Ausgelassen feiern Studierende auf der Studentennacht im Festzelt „Zum Wasenwirt“. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Zwei Jahre durfte das Cannstatter Volksfest nicht stattfinden. Dieses Jahr eröffnete es wieder mit Festzelten und Partys – allerdings in einer Zeit, die von Krisen und Krieg geprägt ist. Wie ist die Stimmung der jungen Besucher auf dem Wasen? Wir haben uns umgehört.

Eine hopfige Note mischt sich unter den Geruch von gebrannten Mandeln, Frittierfett und künstlichem Nebel. Durch die Eingänge strömen Menschen in karierten Hemden, Lederhosen und mit Dirndlschleifen – rechts, links, mittig und hinten gebunden auf das Veranstaltungsgelände in Bad Cannstatt. Der Wasen ist zurück.

Trotz light-Version des Frühlingsfests und Schaustellern in der Stuttgarter Innenstadt war zwei Jahre nichts vom „Wasen-Spirit“ zu spüren. Seit rund einer Woche heißt es jetzt endlich wieder Prosit! Denn Wasen ist nur einmal im Jahr. Und das in einem Jahr, gekennzeichnet von Krieg, Energiekrise, Inflation und den Nachwehen einer Pandemie. Beeinflussen die aktuellen Umstände die Feierlaune der Wasen-Besucher? „Schon“, findet Marie (25) aus Ludwigsburg und lacht, „Aber eher so, dass ich jetzt mein Leben mehr genießen will, weil ich nicht weiß, wann die nächste Pandemie um die Ecke kommt“.

Drückt die Inflation auf die Stimmung?

Fiona (23) aus Würzburg läuft gut gelaunt mit ihren Freundinnen aus dem Festzelt und fragt den Türsteher, ob er Fotos von ihnen machen kann. Er grinst – ihm scheint dieses Szenario nicht fremd zu sein. „Die Atmosphäre auf dem Festgelände oder in den Festzelten ist unabhängig von den aktuellen Umständen fröhlich“, erzählt der Sprecher des Volksfests auf Anfrage. Fiona kann das bestätigen; Sie findet, die Stimmung im Zelt sei: „Wie davor.“ Wie davor sind die Preise in diesem allerdings Jahr nicht – Wirte und Schausteller mussten ihre Preise den aktuellen Umständen anpassen. „Es ist schweineteuer“, meint Dimitri (35) aus Stuttgart. Die Feierlaune ließe sich davon aber nicht beeinflussen. „Das Klientel bringt die Stimmung mit, da ist das Geld ab einem Punkt egal“, fügt er hinzu.

Ablenken und Vergnügen in schweren Zeiten

Abstand halten, Maske tragen, Kontakt vermeiden – hieß die Agenda der letzten zwei Jahre. Obwohl US-Präsident Biden jüngst in einem Interview das Ende der Pandemie verkündet hatte, steigen seit dem Beginn des Münchner Oktoberfests die Inzidenzen der bayerischen Landeshauptstadt rapide an. Sarah (24) aus Ulm feiert mit gemischten Gefühlen. Wenn Sie im Zelt jemanden husten sehe, sei das schon ein komisches Gefühl. „Andererseits“ , fügt die Ulmerin hinzu, „Ist es schön, wieder unter Menschen zu kommen und das Leben zu leben, das Normale.“ „Das Normale“ scheint ein Grund zu sein, warum jeden Abend die Bierbänke in den Festzelten wackeln. Das kollektive Heimweh nach Normalität – nach einer Zeit vor Krieg und Krisen. Volksfestsprecher Klopfer betont, dass jene Themen auch auf dem Cannstatter Volksfest eine Rolle spielen würden. „Andererseits bietet das Volksfest in schwierigen Zeiten die Chance, sich abzulenken und zu vergnügen“, so Klopfer.