Das Gebiet ist in verschiedene Bereiche unterteilt, in denen jeweils eigene Akzente gesetzt werden. Foto: FPZ Zeese Stadtplanung + Architektur

Planungen für das neue Gebiet in Kleinbottwar sehen auch bezahlbaren Wohnraum vor.

Steinheim - Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Eigentlich. Denn zu dem Entwurf von Heide Buff vom Büro FPZ für das Neubaugebiet Scheibenäcker in Kleinbottwar gab es am Dienstag im Ausschuss für Technik und Umwelt keine zwei Meinungen: Alle Räte zeigten sich im Grunde angetan von den Vorstellungen, Ideen und Leitfäden, die die Landschaftsarchitektin ausgetüftelt hat. Das übergeordnete Ziel sei, ein Areal von „hoher gestalterischer Qualität“ zu entwickeln, sagte Heide Buff. Es soll sich auch „harmonisch in diesen besonderen Landschaftsraum und die bestehende Ortsstruktur einpassen“, erklärte sie.

Auffällig ist aber auch, dass man in dem Gebiet eine große Bandbreite an verschiedenen Wohntypen vorgesehen hat. Gleich am Eingang zu der neuen Siedlung möchte Heide Buff einen echten Eyecatcher platzieren: Ein Wohn- und Geschäftshaus, das architektonisch durchaus etwas extravaganter ausfallen darf. In dem Gebäude könnten Büros, Praxen, ein Café und Wohnungen angesiedelt werden, sagt der Bauamtsleiter Frank Fussenegger auf Nachfrage.

Aus Richtung Bottwartalaue gesehen soll sich linker Hand ein mit „Kulturensemble“ überschriebener Block anschließen, der von der Kelter und daran angrenzenden einheitlichen Stadthäusern bestimmt werden soll. Auf der anderen Seite möchte man auf städtischem Grund ein Quartier hochziehen, in dem der Geschossbau überwiegt. Hier könne das Thema bezahlbarer Wohnraum berücksichtigt werden, sagt Fussenegger. Die Geschossbauten sollen als Gruppe verstanden und in einem einheitlichen Stil ausgeführt werden. In der oberen rechten Ecke der Siedlung wird ein als „Landmark“ tituliertes Areal anvisiert, wo in exponierter Lage eine Mischung aus kleineren Geschossbauten, Einzel- und Doppelhäusern geplant ist. Rechts von dem Quartier mit dem Geschosswohnungsbau am nördlichen Ortsrand ist dann noch eine Minisiedlung mit Einfamilienhäusern angedockt. „Der ganze Rest dazwischen, also all die Einfamilienhäuser, die sich wie eine Perlenschnur den Hang hinaufziehen, ist ein Bereich mit größerem Gestaltungsspielraum hinsichtlich Dachform und Dachneigung“, erklärte Heide Buff.

Apropos Gestaltungsspielraum: Die Fachfrau empfiehlt, in dem Gebiet nicht zu viele Vorschriften zu machen – aber die verhältnismäßig überschaubare Liste an Vorgaben, die man letztlich aufstellt, dann umso strenger einzuhalten. Unter anderem sollen sich Garagen und Carports in Material und Farbe optisch an die dazugehörigen Häuser anlehnen. Tabu sind hohe Stützmauern, große Schotterflächen, knallige Fassadenfarben und Gehölze, die nicht hier heimisch sind. Viel Wert wird zudem auf einen gewissen Anteil an einer Begrünung der Dächer gelegt. „Man kann aber durchaus auch ein ganzes Dach mit Solarpaneelen ausgestalten“, sagte Buff.

Rainer Breimaier von den Grünen zeigte sich nicht zuletzt erfreut über all die ökologischen Aspekte, die von der Planerin berücksichtigt wurden. Alles in allem fördere der gestalterische Leitfaden die Qualität in dem Wohngebiet – das nach Ansicht von Regina Traub von der SPD „besonders charmant“ ausfallen werde. „Wenn wir das so umsetzen, kriegen wir was sehr Schönes“, betonte sie. Ihr Fraktionskollege Uwe Körner sah das genauso, hatte aber Zweifel, dass die hehren Vorsätze eingehalten werden. „Die Einschränkungen, die man dem Bürger auferlegt, werden nachher nicht konsequent umgesetzt“, unkte er. „Wir treten mit einem sehr ambitionierten, aber fairen Leitfaden an“, erwiderte daraufhin der Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Wenn wir überhaupt keine Vorgaben machen, gefällt es uns wahrscheinlich relativ schnell gar nicht“, fügte er hinzu. Man habe angesichts einer sehr anspruchsvollen Topografie einen guten Kompromiss entwickelt für ein Gebiet, „das in dieser Größe selten geworden ist“, betonte Winterhalter.

Das Areal umfasst rund 6,3 Hektar, auf denen etwa 150 Wohneinheiten entstehen sollen, erklärt Frank Fussenegger auf Nachfrage. Der Bauamtsleiter weist darauf hin, dass das Gebiet in einem Zug erschlossen werden soll und nicht abschnittsweise. „Da leben einmal 400 oder 450 Leute. Das ist ein Haufen Holz“, stellte Horst Trautwein von der CDU in der Sitzung fest. Er gab zu bedenken, dass sich das auf den Bedarf an Betreuungsplätzen und die Schule auswirken werde. „Das haben wir im Blick“, versichert Frank Fussenegger.

Bei einem Gebiet dieser Größe müsse man damit rechnen, dass eine weitere Kindergartengruppe benötigt wird. Derzeit ist allerdings keine Kita in der neuen Siedlung vorgesehen. „Das ist aber nicht ausgeschlossen“, beteuert der Chef des Bauamts. Weitere Betreuungsplätze könnten jedoch auch an anderer Stelle im Ort bereitgestellt werden. Und was die Schule anbelangt, habe man sich planerisch eine potenzielle Erweiterungsfläche für die Bildungsstätte gesichert.