150 Mitarbeiter müssen in eine Transfergesellschaft wechseln. 74 Stellen werden durch Fluktuation und Stundenreduzierung eingespart. Grund sind die Einbrüche im Automobilgeschäft.
Zum 1. April entfallen bei der Nürtinger Maschinenfabrik Heller dauerhaft 224 Vollzeit-Arbeitsplätze. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall über den Stellenabbau inklusive Sozialplan und Abfindungen seien nach vier Monaten „erfolgreich“ abgeschlossen worden, teilt das Unternehmen mit. Insgesamt arbeiten bei der Heller-Gruppe in Nürtingen derzeit noch über 1400 Menschen, davon 1115 in der Maschinenfabrik. Grund des massiven Personalabbaus sind Absatzschwierigkeiten in jenen Geschäftsfeldern, die stark auf die Automobilindustrie ausgerichtet sind und bisher bei Heller den Schwerpunkt der Produktpalette bilden.
150 Beschäftigte müssen in eine Transfergesellschaft wechseln, die sie binnen zwölf Monaten qualifizieren soll für neue Jobs bei anderen Arbeitgebern. Danach erlöscht die Gesellschaft, die von Heller sowie über das Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit finanziert wird. 74 der abzubauenden Stellen werden über Fluktuation, freiwilliges Ausscheiden und Umfangreduzierung bei 40-Stunden-Verträgen eingespart. „Es sind nicht alle begeistert, dass sie jetzt weniger Geld bekommen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Stefan Haag. „Aber es ist besser, Stunden zu entlassen statt Menschen.“
„Hier geht es ums Überleben“
Den Stellenabbau selbst bezeichnet Haag als „schmerzlich, aber leider notwendig“. Unter den gegebenen Umständen seien die für die Belegschaft erreichten Regelungen das maximal Mögliche. Mehr sei auch bei den Abfindungen nicht drin gewesen, denn „hier geht es nicht ums Profitscheffeln, sondern ums Überleben des Unternehmens“. Heller-Vorstandsvorsitzender Thorsten Schmidt spricht von „sozialverträglichen Lösungen“. Die „intensiven Abstimmungen zwischen den Betriebsparteien und der Gewerkschaft“ zeigten, dass sich „Heller der sozialen Verantwortung gegenüber seinen Beschäftigten bewusst“ bleibe und „weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern“ setzen wolle.
Wie Schmidt Anfang Februar bekannt gab, steigt bei dem Familienunternehmen mit weltweit 2600 Beschäftigten und Werken in Nürtingen, den USA, England, Brasilien und China die US-amerikanische Investmentgesellschaft H.I.G. Capital als neuer Mehrheitseigner ein. Als Hersteller von Maschinen für die Kurbel- und Nockenwellenbearbeitung, Fräs-Dreh-Bearbeitungszentren sowie weiteren Fertigungssysteme für Metallverarbeitung lebte Heller jahrzehntelang recht gut von den Abnehmern in der Automobilindustrie.
Neue Geschäftsfelder beackern
Deren Einbrüche und die Rückgänge beim Verbrennungsmotor brachten die Nürtinger Firma in eine gewisse Schieflage. Aus der man sich nicht nur mit dem Stellenabbau befreien will, sondern mit einem gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall angegangenen Transformationsprojekt, das vom Fraunhofer Institut unterstützt wird. Ziel ist, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt, „die Weiterentwicklung unseres Geschäfts, insbesondere im Bereich Universalmaschinenbau. Dieser Transformationsprozess ist unvermeidlich und verlangt weitreichende Anpassungen, die mit erheblichen Belastungen für die Belegschaft verbunden sind.“ Man werde „gemeinsam in die Zukunft blicken“ und sich „zukunftssicher aufstellen“ – auch dank des Finanzpolsters des neuen Mehrheitseigners. Allerdings gehe es bei der „Partnerschaft“ mit H.I.G. nicht nur ums Geld, sondern auch um auch die „umfassenden Erfahrungen des Investors in der Unterstützung und strategischen Begleitung von Industrieunternehmen“. Konkret verspricht sich Heller „Investitionen in neue Technologien, innovative Produkte und die Erschließung neuer Märkte“. Universaler werden bedeutet für den Maschinenbauer, sich aus der automobilen Abhängigkeit zu lösen. Also vermehrt jene Geschäftsfelder zu beackern, die in der Branche als lukrativ und zukunftsträchtig gelten, von der Rüstung bis zur Luft- und Raumfahrt.