Ein Querriegel erschwert den Einbruch an den meisten Türen Foto: Dan Race / Fotolia

Wer für mehrere hundert Euro seine Tür mit Quer- oder Vertikalriegeln nachrüsten lässt, geht davon aus: Jetzt müssen Einbrecher draußen bleiben. Doch die Stiftung Warentest zeigt: Viele Türsicherungen lassen sich schnell knacken. Ein Grund sind Fehler beim Selbsteinbau.

Stuttgart - Was hat die Stiftung Warentest für Türsicherungen geprüft?
Unzureichend gesicherte Haustüren knacken Einbrecher innerhalb von Minuten. Der Handel bietet deshalb verschiedene Möglichkeiten, Eingangstüren nachzurüsten. Die Warentester haben 15 Produkte aus folgenden Bereichen getestet: Querriegelschlösser, die eine Tür über die gesamte Breite absperren, Stangenschlösser zum Verriegeln von oben nach unten, Kastenzusatzschlösser als Zusatzriegel für die Schlossseite der Tür und Bandsicherungen, die das Aufhebeln auf der Scharnierseite verhindern sollen.
Bei welchen Sicherungen haben Einbrecher leichtes Spiel?
Neun Sicherungen aus allen Bereichen sind den Testern zufolge mangelhaft. „Hier hat es unsere Testperson in weniger als drei Minuten geschafft, die Sicherung zu knacken“, sagt Peter Schick, Projektleiter des Tests. Die Gründe seien vielfältig gewesen: Zum einen Schwächen oder Fehler im Material. „Die Produkte sehen aber alle gleich stabil aus, beim Kauf lässt sich das nicht erkennen“, sagt Schick. Ein weiterer Grund waren Fehler beim Einbau durch eine Privatperson, etwa vergessene oder falsch angebrachte Schrauben.. „Wer handwerklich nicht sehr geschickt ist, sollte den Einbau deshalb besser einem Fachmann überlassen“, sagt Schick.
Lohnt es sich trotzdem noch, seine Tür für viel Geld sichern zu lassen?
„Auf jeden Fall“, sagt Peter Rapp, Fachberater bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Stuttgart. Denn 40 Prozent aller Einbrüche scheitern beim Versuch: weil die Türen oder Fenster entsprechend gesichert waren, das Haus eine Alarmanlage hatte oder aufmerksame Nachbarn eingeschritten sind. „Wenn Einbrecher nicht innerhalb von drei bis fünf Minuten in einem Haus sind, gehen sie meist wieder, weil das Risiko zu groß wird, entdeckt zu werden“, sagt Rapp. Entscheidend für eine Tür- oder Fenstersicherung ist deshalb, dass sie einem Einbruchversuch über diese ersten Minuten hinweg standhält.
Wie findet man geeignete Sicherungsprodukte für sein Haus?
Peter Schick von der Stiftung Warentest rät, sich zunächst von der Polizei beraten zu lassen. „Jede Immobilie hat individuelle Schwachstellen, die nur ein Fachmann erkennt.“ Diese Beratungen durch die Polizei sind kostenlos und finden fast immer als Hausbesuch statt. Eine Beratungsstelle in der Nähe findet man unter www.k-einbruch.de. Die Stelle für Stuttgart ist unter der Nummer 89 901 230 erreichbar. „Wir empfehlen dann herstellerunabhängig welche Produkte sinnvoll wären und geben auch eine Liste von Fachbetrieben raus, die den richtigen Einbau übernehmen“, sagt Fachberater Peter Rapp von der Stuttgarter Polizei.
Worauf sollte man beim Einkauf achten?
Der aktuelle Test der Stiftung Warentest enthält mehrere empfehlenswerte Türsicherungen. Wer sich im Internet für drei Euro das Themenpaket Einbruchschutz herunterlädt, bekommt zudem noch einen Test zu Fenstersicherungen (www.test.de/einbruchschutz). Peter Rapp von der Stuttgarter Polizei empfiehlt, nur geprüfte Produkte zu kaufen. Erkennbar sind diese am VdS-Siegel oder an der Din-Norm 18104.
Eine komplette Einbruchsicherung für ein Einfamilienhaus kann sehr teuer sein. Gibt es Fördermöglichkeiten?
Ja, bis zum Jahr 2017 fördert die staatliche Förderbank KfW Investitionen in die Einbruchsicherheit bei Bürgern (www.kfw.de/einbruchschutz). Die Bedingungen: Der Antrag muss vor Beginn der Arbeiten bei der KfW sein und die Maßnahmen müssen zwischen 2000 und 15 000 Euro kosten. Dann gibt es einen Zuschuss von zehn Prozent für Handwerker- und Materialkosten. Erhält man einen solchen Zuschuss, erkennt das Finanzamt die Handwerkerausgaben allerdings nicht mehr an. Die Stiftung Warentest rät deshalb nachzurechnen, ob sich eine Steuerermäßigung (20 Prozent der Arbeits- und Fahrkosten für Handwerker) nicht eher lohnt als der KfW-Zuschuss.