Ein Mitarbeiter von Mahle überprüft im Werk Rottweil am Produktionsband Pkw-Kolben Foto: dpa

Während der Stuttgarter Autozulieferer Mahle in den USA einen großen Übernahmecoup landet, stoßen die massiven Sparpläne im Inland sauer auf. Tausende Mitarbeiter laufen Sturm.

Stuttgart - Mahle, mit rund zehn Milliarden Euro Umsatz Deutschlands viertgrößter Zulieferer, treibt mit der Übernahme der Klimatechnik-Sparte des US-Autozulieferers Delphi die weltweite Expansion voran. Der Bereich, der 2014 mit 7600 Mitarbeitern rund eine Milliarde Euro Umsatz machte, diene dem strategischen Ausbau des wichtigen Wachstumsbereichs Thermomanagement, teilte Mahle mit.

Das Steuern von Wärmeströmen spielt bei elektrischen Antrieben eine wichtige Rolle, da Batterien Hitze erzeugen. „Durch die Akquisition wird Mahle seine Wettbewerbsposition im Bereich Thermomanagement deutlich stärken“, sagte Mahle-Geschäftsführer und Chef der Sparte, Jörg Stratmann.

Mahle war 2013 mit der Übernahme des Autozulieferers Behr in den Bereich Motorkühlung und Klimatisierung eingestiegen und wird durch den jüngsten Übernahmedeal zu einem weltweit noch wichtigeren Anbieter. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen.

Bei den Mahle-Mitarbeitern, die am Mittwoch in allen 29 deutschen Werken gegen massive Sparpläne des Managements protestierten, schürt der Zukauf weitere Ängste. „Wenn dieser Kauf zum Abschluss kommt, stehen die deutschen Standorte einer noch größeren internen Konkurrenz gegenüber“, sagt Gerd Goretzky, Betriebsratschef von Mahle Behr. Delphi hat 13 Werke, darunter mehrere Werke in Osteuropa.

Wie berichtet, fordert das Mahle-Management Einsparungen bei den Personalkosten von 15 Prozent und die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Die Fronten sind verhärtet. Hunderte Jobs stehen auf der Kippe. Ohne eine Einigung über solche Maßnahmen sei „aus wirtschaftlicher Sicht die Zukunft verschiedener Standorte gefährdet“, heißt es bei Mahle angesichts der hohen Personalkosten und des Preisdrucks.