In der Cannstatter Kurve sorgen die Ultras vom Commando Cannstatt bei Heimspielen für die Stimmung im Stadion. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Die Ultra-Gruppierung Commando Cannstatt übt nach der erneuten Saison im Abstiegskampf Kritik an mehreren Verantwortlichen der vergangenen Jahre – und mahnt Veränderungen für die Zukunft an.

Die Botschaft war unübersehbar. Über mehrere Meter zog sich das Banner, das die Ultra-Gruppierung Commando Cannstatt nach dem geschafften Klassenverbleib des VfB Stuttgart direkt vor der Geschäftsstelle des Bundesligisten platziert hatte. Die Aufschrift: „Nichts erreicht – nur verhindert“. Verbunden mit der Frage: „Was ist euer Plan für die Zukunft?“

Der Unmut bei den Fans ist groß nach der erneuten Zittersaison – die nun schon sechste in den vergangenen zehn Jahren. In einer online veröffentlichten Stellungnahme spannt das „Commando Cannstatt“ dann auch einen größeren Bogen mit Blick zurück. Ohne sie zwar direkt beim Namen zu nennen, kritisiert die Gruppierung dabei mehrere Verantwortliche für ihr Handeln.

Kritik an Hitzlsperger und Mislintat

Den einstigen Vorstandschef Thomas Hitzlsperger etwa, „der sich auf der maximalen Welle der Sympathie reitend bei seinem Griff nach der Allmacht verhoben hat“. Hitzlsperger hatte im Streit mit Präsident Claus Vogt auch dessen Amt angestrebt, letztlich erfolglos.

Durchaus kritisch ist auch der Blick auf den früheren Sportchef Sven Mislintat, „der in der Außendarstellung zwar um Welten besser war als sein Vorgänger, den mit ihm jedoch trotz verschiedener Wege ein ähnliches Endprodukt auf dem Rasen eint.“ Mislintat hatte auf viele junge Spieler gesetzt, sein Vorgänger Michael Reschke auf erfahrene. Zu einem stabilen Bundesligisten hat keiner der beiden Wege den VfB gemacht.

Chef der AG ist mittlerweile der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle – seit gut einem Jahr und damit aus Sicht der Ultras „noch nicht lange genug, um in seinem eigentlichen Kernarbeitsfeld der strukturellen Weiterentwicklung viele Erfolge vorzuweisen.“ Ansonsten fällt der Blick auf den Vorstandsboss gemischt aus: „Extrem positiv“ sei das Nein zum Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zu bewerten, mit dem Wehrle und Präsident Claus Vogt gegen eine Mehrheit gestimmt hatten.

Lob für Nein zum Investoreneinstieg bei der DFL

Auf anderen Gebieten habe Wehrle jedoch bislang selten ein glückliches Bild abgegeben. Im sportlichen Bereich – hier gilt die Verpflichtung von Bruno Labbadia rückblickend als klarer Fehler. Ebenso bei seinen öffentlichen Auftritten – bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Berater im vergangenen September hatte Wehrle nach kritischen Nachfragen empfohlen: „Entspannt euch mal.“

Und Präsident Claus Vogt? Man begrüße es zwar, so das Commando Cannstatt, dass er sich in seiner Rolle als Clubchef und AG-Aufsichtsratsvorsitzender nicht wöchentlich zur sportlichen Lage äußere. „Dennoch zeigt die Entwicklung vom Kommunikator auf allen Ebenen zur öffentlichen nahezu unsichtbaren Person keinen guten Eindruck in Sachen Leadership.“ Das sei auch das Kernproblem der vergangenen Wochen gewesen: „Es fehlte an öffentlich wahrnehmbarer Führung. Wir fordern eine klare inhaltliche und vor allem auch selbstkritische Aufarbeitung der Saison, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen.“

Man wolle einen Plan aufgezeigt bekommen, „wohin der Weg in kurz-bis mittelfristiger Zukunft gehen soll und wie der Verein dorthin kommen will.“ Genau darüber diskutiert in den kommenden Wochen die Führungsriege in einer Analyse, die Wehrle schon mehrfach angekündigt hatte: „Wir werden sicher nicht zur Tagesordnung übergehen.“ Los geht es am heutigen Mittwoch mit einer Sitzung, bei der auch das Trainerteam mit dabei ist und seine Einschätzungen gaben soll.