Gehen, wenn der Lebenswillen schwindet - Sterbehilfe ist ein umstrittenes Thema. Foto: dpa

Das Thema Sterbehilfe wird derzeit in Politik und Gesellschaft breit diskutiert. Auch die katholischen Laien positionieren sich zu dem strittigen Thema. Sie sind klar gegen eine organisierte Sterbehilfe.

Bonn - Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat seine strikte Ablehnung einer organisierten Sterbehilfe bekräftigt. ZdK-Mitglieder warnten am Freitag auf der Herbstvollversammlung des höchsten Laiengremiums in Bonn zugleich davor, durch ein falsches Verständnis des Selbstbestimmungsrechts die Türen für Selbsttötungen und Tötungen auf Verlangen zu öffnen. Selbstbestimmung habe auch eine soziale Dimension und dürfe nicht so verstanden werden, „dass jeder für sich allein lebt und stirbt“, sagte ZdK-Präsident Alois Glück.

Glück rief zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte über Leiden und Sterben auf. „Es geht um mehr als um Medizin und Pflege, es geht um eine gesellschaftliche Debatte und darum, in einer Tabufrage sprachfähig zu werden.“ Diskutiert werden müsse auch über Suizidprävention. Diese werde erheblich erschwert, wenn die Selbsttötung als Alternative zum Weiterleben und zur Entscheidung, den Weg einer Krankheit bis zum Ende zu gehen, gesellschaftlich akzeptiert werde.

Im nächsten Jahr soll es zur Sterbehilfe gesetzliche Neuregelungen geben, um die eine öffentliche Diskussion entbrannt ist und zu der es in der vergangenen Woche eine erste Debatte im Bundestag gab.

Gröhe als Gastredner

Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich als Gastredner vor der Vollversammlung deutlich gegen eine organisierte Sterbehilfe aus. Ein solches Nein entspreche der Lebensschutzorientierung des Grundgesetzes. Erste Aufgabe von Politik und Gesellschaft müsse es sein, schwerstkranken und sterbenden Menschen Zuwendung, bestmögliche medizinische Versorgung und Schmerztherapien zur Verfügung zu stellen. „Erst die Hilfe und erst die Begleitung von Sterbenden und deren Angehörigen, dann die normative Regelung“, betonte Gröhe. „Es gibt keinen Grund, dem Suizid in dieser Gesellschaft eine Gasse zu bahnen.“

Der dem ZdK angehörende SPD-Politiker Wolfgang Thierse wandte sich dagegen, selbstbestimmtes Sterben mit Suizid gleichzusetzen. Der Spruch „Mein Tod gehört mir“ sei eine „gespenstische Formulierung“. Christen müssten sich vielmehr mit einer „Lebensethik“ positionieren, die das Sterben einbeziehe.

Es sei wichtig, dass bei der gesetzlichen Regelung ein Verbot der organisierten Sterbehilfe erreicht werde, betonte die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin Julia Klöckner. Dafür habe sich bei der Bundestagsdebatte bereits eine mehrheitliche Übereinstimmung abgezeichnet.

Ebenso wie das ZdK sprach sich auch Gröhe für eine Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung schwerstkranker und sterbenskranker Menschen aus. Er kündigte dazu einen Gesetzentwurf an. Als Eckpunkte nannte er eine deutliche Erhöhung der Förderung der Hospizarbeit aus der gesetzlichen Krankenversicherung und eine bessere Verankerung in der Altenpflege. Auch bei der häuslichen Krankenpflege müsse die palliative Versorgung verstärkt werden.

Das ZdK hatte sich bereits im Vorfeld der Bundestagsdebatte positioniert. Jede Form der organisierten Beihilfe zum Suizid müsse ausnahmslos verboten und unter Strafe gestellt werden. Auch Ärzte sollten keine Beihilfe zur Selbsttötung leisten dürfen. Auch die Bischofskonferenz hat sich gegen aktive Sterbehilfe und Beihilfe zur Selbsttötung ausgesprochen. Aktive Sterbehilfe und Tötung auf Verlangen sind in Deutschland verboten.