Düstere Stimmung bei Balluff: In der Belegschaft ist die Verunsicherung groß, nachdem die Geschäftsführung Pläne zum Stellenabbau angekündigt hat. Foto: Ines Rudel

Nach der Ankündigung der Geschäftsführung, Personal abbauen zu wollen, haben bei Balluff in Neuhausen (Kreis Esslingen) die Verhandlungen mit dem Betriebsrat begonnen. Dieser sieht die Notwendigkeit, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Die Arbeitnehmervertreter haben aber das Ziel, dass weniger Stellen gestrichen werden.

Auch zwei Wochen nach der ersten Nachricht, dass Balluff Stellen streichen will, fällt der Begriff Schock im Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden Dennis Eismann. Vor allem mit Blick auf die Größenordnung, in der laut Plänen der Geschäftsführung Personal reduziert werden soll: Von etwa 275 am Stammsitz Neuhausen war in der Stellungnahme des Unternehmens die Rede – etwa jeder vierte der insgesamt 1189 Jobs am Standort. Eismann erinnert daran, dass bereits ab 2020 Stellen abgebaut worden waren. „Und jetzt viereinhalb Jahre später so etwas wieder zu haben, das ist für die Belegschaft natürlich eine extrem schwierige und herausfordernde Situation.“

 

„Im Moment gibt es viel Verunsicherung bei den Kollegen. Wir sind im Austausch, können ihnen aber noch nicht viel sagen“, sagt Eismann. Denn die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung haben erst begonnen.

Bei Balluff in Neuhausen arbeiten derzeit etwa 1200 Personen. Foto: Ines Rudel

„Ich mache mir Sorgen, wo das hingeht“, sagt Eismann auch mit Blick auf andere hochprofitable Industrieunternehmen in der Region und in Deutschland, die Stellen im Zuge der Digitalisierung ganz abbauten oder Personal in Länder mit niedrigerem Lohnniveau verlagerten. „Was passiert dann mit den Menschen hier?“ Da sehe er die Unternehmen und insbesondere die Familienunternehmen wie Balluff in der Pflicht. Diese sollten sich ihrer Verantwortung für Arbeitsplätze und das soziale Gefüge bewusst sein. „Wir reden ja auch hier bei Balluff nicht mehr vom Produktionsabbau“, sagt der Betriebsratschef. Vielmehr gehe es nun auch um Stellen in indirekten Bereichen. Denn die Produktion war 2020 ins Ausland verlagert worden.

Betriebsratsvorsitzender kann Handlungsdruck nachvollziehen

Dennoch kann der Betriebsratsvorsitzende mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Situation und das direkte Marktumfeld auch den Handlungsdruck, den die Geschäftsführung sieht, nachvollziehen. Das Unternehmen müsse zukunftsfähig aufgestellt werden, sagt Eismann. „Als Betriebsrat müssen wir uns mit an den Tisch setzen und mit gestalten.“ Man habe einerseits Verantwortung für die gesamte Belegschaft, für die das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt werden müsse. Andererseits für jene, die womöglich von einem Arbeitsplatzverlust betroffen wären.

Die Arbeitnehmervertretung habe das Ziel, dass am Ende zumindest weniger Personal abgebaut werde und soziale Härten abgemildert werden könnten. Er wolle dem Prozess aber nicht vorgreifen. „Wir werden uns den Plan der Geschäftsführung anhören und kritisch diskutieren.“ Die Atmosphäre in den Gesprächen sei konstruktiv, auch wenn man trennende Positionen habe. Ob es Kundgebungen und Proteste geben werde, stehe noch nicht fest, hierzu sei man in Gesprächen mit der IG Metall.