit sie nicht länger rätseln müssen: Der Mann, der unlängst auf die Säule klettterte, ist der Bildhauer Uli Gsell.

Er sorgt dafür, dass ein Knopf an die „Mops-Affäre“ und das Wappentier des Humoristen Loriot alias Vicco von Bülow wieder auf die Säule kommt. Damit der neue Mops auf dem Denkmal in 2,75 Meter Höhe sicher steht, jedem Wetter und auch Dieben trotzt, wird er gut verankert. „Bei der Feier soll es keine Pannen geben. Deshalb bohre ich schon jetzt die Löcher in die Säule und verschraube den Mops probehalber“, sagt Gsell.

Er hat bereits die Kalksteinsäule geschlagen, die vergangenen Herbst zu Ehren des 2011 verstorbenen Loriots eingeweiht worden ist. Bei dem Test jetzt bleibt der Mops in Plastikfolie eingepackt. Keiner soll ihn sehen, bevor Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Dienstag, 6. Mai, die Bronze zwischen 11 und 12 Uhr zusammen mit dem Künstler enthüllt.

Stuttgarts OB, der den gemopsten Mops zur Chefsache gemacht hatte, lässt es sich auch nicht nehmen, den Mops selbst zu würdigen. Immerhin fühlt sich Kuhn dem großen Humoristen und Mops-Liebhaber Loriot seit Kindertagen verbunden. „Mit meinen Söhnen habe ich Sketche von ihm nachgespielt. Loriot, das war einer mit einem ganz seltenen Humor, so unglaublich trocken, scheinbar banal, aber doch zutiefst durchdacht.“

"Schön schräg, auf diese Weise an ihn zu erinnern"

Die Geschichte mit dem Stuttgarter Mops fügt sich für Kuhn da gut ein: „Der Mops passt zu Loriot wie kein anderer Hund. Schön schräg, auf diese Weise an ihn zu erinnern. Eine kuriose Aktion – und dies an einem Ort, von dem aus Loriot erste Streifzüge auf die Bühne unternommen hat.“ Immerhin verdiente sich der junge Vicco von Bülow einst als Statist an der Stuttgarter Staatsoper und im Schauspielhaus sein erstes Geld.

Ursprünglich war der Mops auf der Säule gar nicht geplant. Es waren humorvolle Mitarbeiter des Blogs Kessel TV, die kurz nach der Denkmaleinweihung einen Steinmops mit Goldfarbe besprüht und nächstens auf der Säule platziert hatten. Nach wenigen Tagen war ihr Mops jedoch verschwunden: Ob er gemopst wurde oder einem Sturm zum Opfer fiel, bleibt wohl für alle Zeiten ein Geheimnis. Die Polizei hat die Akte zu dem Fall geschlossen . . .

Durch die Berichterstattung unserer Zeitung nahm die „Mops-Affäre“ in der Folge jedoch Fahrt auf und entwickelte ihre eigene Dynamik: Leserinnen und Leser fanden, dass auf die Säule unbedingt ein Mops gehöre, und waren bereit, Exemplare aus der eigenen Nippessammlung dafür zu opfern. Damit ging’s los. Kunst, die nicht nur im Atelier des Künstlers entsteht, sondern gemeinsam mit den Bürgern entwickelt wird? Diese Idee fand Bildhauer Gsell so famos, dass er nicht lange fackelte. Er erklärte sich bereit, einen Ersatz aus Bronze zu schaffen, und auch der Mäzen der Säule, Volker Merz, willigte ein.

Erfolgreiche Spendenaktion der Stuttgarter Nachrichten

Aber wie den Betrag von rund 6000 Euro zusammenbekommen? Die Stuttgarter Nachrichten starteten eine Spendenaktion. In der Folge griffen Bürger tief in die Tasche und entwickelten eigene Ideen für Mops-Aktionen. Vergangenen Monat wurde der Mops in der Kunstgießerei Rohr in Niefern bei Pforzheim gegossen. Ein halbes Jahr nach dem mysteriösen Verschwinden des Vorgängers nähert sich die trostlose mopslose Zeit nun dem Ende.

Weil die „Mops-Affäre“ und das, was daraus wurde, so kurios ist, werden sich am kommenden Dienstag illustre Gäste zur Enthüllung der Bronzeskulptur einfinden. Mit dabei sind unter anderen der Kabarettist Christoph Sonntag, Weltraumfahrer Ulf Merbold und natürlich der Stuttgarter Autor und Historiker Gerhard Raff.

Von ihm stammte übrigens die Idee, gegenüber dem Gebäude Haußmannstraße 1, früher Kanonenstraße 1, in dessen drittem Stock Loriot wohnte, eine Gedenksäule zu errichten. „Was hier passiert ist, das ist unglaublich. Dem Loriot würde das gefallen“, ist Raff überzeugt. Er muss es wissen, schließlich war er mit dem Humoristen befreundet. Für die Renovierung des Doms in Loriots Heimatstadt Brandenburg an der Havel hatte er einst 1,25 Millionen D-Mark gespendet.