Die Geräte von Flex werden künftig in China hergestellt. Die Mitarbeiter in Steinheim wollen noch zwei Jahre länger arbeiten, als die Geschäftsführung plant. Foto: Werner Kuhnle

Bleibt die Flex-Produktion doch noch zwei Jahre in Steinheim (Kreis Ludwigsburg)? Das wollen die Mitarbeiter erreichen. Sie werben für ihr Anliegen jetzt mit Postkarten.

Der Abbau von etwa 110 Arbeitsplätzen beim Werkzeughersteller Flex in Steinheim scheint beschlossene Sache. Wie aber geht es konkret weiter? Der Betriebsrat hat ein Gegenkonzept entwickelt: Die Produktion soll erst Ende 2027 und nicht schon Ende des laufenden Jahres geschlossen werden. Für ihr Anliegen werben die Mitarbeiter jetzt in einer Postkarten-Aktion.

 

„Flex gehört zu Steinheim wie die Soße zum Spätzle“

Das Motto der Aktion ist auf der Postkarte zu lesen, die an viele Haushalte verteilt werden soll: „Flex gehört zu Steinheim wie die Soße zum Spätzle“. Gemeinsam mit der IG Metall werben die Mitarbeiter zumindest für einen schonenderen Übergang, nachdem der bekannte Werkzeughersteller im Zuge der Wirtschaftskrise mit Millionenverlusten in Schieflage geriet und der chinesische Mutterkonzern Chervon die Reißleine zog.

Der Flex-Geschäftsführer Christian Neuner muss Arbeitsplätze abbauen. Foto: Werner Kuhnle

Die Nachricht vom Aus war den Mitarbeitern im Oktober mitgeteilt worden. Inzwischen liefen mehrere Verhandlungsrunden, berichtet Ergün Bal, Betriebsratsvorsitzender von Flex: „Wir stehen schon mit einem Fuß beim Interessenausgleich.“ Bal hofft, dass sein Gegenvorschlag angenommen wird, doch die Verhandlungen mit der Geschäftsführung gestalteten sich schwierig.

Flex-Betriebsrat plädiert für einen schrittweisen Abbau

Ergün Bal führt soziale Gründe an: „Unsere Mitarbeiter haben einen hohen Altersdurchschnitt – zwei Jahre mehr helfen ihnen, ohne große Abschläge in die Rente zu kommen.“ Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage sei es insbesondere für die rund 50 Ungelernten kaum möglich, so früh schon einen neuen Job zu finden. Gut wäre eine verlängerte Produktion aber auch aus betrieblicher Sicht: „Die Produkte aus China kommen zu uns in die Qualitätssicherung – da wäre es besser, nicht alles auf einen Schlag, sondern schrittweise und gesteuert auslaufen zu lassen.“

Das Gegenargument der Arbeitgeber sind die hohen Verluste, die laut Bal im Jahr 2024 höher ausgefallen seien als erwartet. An der Verlagerung der Produktion nach China führe wohl kein Weg mehr vorbei. Der Betriebsrat wolle aber die Qualitätssicherung und Reparatur unbedingt in Steinheim erhalten.

Die Flex-Geschäftsführung will diese 25 Arbeitsplätze hingegen nach Möckmühl verlegen, wo die Produkte im Lager einer Spedition aus China ankommen. Für Arbeitnehmer aus der Gegend von Steinheim wäre das mit einem hohen Fahraufwand verbunden.