Die Rolling Stones in Brüssel. Foto: IMAGO/Belga/IMAGO/ERIC LALMAND

Nach dem Konzert der Rolling Stones in Brüssel fragen sich die Leute, ob für Mick Jagger die Gesetze der Physik überhaupt noch gelten. Der Mann scheint alterslos. Ein Stilcheck.

Das Leben ist ungerecht. Bei manchen zwickt es schon mit 50 im Kreuz. Und dann es gibt Menschen des Jahrgangs 1943, die wider Erwarten weder nach Arnikasalbe riechen noch eine bequeme Gummizughose tragen, sondern mal eben in einem Stadion voller Zuschauern wie Flummis über eine Konzertbühne hüpfen.

Jungenhaft und lasziv

Der nimmermüde Frontmann der Rolling Stones widerspricht offenbar den gängigen Naturgesetzen, die ja im Falle der menschlichen Existenz nichts anderes als Verfallsgesetze sind. Mit dem Tournee-Start in Brüssel feierten die britischen Rocker dieser Tage ihr 60-jähriges Bandjubiläum. Doch anders als andere Rockstars aus den ach so wilden 60ern und 70ern, die immer wieder aufgedunsen und alterskahl auf irgendwelchen Wiedersehens- oder Abschiedstouren peinlich vor sich hinkrächzen, wirkt der Brite mit jedem Auftritt interessanter, ja unheimlicher. Was aber weniger an dem leicht antiquierten Liedgut der Stones als an dieser jungenhaften Physiognomie Jaggers liegt, die alle in ihren Bann schlägt. Der immer noch unverschämt laszive Mund, gepflegtes, braunes Wallehaar und dazu ein elastisches, zuckendes Beinpaar, das in zwei Jeansröhren steckt sowie ein giftgrün schimmernder Blouson: Mehr Jugendwahn geht nicht! Jaggers Auftritte sind eine Kampfansage an das Unabwendbare. Auch das ist Rock ’n’ Roll.