Helmut Reinhard kümmert sich mit der Bezirksgruppe Remstal des Deutschen Alpenvereins um den Klettergarten. Foto: Eva Herschmann

Wenn es schon kaum Bergtouren gibt: Der Klettergarten in Stetten ist zumindest wieder geöffnet – aber auch dort gelten derzeit besondere Regeln.

Bergsport - Der Betrieb im Stettener Klettergarten ist überschaubar. Keine zehn Kraxler sind da, als Helmut Reinhard nach dem Rechten schaut. Seit Mitte Mai dürften wieder gleichzeitig 20 Kletterer hier sein – nach zwei Monaten Pause wegen Corona, erzählt der Chef der Bezirksgruppe Remstal des Deutschen Alpenvereins (DAV). „Jetzt ist die Wand wieder für alle freigegeben, aber wir nehmen von jedem die Personalien auf. Wir haben uns der Gemeinde gegenüber verpflichtet, im Falle einer Ansteckung die Infektionskette nachweisen zu können“, sagt Reinhard.

Alternative zum Gipfelkreuz

Wenn die Berge rufen, müssen Alpinisten hinauf. Doch in Corona-Zeiten ist der Weg zum Gipfelkreuz erschwert und der Ausflug in den Klettergarten der Bezirksgruppe Remstal auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Weinbergen und Wald eine Alternative. Hygiene- und Abstandsregeln gelten aber auch unter freiem Himmel. Jeder muss sein Desinfektionsmittel mitbringen, und Sportler, die nicht gemeinsam in einem Haushalt leben, müssen voneinander Abstand halten. Eine spezielle Kreide, die die vom Handschweiß feuchten Finger trocknet, aber nicht staubt, wird empfohlen.

Als es darum ging, den Klettergarten wieder für alle zu öffnen, wollte die Gemeindeverwaltung von Kernen zunächst eine Aufsicht vor Ort, die die Namen aller Besucher aufschreiben sollte. Doch der Klettergarten hat keine Tür, die geschlossen werden kann. Wer klettern will, kann zu jeder Tageszeit kommen. „Eine Dauerüberwachung können wir einfach nicht leisten“, sagt Helmut Reinhard.

Also kam der Bezirksgruppenleiter auf die Idee, eine App zu gestalten, in der sich alle in ein Formular eintragen, die in Stetten klettern. Die Daten gehen per E-Mail bei Helmut Reinhard ein. „Ich speichere sie ab und schmeiße sie nach vier Wochen wieder raus.“ Das klappe ganz gut, sagt er: „Bis auf ein paar schwarze Schafe, die falsche Namen angeben.“

Sommerprogramm des Alpenvereins drastisch reduziert

Im Klettergarten ist fast schon wieder Normalbetrieb, im Gebirge nicht. Das Sommer-Programm der Bezirksgruppe Remstal, die zur Sektion Stuttgart des Deutschen Alpenvereins gehört, ist drastisch zusammengestrichen worden. Nur rund ein Drittel der geplanten Bergtouren ist noch im Angebot. Auch die Tour in das südliche Ortlergebiet, die Helmut Reinhard im August führen sollte, wurde abgesagt. „In den Hütten im Gebiet der Lombardei machen sie einen Fiebertest, jeder muss seinen eigenen Schlafsack mitbringen, Wolldecken gibt es keine, und irgendwie kann einem niemand Auskunft geben, was sonst noch alles auf einen zukommt.“ Also wandern die DAV-Mitglieder stattdessen auf den Lemberg in Affalterbach oder erklimmen die Treppen hinauf zu Stuttgarts Höhen.

Immerhin seien überhaupt wieder Aktivitäten im Gebirge möglich, sagt Reinhard. Denn der eingeschränkte Gipfelverkehr trifft auch die Hütten, von denen die DAV-Sektion Stuttgart immerhin vier unterhält. Die Frederik-Simms-Hütte im Lechtal hat unter Corona-Bedingungen geöffnet. Es gibt Schlaflager, aber sie dürfen wegen des Abstands nur zu einem Drittel belegt werden. Im Württemberger-Haus in Zams sieht es genauso aus. „Unsere Berghütten sind dennoch mit einem blauen Auge davongekommen, weil sie eh erst im Juni öffnen“, sagt Reinhard.

Anders sei das im Edelweißhaus in Kaisers und im Mahdtalhaus in Riezlern. Beide seien sonst das ganze Jahr über geöffnet, hätten nun aber monatelang schließen müssen. „Aber ich sage immer: Ruhe bewahren, die Berge laufen nicht davon“, erklärt der Bezirksgruppenleiter.