Als einer von sechs hat es Serkan Güzelcoban beim Kochwettbewerb Bocuse d’Or im April auf der Messe Stuttgart bis ins Finale geschafft. Foto: Tanja Kurz

Serkan Güzelcoban hat sich innerhalb von zwei Jahren im Restaurant Handicap in Künzelsau im Hohenlohekreis einen Michelin-Stern erkocht – im weltweit ersten Restaurant mit Inklusionskonzept. Nun startet er zwei neue Projekte.

Öhringen - Was macht ein Koch, der in jungen Jahre erreicht hat, wovon viele Kollegen träumen? Er kündigt und macht sein eigenes Ding. Serkan Güzelcoban hat sich innerhalb von zwei Jahren im Restaurant Handicap in Künzelsau (Hohenlohekreis) einen Michelin-Stern erkocht – im weltweit ersten Restaurant mit Inklusionskonzept. Doch nach fast acht Jahren in der zur Würth-Gruppe gehörenden Gastronomie habe er sich „wie ein Vogel im goldenen Käfig“ gefühlt: „Meine Aufgabe war getan.“

Nun will der 31-Jährige mit türkischen Wurzeln in Öhringen mit zwei eigenen Projekten die Gastroszene aufmischen. Das Konzept, Menschen mit Handicap in Küche und Service zu integrieren, nimmt er mit. Anfang Dezember hat Güzelcoban im Ö-Center die Bistronomie Schöner Hirte (so die Übersetzung seines Familiennamens) eröffnet. Im April 2017 geht er mit dem Restaurant Kleinod in der Orangerie und im Hoftheater des Hofgartens an den Start. Gespräche mit Behinderteninstitutionen laufen, das Integrationsministerium hat für Flüchtlinge angefragt.

Der Hang zur Integration liege in seiner Vita, sagt der Koch

„Die Gastronomie muss ihren Nachwuchs selbst generieren, wir müssen jungen Menschen eine Chance geben“, sagt Güzelcoban mit Überzeugung. Sein Hang zu Integration und Inklusion sei in seiner Vita begründet, erzählt er freimütig. Als „Hauptschüler und Stuttgart-Heslacher mit Migrationshintergrund“ war ihm der Erfolg nicht in die Wiege gelegt. Mit 13 Jahren beginnt Güzelcoban in der Kneipe eines Freundes der Familie zu jobben. Auch nach der Kochlehre im Millenium & Copthorne Hotel Stuttgart ist der Beruf noch kein Traumberuf. Dann geht es Schlag auf Schlag: Eckart Witzigmanns Palazzo, Hotel Paradies in Ftan in der Schweiz, Restaurant Colon auf Mallorca, Restaurant Cube in Stuttgart, Schlosshotel Friedrichsruhe und das Handicap in Künzelsau. Die Michelin-Tester lobten seine „klassisch basierten Speisen mit orientalischen Elementen“. Güzelcoban selbst beschreibt seinen Stil als „Selbstfindung eines deutschen Türken in zweiter Generation“. Eine Geschichte, die Stoff böte für einen ganzen Film. Denkt offenbar auch der Hamburger Produzent Fabian Gasmia. Bei den Festspielen in Cannes hat der von ihm koproduzierte Spielfilm „Personal Shopper“ in diesem Jahr den Preis für die beste Regie erhalten.

2019 soll der Film über Güzelcoban in die Kinos kommen

Und so dreht sich Gasmias neues Projekt um Serkan Güzelcoban, 2019 soll der Film in die Kinos kommen. „Im Stil von ,Ziemlich beste Freunde‘“, umreißt er die Story mit breitem Grinsen. Bis zur Filmpremiere hat der junge Mann mit den prägnanten schwarzen Augenbrauen noch einiges vor. „Für mich ist das alles ein riesengroßer Spielplatz“, sagt der vierfache Vater, dem es an Selbstbewusstsein nicht mangelt: „Jeder erfolgreiche Mensch erzählt mir, wie schwer es am Anfang war.“ Auf die Frage, was man tun muss, um Erfolg zu haben, gebe es nur eine Antwort: „Ihr müsst an euch glauben.“ Wer gelernt habe, auf zwei Quadratmetern und in einer Luxusküche zu arbeiten, arbeite nicht mit Problemen, sondern an Lösungen. Die winzige Küche im Ö-Center hat er mehrfach umgestellt, ganz zufrieden ist er mit dem Ergebnis noch nicht: „Aber das kriegen wir noch hin.“ Und ein Michelin-Stern im Kleinod? „Ich mache mir keine Gedanken darüber, dass das nicht zu schaffen ist.“