Thomas Irawan aus Steinheim an der Murr geht bei der beliebten TV-Sendung in den Hindernisparcours. Daran wäre vor einigen Jahren nicht zu denken gewesen.
Auf die Newbies, also die Neueinsteiger, wird in der TV-Sendung Ninja Warrior Germany immer ein spezielles Augenmerk gerichtet. Wie schlagen sie sich im Hindernis-Parcours? Können sie vielleicht sogar den etablierten Stars der Szene wie Moritz Hans oder René Casselly Paroli bieten? Insofern dürfte auch der Steinheimer Thomas Irawan in der aktuellen Staffel der Show besonders im Rampenlicht stehen, feiert er dort doch seine Premiere. Darüber hinaus hat er eine außergewöhnliche Geschichte mit im Gepäck. Ein persönlicher Schicksalsschlag hat ihn in Richtung des Extremsports geführt.
Es ist noch gar nicht lange her, da hätte Irawan nicht im Traum daran denken können, eine hohe gekrümmte Wand hinaufzuspurten oder von Ring zu Ring zu hechten, die jeweils in großem Abstand zueinander meterhoch über dem Boden baumeln. Herausforderungen, die im Ninja-Sport zum Standard gehören. Es war 2016, der promovierte Physiker und Informatiker lebte in Thailand, achtete wenig auf seinen Körper. „Ich habe mich schlecht ernährt, habe stark zugenommen, wog 20 Kilo mehr als jetzt. Gesundheitlich ging es mir nicht gut“, sagt der zweifache Familienvater.
Doch das war im Rückblick im Prinzip harmlos zu dem Nackenschlag, der drei Jahre später folgte. „Bei mir wurde 2019 Krebs festgestellt. Das war ein Zufallsbefund bei einer Kontrolle“, sagt der Steinheimer. Glücklicherweise hat er die Krankheit überwunden. Doch die Erfahrung aus dieser Zeit bewirkte bei ihm ein Umdenken. „Ich habe gemerkt, dass ich mein Leben umstellen muss“, sagt Thomas Irawan.
Wenn man so will, besann er sich wieder auf die Leidenschaften seines jüngeren Ichs, bei dem der Sport viel Raum einnahm. Er habe früher zum Beispiel Taekwondo gemacht, Fußball und Tennis gespielt, sagt er. Nach seiner Genesung vom Krebs fokussierte er sich auf Disziplinen, die den Körper ganzheitlich beanspruchen, wie Bodyweight, bei dem man bei Übungen das eigene Körpergewicht als Widerstand nutzt, um sich in Form zu bringen.
Dazu kommt, dass Thomas Irawan eingefleischter Ninja-Fan ist und keine Folge der inzwischen zehn Staffeln verpasst hat – wenn auch zunächst nur als Zuschauer vor dem Fernsehapparat. Seine beiden Kinder hätten ihm dabei wiederholt gesagt: Papa, irgendwann musst du dich dafür anmelden. „Zum Spaß habe ich mich dann letztes Jahr tatsächlich beworben und wurde gleich für die neue Staffel angenommen“, sagt der 47-Jährige.
Gut vorbereitet in die Show
Irawan stürzte sich von da an in ein spezifisches Training, wurde zum Stammgast im Active Garden in Waiblingen, wo eine Boulder- und Ninja-Halle steht. „Ich wollte ja auch verhindern, dass mein Auftritt peinlich wird“, sagt er schmunzelnd. Aber das scheint nicht zu befürchten. Der Steinheimer konnte jedes einzelne Hangel-, Hüpf- oder Sprungelement bei seinen Trainingssessions bewältigen – was einem Otto-Normalsportler mit ziemlicher Sicherheit nicht gelingen würde. „Mein Ziel für die Sendung war, mindestens das erste Hindernis zu schaffen“, erklärt Irawan. Ob er diese Vorgabe erreicht hat, wird man bei der Ausstrahlung der Sendung bei RTL am 24. Oktober um 20.15 Uhr sehen.
Der Physiker wird übrigens in derselben Folge am Startblock stehen, in der auch die letztjährige Siegerin der Frauenkonkurrenz, Nicola Wulf, ihre Mission Titelverteidigung beginnt – die eine Straße weiter ebenfalls in Steinheim wohnt und wie Irawans beide Kinder das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach besucht. „Wir haben uns trotzdem erst bei der Sendung kennengelernt“, berichtet Irawan.
Thomas Irawan wird im Gegensatz zu Nicola Wulf nach menschlichem Ermessen bei seiner ersten Teilnahme und mit 47 Jahren aber kaum eine Spitzenplatzierung erreichen. Dafür tritt er auch für einen guten Zweck an. Er unterstützt das Kindertumorzentrum in Heidelberg. „Ich bin bei der Aufzeichnung der Sendung mit einem T-Shirt in den Parcours gegangen, auf dem das Logo des Kindertumorzentrums zu sehen ist, für das ich mich ehrenamtlich engagiere. Ich möchte damit auf die Unterfinanzierung der Kinderkrebsforschung und -therapie aufmerksam machen“, erklärt er.