3,2 Millionen Euro will die Stadt in die Verlängerung der Buslinie 65 investieren. Foto: Archiv Thum

Einige lang gehegte Wünsche erfüllen sich 2018 und 2019. So ist das Ergebnis der Haushaltsberatungen der Stadt Stuttgart zu deuten. Wir haben Stimmen aus Birkach, Plieningen, Degerloch und Sillenbuch eingefangen – und die sind nicht nur freudig.

Filder - Seit Sommer haben die Stadträte darum gefeilscht, wofür die Stadt in den nächsten zwei Jahren Geld ausgeben soll. Am 15. Dezember ist der Beschluss gefallen. Die dritte Lesung des Etatentwurfs hat zementiert, was sich teils schon vorher im Flurfunk abgezeichnet hatte. Für die Bezirke Sillenbuch, Birkach, Plieningen und Degerloch hielt der 15. Dezember deshalb keine großen Überraschungen bereit. Trotzdem dürften viele Bürger Grund zur Freude haben. Unter den Projekten sind einige lang gehegten Wünsche. Eine Auswahl und Stimmen aus den Stadtbezirken.

Buslinie 65

Philipp Kordowich müsste selbst nachzählen, wie viele Anträge die CDU-Fraktion im Bezirk bereits zu diesem Thema gestellt hat. Die Forderung war immer dieselbe: Der 65er-Bus soll vom Neckartal über Sillenbuch und Plieningen bis zum Flughafen pendeln. Bisher ist in Plieningen Endstation. Aber nicht nur die CDU, auch andere Fraktionen – sowohl in Sillenbuch als auch in Birkach und Plieningen – haben um eine Verlängerung der Buslinie gekämpft.

Nun haben die Stadträte 3,2 Millionen Euro bewilligt. Das Geld soll in Busspuren und Busbevorrechtigungen in Hedelfingen und bei Heumaden investiert werden, damit eine der eh schon längsten Linien Stuttgarts schneller vorankommt, wenn sie noch weiter pendelt. Die Verspätungsanfälligkeit war nämlich stets ein Argument der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gegen eine Verlängerung der Buslinie. Der CDU-Bezirksbeirat Kordowich spricht von einem „deutlichen Zeichen“. Aber mit seiner Freude hält er noch hinterm Berg. „Wir warten auf die offizielle Präsentation der SSB im Bezirksbeirat“, sagt er. „Ich glaube das erst, wenn der Fahrplan steht.“

Ähnlich zurückhaltend äußert sich Thorsten Häberlein. Der Plieninger hat viel Freizeit darauf verwendet, der SSB mit einer Studie zu beweisen, dass die Verlängerung des 65ers sinnvoll ist. Im Bürgerhaushalt hat Häberlein geholfen, das Projekt auf Platz drei zu hieven. „Ich bin schon gut gelaunt, das Geld ist gut angelegt“, sagt er. „Aber die Sektknorken werden erst knallen, wenn der erste Bus fährt.“

Dass das Projekt im Bürgerhaushalt so gut abgeschnitten hat, „hat es vereinfacht“, sagt Häberlein und meint das positive Votum für die Investition. Er denkt aber, dass auch die jahrelange Debatte zum Erfolg im Bürgerhaushalt beigetragen hat. In einer Mitteilung der Stadt zum Etat-Beschluss ist zu lesen: „Die Linie soll 2020 in Betrieb genommen werden.“

Geschwister-Scholl-Gymnasium

Platz zwei im Bürgerhaushalt hat das Geschwister-Scholl-Gymnasium belegt. Die Schule in Sillenbuch soll saniert oder neu gebaut werden. Darüber wird schon ewig diskutiert. Nun haben die Stadträte Planungsmittel in Höhe von drei Millionen Euro bewilligt. „Es wird ergebnisoffen weitergeplant, ob die Sanierung oder ein Neubau des Gymnasiums infrage kommen“, teilt die Stadt mit.

Über das bereitgestellte Planungsgeld ist die Schulleiterin Irmgard Brendgen zwar froh, aber sie verweist darauf, dass eben dieses Geld bereits im Doppelhaushalt für 2016/17 eingeplant gewesen sei. Passiert sei seither trotzdem nichts. „Immerhin, es gibt wieder die Chance“, sagt sie. „Ob es hilft, ist mir rätselhaft.“

Altes Rathaus Heumaden

Zugesagt ist zudem eine Sanierung des Alten Rathauses Heumaden. Mehrere Fraktionen hatten dafür Geld beantragt, finanziert werden soll die Instandsetzung aus dem allgemeinen Baubudget. 2020 wird Heumaden 900 Jahre alt, „und die Sanierung wird bis zum Jubiläum erbracht“, betont der CDU-Betreuungsstadtrat Carl-Christian Vetter. Die von der Stadt geschätzten Kosten für eine Sanierung der Fassade, der Fenster und des Dachs liegen bei 760 000 Euro. Eine Absage habe es vom Ersten Bürgermeister Michael Föll indes für die Einrichtung eines Heimatmuseums gesetzt, erklärt Beate Schiener (Grüne). Die Wohnungen im Erdgeschoss und unterm Dach seien unverzichtbar.

Brunhilde Hald, die sich seit 20 Jahren mit ihrem Mann ehrenamtlich ums Alte Rathaus kümmert, hat die frohe Kunde vernommen. Aber sie sagt: „Ich glaub’ nicht dran. Es wird schon so lange darüber geredet.“ Deshalb mag sie die gute Nachricht auch noch nicht herumposaunen.

Feierhalle Birkach

Die offene Feierhalle auf dem Birkacher Friedhof wird verglast. Trauergemeinden sollen nicht länger im Wind stehen, wenn sie Abschied nehmen. „Ich bin außerordentlich dankbar“, sagt Rolf Lehmann. Der Birkacher und Altbürgermeister ist seit Jahren ein Fürsprecher einer wetterfesten Feierhalle. Dass es nun klappt, „das war ausschließlich der Bürgerhaushalt“, sagt er. Das Projekt ist auf Platz 94 gelandet. Für 60 000 Euro sollen nun Glaswände her.

Verkehr in Degerloch

Die Stadt wird 2019 für ein Verkehrskonzept für Degerloch 100 000 Euro investieren. Diesen Posten hatten die Grünen im Gemeinderat beantragt, doch ein solches Konzept ist auf Bezirksebene längst auf interfraktionellen Anklang gestoßen. Der Tenor: Schluss mit Flickschusterei, die Stadt solle den Bezirk als Ganzes betrachten, um Probleme zu lösen. Die Grünen-Stadträtin Beate Schiener zeigt sich erfreut über diesen Erfolg. „Das wollen die Bezirksbeiräte ja schon seit Jahren“, sagt sie. Den Grünen gehe es vor allem um den Kernbereich Degerlochs. Schiener verweist darauf, dass im Etat zudem noch weiteres Geld für Verkehrsthemen im Bezirk bereitsteht: nämlich für die Integrierte Verkehrsleitzentrale an der Löffelstraße gut eine halbe Million Euro.