Ein Ghostbike steht dafür, Schwächere imVerkehr rücksichtsvoll zu behandeln. Foto: privat

Nach einem tödlichen Unfall will die Radbande Murr ein Zeichen für mehr Respekt setzen.

Steinheim/Murr - Der tragische Tod eines 61-jährigen Radfahrers lässt die Murrer Radbande nicht kalt. Sie hat an der Höpfigheimer Straße in Steinheim jetzt ein Ghostbike aufgestellt. Es soll ein Zeichen für mehr Respekt im Straßenverkehr sein. „Wir wollen niemanden verurteilen und keine Schuld zuweisen“, stellt Achim Seiter von der Radbande, einem Zusammenschluss von etwa 200 überregional organisierten Fahrradfahrern klar. „Es geht uns vor allem um das Miteinander im Straßenverkehr – und das lässt zu wünschen übrig.“

Der Unfall in Steinheim ereignete sich am 20. Oktober. Ein Autofahrer war von hinten gegen den Radler gefahren, weil er ihn übersehen hatte (wir berichteten). Das Ghostbike ist keine Erfindung der Radbande, sondern ein schon an vielen anderen Orten bewährtes Symbol, um an die Teilnehmer im Straßenverkehr zu appellieren. Den Bedarf, moralisch auf die Mitmenschen einzuwirken, erkennt Achim Seiter auf jeden Fall: „Jeder unserer Radfahrer hat bei seinen Ausfahrten immer mindestens eine Situation, in der er nur den Kopf über das Verhalten von Autofahrern schüttelt“, erzählt der Murrer. Oft zwängten sich die Autofahrer noch eng an Radlern vorbei, um sie zu überholen. „Es schert manche überhaupt nicht, ob man dann im Graben landet.“ Dass auch manche Radfahrer keine Engel sind, stellt Achim Seiter ausdrücklich heraus. „Auch sie sollten sich rücksichtsvoller gegenüber Fußgängern oder Autofahrern verhalten und zum Beispiel Radwege benutzen, wo das möglich ist.“ Es gehe bei der Ghostbike-Aktion darum, grundsätzlich an den Respekt gegenüber Schwächeren im Verkehr zu erinnern.

Auf ihrer Internet-Seite www.radbande.de informieren die fünf Kernmitglieder des Zusammenschlusses über das Ghostbike: „Die Uridee stammt – so die Vermutung – aus den USA, St. Louis im Bundesstaat Missouri. Ghostbikes sind kleine und düstere Gedenkstätten für Radfahrer, deren Leben auf der Straße bleibt. Aufgestellt in naher Umgebung des Unfallorts. Umfahren, nicht umfahren. Wie es so platt heißt. Der 61-jährige Radfahrer stirbt wenige Stunden nach dem Unfall. Der Unfallverursacher muss damit klar kommen. Die Farbe Weiß hat keinen negativen Zusammenhang. Weiß ist die vollkommenste Farbe. Weiß steht für Licht. Ghostbikes stehen und taugen nicht zu Anklage. Es geht nicht um Schuld. Dafür steht das Weiß. Es geht nicht um Kritik an Autofahrern, am Autofahren. Auch dafür steht das Weiß. Das Ghostbike steht als Zeichen für das Jetzt. Das Leben. Dazu zählen leider schwere Unfälle. Das Ghostbike steht für die Hoffnung, die Rücksicht für schwächere Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Je weniger Ghostbikes desto besser.“