International tätig: Ikea Foto: dpa

Ikea will sein Image in Sachen Steuermoral verbessern und nennt Zahlen. Immer wieder nutzen internationale Konzerne Steuerschlupflöcher – den EU-Staaten entgehen dadurch Milliarden.

Stuttgart - Ikea geht in die Offensive: „Wir haben im letzten Jahr 24,9 Prozent, also insgesamt 800 Millionen Euro Steuern bezahlt“, erklärte der seit einem Jahr amtierende Ikea-Vorstandschef Jesper Brodin jetzt dem Magazin „Focus“. Er sei überzeugt, „dass ein Konzern Teil der Gesellschaft ist und seine Steuern bezahlen muss wie jeder andere auch“.

Dem in Schweden gegründeten Möbelkonzern, der bundesweit 53 Einrichtungshäuser hat, sechs davon in Baden-Württemberg, wurde in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, durch ein kompliziertes Firmengeflecht Steuern zu vermeiden. Innerhalb von sechs Jahren habe das Unternehmen die Steuerlast in der Europäischen Union um mehr als eine Milliarde Euro reduziert, ermittelte 2016 ein US-Steuerexperte, den die Europäischen Grünen beauftragt hatten. Allein 2015 seien Deutschland 36,6 Millionen Euro entgangen.

EU-Kommission nimmt Unternehmen ins Visier

Im vergangenen Jahr haben auch die EU-Wettbewerbshüter das Möbelhaus ins Visier genommen. Sie bemängelten, dass zwei Steuerabkommen mit den Niederlanden der Franchise-Tochter von Ikea „einen unfairen Vorteil gegenüber anderen Unternehmen“ verschafft haben könnte. Würde sich das bestätigen, müssten die Niederlande Steuern nachfordern. Ikea wies den Verdacht zurück.

In ähnlicher Weise ist die EU-Kommission bereits gegen mehrere US-Konzerne vorgegangen. 2015 erklärte sie Steuerdeals der Niederlande mit der Kaffeehauskette Starbucks sowie von Luxemburg mit dem Autobauer Fiat-Chrysler für illegal und forderte Steuernachzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe. Die bisher höchste Rückzahlungsforderung erging 2016 wegen Steuerabsprachen Irlands mit dem US-Computerkonzern Apple: Dublin musste bis zu 13 Milliarden Euro zurückfordern. Bis Anfang August waren neun Milliarden geflossen.

Finanzministerin fordert europaweit einheitliche Mindeststeuersätze

Nach Schätzungen der EU-Kommission verlieren die Mitgliedsstaaten durch Steuervermeidungsmodelle von Großkonzernen jährlich 50 bis 70 Milliarden Euro.

Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) fordert europaweit einheitliche Mindeststeuersätze. „Um Gewinnverlagerungen innerhalb Europas einzudämmen, ist eine gemeinsame Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage wichtig. Würden Einkünfte europaweit nach denselben Grundsätzen ermittelt, bringt eine Gewinnverlagerung keine Vorteile mehr. Dafür setzen wir uns beim Bund seit Jahren mit Nachdruck ein“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.