Objekte der Begierde waren ausschließlich Navis aus Luxusautos. Foto: dpa/Axel Heimken

Ein 39-jähriger Litauer steht wegen des Aufbruchs von 24 Autos vor dem Landgericht.

Steinheim - Auch der zweite Sitzungstag im Prozess gegen einen 39-jährigen Litauer wegen schweren Bandendiebstahls vor dem Landgericht Heilbronn war nur von kurzer Dauer, da die etatmäßige Pflichtverteidigerin Elisabeth Unger-Schnell verhindert war. Ihr Vertreter, Rechtsanwalt Jan Stockmann, verlas eine Erklärung, in dem die wesentlichen Stationen im Leben des Anklagten nachgezeichnet wurden.

Dieser sei zusammen mit seiner Schwester im litauischen Kaunas aufgewachsen, der Vater habe ein Einkaufszentrum betrieben, die Mutter mehrere Cafés und Restaurants. Er habe nach der Schule eine Ausbildung als Schreiner begonnen, aber nicht abgeschlossen. Bis 2018 habe er von Gelegenheitsjobs als Fliesenleger, im Restaurant seiner Mutter und als Schreiner gelebt. Jeweils ein halbes Jahr war er in England und den Niederlanden.

2017 sei er nach Deutschland gekommen, wo er zu einer zehnmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden sei. Anschließend sei er zurück nach Litauen ausgewiesen worden, wo er wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ex-Lebenspartnerin ebenfalls schon in Haft gewesen sei. Diese habe seine beiden sechs und sieben Jahre alten Kinder mit nach Schweden genommen, zu diesen habe er seit 2016 keinen Kontakt mehr. Seiner ehemaligen Lebensgefährtin schulde er Unterhalt in Höhe von rund 8000 Euro. Im Frühjahr vergangenen Jahres sei er nach Deutschland gekommen, seit August sitze er in Untersuchungshaft in der JVA Schwäbisch Hall.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen vor, in neun Nächten zwischen April und August vergangenen Jahres insgesamt 24 Autos der Marke BMW aufgebrochen zu haben, um daraus 19 Multifunktionslenkräder, neun Navigationsgeräte und zwei Bordcomputer zu stehlen. Seine Diebestour soll ihn auch nach Steinheim geführt haben, wo er zwei BMWs in der Beethoven- und der Haydnstraße aufgebrochen haben soll. Darüber hinaus soll er in Nußloch, Sinsheim, Mainhardt, Eppingen, Brackenheim, Königswinter in Nordrhein-Westfalen, Bonn und Ransbach-Baumbach im Westerwald Einbrüche verübt haben. Der Gesamtschaden wird auf 65 000 Euro geschätzt.

Laut Anklage ist der 39-Jährige Mitglied einer hierarchisch strukturierten Bande aus Litauen. Ein anderes Bandenmitglied soll ihm für die Diebestouren ein unauffälliges Auto besorgt und gelegentlich einen Platz zum Schlafen angeboten haben. Immer wieder sei der Angeklagte von anderen Bandenmitgliedern begleitet worden. Das Diebesgut soll durch Spediteure aus Estland nach Litauen gebracht worden sein. Abnehmer sei der Vater des Angeklagten gewesen.

Der Prozess wird am 25. März fortgesetzt. Dann entscheidet sich, ob der 39-Jährige zu den Anklagevorwürfen Stellung nehmen wird. Am Landgericht Heilbronn läuft ein weiteres Großverfahren gegen zehn Litauer wegen Bandendiebstahls. Das Landgericht Mosbach hat Ende vergangenen Jahres weitere Litauer zu hohen Haftstrafen von bis zu acht Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Angeklagten gehören jedoch nach Auskunft von Pressesprecher Lutz Hils vom Landgericht Heilbronn zu unterschiedlichen Banden.