Philipp Kovacs hat zehn Jahre lang im Fellbacher Goldberg gekocht. Foto: Gottfried Stoppel

„Ich hätte nicht gedacht, dass das die Gäste so trifft“, sagt der Sternekoch, der am Wochenende letztmals in der Schwabenlandhalle Gäste verwöhnt. Wo wird er künftig am Herd stehen?

Es gibt viel zu tun in den letzten Tagen, in denen Philipp Kovacs noch in der Küche des Fellbacher Restaurants Goldberg steht. Vor allem seit den Zeitungsberichten über das Ende der Sterne-Ära und seinen zum Wochenende anstehenden Abschied aus dem Speiselokal im Kongresszentrum Schwabenlandhalle sei es im Fellbacher Gourmettempel, einem Zweisterne-Betrieb, mehr als voll. „Der Endspurt läuft sehr gut“, sagt er über seinen Eindruck auch aus der Küche. Und: „Es ist wirklich eine emotionale Zeit.“ Der Eindruck sei, dass jeder Stammgast nochmals einen Aufenthalt gebucht habe. Insofern sei diese Abschlussphase im Goldberg für ihn auch eine höchst aufschlussreiche: „Ich hätte nicht gedacht, dass das die Gäste so trifft. Da merkt man, was man erreicht hat.“

 

2021 erstmals mit zwei Sternen ausgezeichnet

Noch Mitte März hat der frisch erschiene Guide Michelin den Fellbacher Spitzenkoch in den höchsten Tönen gelobt und seine 2021 erstmals errungenen zwei Sterne bestätigt. Dies, nachdem andererseits bereits klar war, dass Fellbach mit dem Rückzug Armin Karres auf jeden Fall einen Stern in der Gourmet-Bibel verlieren würde. „Philipp Kovacs begeistert seine Gäste mit sehr durchdachten Kombinationen“, schrieben die Kritiker und priesen den Küchenchef des Goldberg nicht nur für die Modernität der Menüs, sondern auch für sein Bekenntnis zu regionalen und saisonalen Produkten. „Hip“ sei die asiatisch angehauchte Cross-over-Küche des 39-Jährigen, die kulinarische Linie des Kochs absolut stilsicher.

Ausgerechnet auf dem bisherigen Gipfel seiner kulinarischen Karriere hat der preisgekrönte Küchenchef dann Ende März überraschend seinen Rückzug angekündigt, ebenso den seines aus Oeffingen stammenden Sous-Chefs Florian Pentzlin. Eine Ansage, die für die Feinschmecker in der Region einer echten Hiobsbotschaft und für die Stadt Fellbach einer kleinen kulinarischen Katastrophe gleichkam. Während bis zum Jahreswechsel noch stattliche vier Michelin-Sterne über der Stadt prangten, ist es nunmehr nur noch einer. Allein übrig ist aus der Riege der lokalen Sterneköche vom Wochenende an Michael Oettinger mit dem Hirsch im Teilort Schmiden.

Fehlende Zukunftsperspektive im Kongresszentrum

Als Grund für ihren Ausstieg aus dem Goldberg, für das sie 2015 den ersten Michelin-Stern errangen, hatten Philipp Kovacs und Florian Pentzlin die fehlende Zukunftsperspektive für das Gourmet-Lokal im Fellbacher Kongresszentrum genannt. Und ohne die Sterne und den Spitzenkoch ist offenbar auch noch unklar, ob der Catering-Unternehmer Jörg Rauschenberger den bis Ende 2024 laufenden Pachtvertrag für das Edelrestaurant im Kongresszentrum Schwabenlandhalle noch mal verlängern wird.

Philipp Kovacs war im Jahr 2012 Küchenchef im Goldberg geworden – nach vorigen Stationen in Österreich, der Schweiz und Portugal, sowie Praktika bei Spitzenköchen wie Dieter Müller und Philippe Rochat. Bereits drei Jahre danach hatte er den ersten, weitere sechs Jahre später den zweiten Michelin-Stern erkocht. 2017 wurde er zudem vom Großen Restaurant & Hotel Guide für seine innovative Cross-Culture-Küche als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet. Die Laudatio damals: „Mit Können und Kreativität hat er sich in die Riege der Topköche Deutschlands katapultiert.“

Der Sternekoch bleibt im Land

Jetzt falle der Abschied von den vielen Wegbegleitern in Fellbach schwer, die ihm geholfen hätten, sagt Kovacs am vorletzten Tag in der Goldbergküche. Wie es für ihn weitergeht, dazu könne er momentan noch nichts sagen – „warten wir noch 14 Tage“. Er sei Koch, da biete sich natürlich eine Küche an. Aber zumindest eines sagt er: „Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt und kann verraten, dass ich im Ländle bleibe.“