Ein Unbekannter hat das Portal der Stiftskirche in der Nacht auf Mittwoch mit einer Schmiererei versehen. Foto: Martin Haar

Ein Unbekannter hat in der Nacht auf Mittwoch das Portal der Stiftskirche in Stuttgart beschmiert. "Deutschland, du mieses Stück Scheiße“, prangt an der massiven Flügeltür. Stiftskirchen-Pfarrer Matthias Vosseler ist entsetzt.

Stuttgart - Kirchenpfleger Albrecht Kobler traute am Mittwochmorgen seinen Augen nicht. In der Nacht hatte ein Unbekannter das Portal der Stiftskirche mit einer Hetzparole beschmiert: „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“, prangte an der massiven Flügeltür. Unverzüglich teilte der Mann die Entdeckung dem Stiftskirchen-Pfarrer Matthias Vosseler mit. So etwas hatte beide noch nicht gesehen.

Bestürzung und Ratlosigkeit machte sich bei Vosseler breit. Wer macht macht so etwas? Und warum? Hat es etwas mit der Griechenland-Thematik zu tun? „Gut möglich“, sagt Vosseler, „aber es muss nicht zwingend so sein. Vielleicht war es einfach ein frustrierter Mensch, der mit sich und der Welt nicht im Reinen ist.“ So oder so. „Das geht natürlich nicht“, sagt Vosseler, „man kann seinen Frust doch nicht an einen Kirchentür ablassen.“

Seine Konsequenz: Noch vor Rücksprache mit dem evangelischen Stadtdekan Sören Schwesig erstattete Vosseler Anzeige wegen Sachbeschädigung. Zunächst wollte er mit einer Anzeige abwarten. Aber nachdem sich heraus stellte, dass die Schmiererei gravierendere Folgen hat, blieb ihm keine andere Wahl. „Die Tür ist aus patinirtem Kupfer, da kann man nicht einfach den Spruch entfernen. Da muss man die ganze Türe sanieren.“ Über die Kosten konnte der Pfarrer noch keine Angaben machen.

Sollte sich herausstellen, dass die Sachbeschädigung im Zusammenhang mit der Griechenland-Debatte steht, will der Siftskirchenpfarrer ein Zeichen setzen: „Dann werde ich zusammen mit meinem griechisch-orthodoxen Kollegen einen Gottesdienst feiern, um ein Zeichen zu setzen. Denn wir sind alle Europäer. Das Christentum fand seinen Weg über Griechenland nach Europa.“

In der Stadt verbreitete sich die Kunde von der beschmierten Kirchentür in Windeseile. Passanten strömten herbei. Manche schüttelten nur mit dem Kopf, andere hatten Tränen in den Augen. So wie eine ältere Dame, die zu Matthias Vosseler sagte: „Wir haben denen doch nichts getan.“ Andere meinten süffisant: „Ja, so hat Martin Luther auch angefangen.“ Der Reformator schlug seine Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg. „Doch das ist etwas ganz anderes“, sagte Vosseler, „Luther heftete wissenschaftliche Thesen an die Tür. Das hier ist eindeutig Sachbeschädigung.“

Erst vor kurzem hatten Unbekannte in Welzheim Hakenkreuze an eine Moschee geschmiert.