Das Bodemuseum auf der Berliner Museumsinsel ist einer der Standort der Stiftung preußischer Kulturbesitz. Foto: imago images//Joko

Die Stiftung preußischer Kulturbesitz gilt als schwerfälliger Koloss. Nun soll sie reformiert werden in einem Prozess, an dem der Bund und die Länder beteiligt sind.

Stuttgart - Die 1957 gegründete Stiftung preußischer Kulturbesitz mit Sitz in Berlin hat die Aufgabe, das Kulturerbe des früheren Landes Preußen zu pflegen und zu bewahren. Mit rund 2000 Mitarbeitern verwaltet unter anderem die Staatlichen Museen Berlin mit 15 Sammlungen, 4,7 Millionen Objekten und 19 Standorten. Ihr Aushängeschild ist die Berliner Museumsinsel.

Doch die Stiftung ist dringend reformbedürftig – zu diesem Ergebnis kam im Jahr 2020 eine Analyse des Wissenschaftsrates. Die Museen seien international nicht auf der Höhe ihrer Möglichkeiten, die Institution selbst agiere zu behäbig, die Dachkonstruktion bedinge unklare interne Entscheidungsprozesse.

Bund und Länder müssen eine Einigung finden

Der jüngste Anlass zur Kritik: Die verunglückte Ausstellung des Ethnologischen Museums im ebenfalls verunglückten Humboldt-Forum, wo koloniale Raubkunst und Preußentum eine ungute Verbindung eingehen.

Anfang 2022 soll der Reformprozess beginnen und die Beteiligten bringen sich in Stellung. Der Bund und die Bundesländer tragen die Stiftung gemeinsam, die Länderanteile sind seit 1996 auf rund 15 Prozent gedeckelt. Ohne die Länder müsste der Bund etwa 50 Millionen Euro zusätzlich aufbringen. Die Stiftung untersteht der Kulturstaatsministerin, die gerade ins Amt gekommene Claudia Roth (Grüne) wird also mit den Kulturverantwortlichen der Länder verhandeln. Der große Einfluss der Länder bei geringem finanziellen Aufwand gilt als Problem.

Es geht – wie meistens – um mehr Geld

Natürlich geht es zuallererst um mehr Geld: „Wir spielen in der Weltliga der großen Häuser mit, müssen uns daran messen lassen und wollen aber eben auch mithalten“, sagt Hermann Parzinger, der Präsidenten der Stiftung preußischer Kulturbesitz. „Eine neue Struktur, für die in den nächsten Monaten weitere Eckpunkte beschlossen werden, kann ohne finanziellen Aufwuchs nicht wirken.“ Man brauche eine „neue Führungskultur und -struktur“ sowie eine „stärkere Autonomie der Einrichtungen“, um beweglicher zu werden.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) fordert, „eine Reform muss am Ende von allen 16 Bundesländer und dem Bund gemeinsam getragen werden, das gilt auch für die mögliche Neujustierung von Finanzbeziehungen innerhalb der Stiftung.“ Damit werde die neue Struktur auch eine Frage von Finanzministern und Länderchefs.

Föderale Verhakungen sind vorprogrammiert

Die üblichen föderalen Verhakungen sind jedoch vorprogrammiert: „Die Länder müssen ihre Position noch finden. Da wird es unterschiedliche Betrachtungsweisen geben“, sagt Nordrhein-Westfalens parteilose Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. Ihre Analyse: „Der große Apparat ist zuweilen etwas schwerfällig und dadurch werden manchmal auch enthusiastische Kuratoren in ihren Möglichkeiten behindert.“

Lederer fordert eine „Stärkung der Potenziale der Stiftung“, die Reform müsse „für die Bundesländer als Träger insgesamt einen Mehrwert haben. Der kann zum Beispiel darin bestehen, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine wegweisende Institution wird bei der Digitalisierung von Museen.“ Eine Einrichtung von diesem Gewicht könne „durchaus in bestimmten Bereichen eine Vorreiterin sein mit Blick auf Transformation und Veränderung.“