Bei den „Sternen des Südens“ präsentieren sich Geschäfte auf besondere Art. Foto: Rudel

Ob Yoga oder Schmuck – beim etwas anderen Tag der offenen Tür zeigt sich das Potenzial des Stadtteils

Lehenviertel - Doris Siegle ist so etwas wie die gute Seele des Lehenviertels. Als Besitzerin der Markus-Buchhandlung kennt sie nahezu jeder. Ihr guter Ruf eilt ihr voraus: Wenn sie für einen Kunden ein Buch bestellt, ist es am nächsten Tag da und vor allem bringt sie es auch persönlich zu Hause vorbei.

Seit 28 Jahren hat sie ihre Buchhandlung in der Filderstraße. Klar, dass sie bei den „Sternen des Südens“ von Anfang an dabei war. „Heute gibt es bei mir Bücher nach Gewicht“, sagte die Buchhändlerin, die ihre Kunden sehr gut kennt und deswegen immer eine Empfehlung parat hat. Ihre Ausschussware hatte sie am Samstagvormittag in große Kisten gepackt und vor ihren Laden gestellt. Ein Gramm kostete einen Cent.

Zum zehnten Mal haben die Sterne des Südens am Samstag von zehn Uhr morgens bis abends um 18 Uhr geleuchtet – dieses Mal sogar gleich 40 Stück. Anlässlich des Jubiläums haben sich noch mehr Geschäfte, Galerien oder Büros bereit erklärt, bei dem etwas anderen Tag der offenen Tür im Lehenviertel mitzuwirken. Immer am ersten Samstag nach den Ferien öffnen die Designer, Musiker, Gastronomen und auch Galeristen im Stuttgarter Süden ihre Türen. Die Geschäfte spielen sich an diesem Tag in erster Linie auf der Straße ab.

„Deshalb machen wir kein Straßenfest, sondern Laden-Hopping“

„Wir haben eine tolle Rückendeckung aus dem Viertel“, sagt Jochen Siegel, der Inhaber von Siegel Konzeption und Gestaltung. Er übernimmt die Hauptorganisation der Veranstaltung, bei dem das Stadtviertel der Öffentlichkeit sein ganzes kreatives Potenzial zeigen möchte. Alle Beteiligten aus dem Viertel ziehen dabei an einem Strang. „Jeder macht eine Aktion, die ihm gefällt, und kümmert sich selbst darum“, erklärte Siegel das Konzept. Er selbst macht die Flyer, die Pressearbeit und schaut, dass alles zusammenläuft.

Das Lehenviertel sieht Siegel wie ein kleines, eigenes Dorf innerhalb der Stadt. Die vielen Selbstständigen dort sind untereinander vernetzt. Aber nur wenn die kleinen Läden besucht werden, können sie auch langfristig existieren. „Deshalb machen wir kein Straßenfest, sondern ein Laden-Hopping“, sagte Siegel.

Und ob handgefertigte Taschen, Antiquitäten vom Hofflohmarkt, exquisite Textilien von einer Stuttgarter Stylistin, erlesene Weine oder japanische Spezialitäten – alles ist dabei. Ergänzt wird das vielfältige Angebot durch ein umfangreiches Programm beispielsweise mit einer Versteigerung bei „südstatt“, Yoga auf der Straße oder einer Nackenmassage. So zeichnete eine freiberufliche Illustratorin nach kleinen Sternzeichen-Büchern für jeden sein Sternzeichen nach, die Hubertus-Apotheke rief einen Mal-Wettbewerb für ihr neues Maskottchen, einen Hirsch, aus. „Ich habe ihn im Schönbuch gefunden“, schmunzelte der Apotheken-Besitzer Berthold Stelzer. Die Besucher durften den Namen wählen. „Bei uns wird nicht nur der OB gewählt, sondern alles“, sagte Stelzer, der dafür extra im Hinterzimmer seiner Apotheke ein Wahllokal eingerichtet hatte.

Regen ist kein Hindernis

Vom Einkaufsstress entspannen konnte man wunderbar bei Marry Maasz, die ihren Stand etwas abseits an der Lehenstraße aufgebaut hatte. Bei ihr gab es Mini-Sessions in Yoga. Für eventuellen Regen hatte sie sich auch eigens vorbereitet: „Heute morgen habe ich extra vor dem Spiegel Übungen probiert, die man auch mit Regenschirm machen kann“, erzählte die Yoga-Lehrerin von Bindu-Yoga.

Anlässlich des zehnten Geburtstages gab es auch ein Gewinnspiel als besonderes Schmankerl. Mitmachen war ganz einfach: Die Besucher mussten sich einfach nur bei jedem der 40 Sterne einen Stempel holen. Die kleine Elena hatte schon kurz nach Mittag fast alle voll – und damit gute Chancen, zu gewinnen.