Solche Bilder wird es vielleicht nicht mehr geben: Impression vom Indischen Filmfestival vor dem Portal des Metropol-Kinos. Foto: Filmbüro Baden-Württemberg/Frank von zur Gathen

Kulturschaffende, Politiker und cinephile Bürger sind besorgt über die angekündigte Schließung des Stuttgarter Festival-Kinos Metropol. Einige haben Initiativen zu seiner Rettung gegründet.

Stuttgart - „Für das Metropol Kino gibt es keinen Ersatz“, sagt Oliver Mahn, der Vorsitzende des Filmbüros Baden-Württemberg, das im Metropol das Indische Filmfestival und die Filmschau Baden-Württemberg veranstaltet. Er hofft, dass die Stadt den „traditionsreichen und repräsentativen Ort für Film und Kultur“ rettet. „Der Denkmalschutz sieht solch eine Nutzung vor und sollte auch nicht davon abrücken.“ Die nächste Filmschau beginnt am 2. Dezember und findet nur online statt, bis zum erneuten Teil-Lockdown liefen die Planungen für ein Live-Festival im Metropol. „Es ist Eile geboten“, sagt Mahn, „wenn Stühle und Technik erst mal ausgebaut sind, schwinden die Chancen auf eine Rettung erheblich.“

Das ist auch den Verantwortlichen bei der Stadt klar: „Stuttgart würde damit eine kulturelle Institution mit langer Geschichte und großer Tradition verlieren“, teilt Kulturbürgermeister Fabian Mayer mit. Er werde „baldmöglichst“ auf die EM Filmtheaterbetriebe und den Metropol-Verpächter Union Investment zugehen. Er sei überrascht worden – genau wie Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner: Man habe bereits im Herbst 2019 über Perspektiven fürs Metropol-Kino gesprochen, auch mit Karin Fritz, der Geschäftsführerin der EM Filmtheaterbetriebe: „Eigentlich hatten wir ein Konzept mit möglicher Unterstützung der öffentlichen Hand ab 2022 erwartet, keine Kündigungsankündigung. Dieses Gespräch sollten wir wieder aufnehmen.“

Ein Brief an Oberbürgermeister Kuhn

Irene Klünder, seit 2019 Leiterin des SWR-Doku-Festivals, spricht von einem „wunderbaren Ort mit großer Tradition. „Ich hoffe inständig, dass sich alle gesellschaftlichen Kräfte bündeln, dass dieser denkmalgeschützte Ort weiterhin Kino bleiben wird.“ Goggo Gensch, der Gründungsdirektor des Doku-Festivals, hat Unterschriften gesammelt für einen Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie an die Vorsitzenden der Fraktionen im Gemeinderat. „Wir sorgen uns sehr um die weitere Nutzung des denkmalgeschütztem Bahnhofsgebäudes, das seit Jahrzehnten ein stadtprägender Kulturort ist“, heißt es darin. Und weiter: „Sie und wir wissen, wie entscheidend Kulturorte mit weitreichender Tradition für eine Stadtgesellschaft sind.“ Das Signal könne nicht sein, „diese Schließung hinzunehmen.“

Zu den gut 200 Unterstützern zählen der Stadtrat Thorsten Puttenat (Stadtisten), die OB-Kandidatin Veronika Kienzle (Grüne), der Schauspiel-Intendant Burkhard Kosminsky, der Schauspieler Walter Sittler, der Autor Felix Huby, der Filmproduzent Jochen Laube. „Fritz Kuhn hat mir geantwortet“, sagt Gensch – „dass er sich zeitnah äußern wird.“

Der Cineast Sebastian Selig hat auf Facebook die Initiative „Rettet das Metropol Kino“ gegründet – für „das pochende Herz der Stuttgarter Kinolandschaft“.

Korrektur

Der Pachtvertrag zwischen den EM Filmtheaterbetrieben und Union Investment wäre nicht Ende 2020 ausgelaufen, wie am 3. 11. berichtet, sondern Ende 2022. Ende 2021 hätte der Kinobetreiber um fünf Jahre verlängern können.