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Der Bundestrainer war zu Gast in der Region. Zu Kevin Kuranyi äußerte sich aber auch hier nicht.

Sersheim - Die schlechte Nachricht vorweg: Joachim Löw lässt Kevin Kuranyi immer noch schmoren. Die gute ist: Den Bundestrainer lässt die hysterische Debatte um seinen Kader völlig kalt. Er strahlt jene Gelassenheit aus, die vor und bei einer WM absolut notwendig ist. Und er glaubt an den Titel.

Bundestrainer haben schon immer polarisiert. Das ist bei Joachim Löw nicht anders. Auch bei seinem Besuch in Sersheim bei Ludwigsburg in der Hofäckerschule löst der Freiburger hitzige Debatten aus. Zwei Damen streiten dort, ob der attraktive 50er im Original genauso knackig sei wie in der Kosmetikwerbung. Am Ende, so viel sei verraten, haben sich die beiden Frauenzimmer noch auf einen Kompromiss geeinigt: "Jogi sieht schon toll aus, aber er ist etwas zu mager!"

So ein leichtes Spiel wird Joachim Löw nicht haben, wenn er am 6. Mai in Stuttgart seine 23 Männer für die Weltmeisterschaft in Südafrika bekanntgibt. Da wird sich das Land spalten - es wird die üblichen Gewinner und Verlierer geben. Löw kann es nicht allen recht machen. Aber genau dieses Wissen gibt ihm auch die nötige Ruhe. "Alles schon mal erlebt", sagt er und schmunzelt, "es war doch vor der Weltmeisterschaft 2006 dasselbe." Löw lässt sich nicht von den nervösen Diskussionen um seine WM-Kandidaten anstecken. Auch die Fragen um seine eigene Zukunft und die vorerst gescheiterten Vertragsgespräche mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) scheinen ihn kaum zu berühren. Selbst in kleinen Gesten demonstriert er diese Unabhängigkeit. Den zahlreichen Schulterklopfern und Honoratioren, die sich um ihn scharen, begegnet er mit höflicher Distanz. Den 400 Kindern der Hofäckerschule aber, die er im Rahmen der DFB-Schul- und Vereinskampagne "Team 2011" beehrt, tritt er mit Sympathie und Herz entgegen. Und er zeigt eine Eselsgeduld beim Autogrammeschreiben.