Éva Ádám hat viereinhalb Jahre als Fahrradbeauftragte in Stuttgart gearbeitet. Seit mehr als einem Jahr ist ihre Nachfolge ungeregelt. Foto: /Archiv Lichtgut/Leif Piechowski

Seit die Stuttgarter Fahrradbeauftragte Éva Ádám zum Juli 2023 gekündigt hat, ist ihre Nachfolge nicht geklärt. Dabei sollte die Stelle längst ausgeschrieben sein.

Laut städtischer Homepage kann man sich noch an sie wenden, wenn man beim Radverkehr in Stuttgart mitreden will. Nämlich bei der Fahrradbeauftragten. In Wirklichkeit ist diese Stelle seit deutlich mehr als einem Jahr nicht besetzt. Éva Ádám hatte nach viereinhalb Jahren gekündigt und die Stadt Anfang Juli 2023 verlassen. Ihre Nachfolge ist bis heute nicht geregelt.

 

Aus der Radlerszene in Stuttgart ist zu hören, dass die Stelle mehr als undankbar war. Auf Ämterebene angesiedelt und mit wenig Beinfreiheit, um auch mit Kollegen aus anderen Abteilungen zu kooperieren. Die Grünen im Gemeinderat hatten Anfang Juli 2023 beantragt, die Stelle als Fahrradbotschafterin oder Fahrradbotschafter auszuschreiben und sie anders zuzuschneiden. Die Antwort der Stadt kam neun Monate später, im April 2024.

Antrag der Grünen in Stuttgart im Juli 2024

Kurz zuvor, im März, hatte die Stadt unserer Zeitung gegenüber erklärt, die Stelle werde im Laufe des ersten Halbjahrs 2024 ausgeschrieben, dazu kam es nicht. Auf eine aktuelle Anfrage hin ist nun die Rede vom vierten Quartal. Warum die Verzögerung? Grund seien „interne Umstrukturierungen in der für Verkehrsplanung zuständigen Abteilung im Amt für Stadtplanung und Wohnen, die ein neues Sachgebiet hinzubekommen hat“, erklärt die Pressestelle der Stadt.

Claus Köhnlein war vor Éva Ádám viele Jahre das Gesicht für den Radverkehr in Stuttgart. Foto: Archiv Lichtgut/Leif Piechowski

Aus der Antwort der Verwaltung an die Grünen vom April 2024 ist herauszulesen, dass die Fülle der Aufgaben bei der Radbeauftragten immer weiter zugenommen hatte. „Die eigentlich erfreuliche Entwicklung und Fokussierung des Radverkehrs in der Stadt führte letztendlich zu der Erkenntnis, dass die Beauftragtenfunktion nicht mehr von einer Person und auf jeden Fall nicht in der Zuordnung auf der Arbeitsebene geleistet werden kann“, heißt es.

Die Radbotschafter-Stelle solle aufgrund der Erfahrungen anders konzipiert werden. Zum Aufgabenportfolio gehören demnach künftig vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, aber Ansprechpartner und Repräsentant für Fragen rund ums Rad zu sein. Wenn das so käme, sei das eine Verbesserung, sagt Tobias Willerding, Vorsitzender des Kreisverbands Stuttgart beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Die Koordination zwischen den Ämtern ist verbesserungswürdig“, sagt er. Die Stelle müsse so nun schnell wie möglich ausgeschrieben werden.