Neue T-Shirts bringen nicht nur optisch frische Farbe in das Gedenkturnier für Yvan Schneider.
Stetten - Für Fabienne Schneider, die Mutter von Yvan Schneider, ist der 6. Januar „ein starker Moment im Jahr“. An diesem Datum treffen sich Handballer zum Gedenken an ihren toten Sohn, der beim TV Stetten und beim CVJM Fellbach gespielt hatte. Am Dreikönigstag traten der TV Stetten I und II, der SV Fellbach II, der CVJM Fellbach, eine Eichenkreuz-Auswahl, die SV Remshalden II und der SV Obertürkheim I und II in der Karl-Mauch-Sporthalle gegeneinander an – in Erinnerung an Yvan Schneider, der am 21. August 2007 auf einer Wiese bei der Villa Rustica ermordet worden war.
Das Turnier wird selbstständig
An Weihnachten und Geburtstagen bleibt die Familie Schneider gerne unter sich. „Das sind auch oft traurige Momente“, sagte Fabienne Schneider. Aber beim Gedenkturnier und am Todestag des Sohnes gehen sie in die Öffentlichkeit. „Dann wollen wir Gemeinsames teilen und erleben oft Momente voller Hoffnung“, sagte Fabienne Schneider. Schon bevor das Turnier begann, saß sie mit ihrem Mann Pierre Schneider bei einer Tasse Kaffee in der Halle und beobachtete, wie die Spieler eintrafen. Viele davon hätte sie gekannt, vor allem natürlich die Stettener und CVJM-Handballer, einige aber auch nicht. „Das Turnier wird selbstständig, es lebt, das ist schön, so soll es sein. Und dennoch ist alles so vertraut, und irgendwie denken wir, Yvan könnte doch auch dabei sein“, sagte Fabienne Schneider. Sie trug das neue königsblaue T-Shirt, das sie gemeinsam mit Susanne Sommer, der Frau des Stettener Handball-Abteilungsleiters Alfred Sommer, und Marga Flister, der Frau des stellvertretenden Abteilungsleiters Harald Faulhaber, entworfen hat. „Das alte schwarze Shirt konnte ich nicht anziehen, ich kam mir vor wie in ständiger Trauer. Mit dem neuen Shirt und Spruch ist das anders.“
Betonung der Gemeinsamkeit
In der Farbenlehre steht Blau für Harmonie, Sympathie, Zufriedenheit. Begriffe, die auch auf Yvan Schneider passen, sagte der Stettener Handball-Abteilungsleiter Alfred Sommer. Das Blau und die Betonung der Gemeinsamkeit – statt der Mahnung „Gewalt hilft niemal
s weiter“ – haben frische Farbe in die siebte Auflage des Gedenkturniers gebracht. Keinen freut das mehr als die Eltern des Ermordeten. Vater Pierre Schneider hatte es sogar laut über das Hallenmikrofon verkündet. „Ich wünsche mir, dass die Herzen nicht erstarren, sondern sich dem Schönen in der Welt öffnen können.“
Dass der Blick immer häufiger nach vorne geht, gefällt Moritz Kappler. Der 26-Jährige war Klassenkamerad von Yvan Schneider, beide fingen als Buben gemeinsam beim CVJM das Handballspielen an. Er konnte wegen seines Kreuzbandrisses nicht für sein Team, den SVF II, auflaufen und schaute deshalb ganz gerne mal zurück. „Das Turnier ist auch deshalb so schön, weil sich hier immer wieder alte Freunde treffen, das hat was Familiäres“, sagte er, und dass es Momente gibt, in denen er daran denke, was wäre, wenn Yvan noch da wäre. Auch Raphael Schubert, einst der beste Freund Yvans, der nach einer Schulteroperation beim Turnier nur Zuschauer war, hat die alten Zeiten nicht vergessen. Doch ihm gefällt nicht nur das neue blaue T-Shirt, sondern auch die Neuausrichtung. „Es ist Zeit, dass unsere Gedanken die Gewalt loslassen und das gemeinsam Erlebte als Stärke sehen.“
Dass die erste Mannschaft des SV Obertürkheim beim 7. Yvan-Schneider-Gedächtnisturnier im Siebenmeterwerfen das Finale gegen die zweite Vertretung der SV Remshalden gewann, ist nur am Rande erwähnenswert. „Hier weiß jeder, um was es geht, und das ist nicht der Turniersieg“, sagte Raphael Schubert.