In Steinheim darf bald vielleicht nur noch 30 gefahren werden. Foto: Archiv (avanti)

Der Lärmaktionsplan wird fortgeschrieben. Ein Urteil erhöht die Chancen auf Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Steinheim-Höpfigheim - Der aktuell gültige Lärmaktionsplan für Steinheim stellt im Grunde nur einen Kompromiss dar. Wunsch der Kommune war und ist eigentlich, auf den Ortsdurchfahrten tags wie nachts das Tempo auf 30 zu begrenzen. Doch da spielte das Landratsamt nicht mit. Für die Behörde reichten hierfür weder die Geräuschkulisse noch die Zahl der Betroffenen aus, erklärte Gutrun Bentele vom Ingenieurbüro Kurz und Fischer am Donnerstag im Höpfigheimer Ortschaftsrat. Die Kommune hatte stattdessen die Wahl, auf Teilpassagen auf 30 oder durchgängig auf Tempo 40 zu setzen – und entschied sich für Letzteres. Nun wird aber im Rahmen der Fortschreibung des Lärmaktionsplans ein neuer Anlauf dafür unternommen, dass die Fahrer immer schon bei 30 den Fuß vom Gaspedal nehmen müssen. Und zwar auch in Höpfigheim, für das bislang überhaupt keine Geschwindigkeitsreduzierung genehmigt wurde. „Man lag hier unterhalb der Schwellenwerte“, sagte Gutrun Bentele.

Die Fachfrau zeigte sich zuversichtlich, dass sich Tempo 30 für Höpfigheim und die anderen Ortsdurchfahrten im zweiten Anlauf durchsetzen lässt. Ein Gerichtsurteil vom vergangenen Sommer erhöhe dafür deutlich die Chancen. „Das eröffnet größere Spielräume für die Verkehrsbehörde bei der Anordnung von verkehrsrechtlichen Maßnahmen“, hob Gutrun Bentele hervor. Heißt konkret: Tempolimits sind nun auch bei niedrigeren Lärmpegeln möglich. Dazu kommt, dass sich die Verkehrsbelastung zuletzt gefühlt eher erhöht als reduziert habe, sagt der Ordnungsamtsleiter Rolf Englert auf Nachfrage. Gewissheit dazu soll eine Zählung von Autos, Lastern und Co. bringen. Auf der Basis werde die Lärmbelastung in den Straßen errechnet, erläuterte Englert in der Sitzung.

Mit den aktuellen Daten im Gepäck werden sich die Ingenieure dann daran machen, Vorschläge für eine Modifizierung des Aktionsplans zu machen, den Steinheim wieder im Verbund mit Murr, Großbottwar, Oberstenfeld und Beilstein auf den Weg bringen wird. Der Beschluss der Fortschreibung könnte Anfang 2021 gefasst werden, kündigte Gutrun Bentele an. Im Rahmen des Verfahrens hätten auch die Bürger die Möglichkeit, ihre Standpunkte zu den einzelnen Vorschlägen einzubringen, betonte Englert.

Mit diesem Vorgehen zeigte sich der Ortschaftsrat einverstanden. Das Gremium sprach sich auch dafür aus, das Büro Kurz und Fischer mit den Lärmberechnungen und Beratungsleistungen zu betrauen. Das Büro Kölz soll sich um die Verkehrszählung kümmern. Insgesamt muss die Stadt dafür 30 000 Euro in die Hand nehmen. Abschließend muss das Ganze aber noch vom Gemeinderat abgesegnet werden, der sich am 8. Oktober mit dem Thema auseinandersetzen wird.  

Längst beschlossen hat das Gremium vor drei Jahren, dass über den Lärmaktionsplan kurzfristig auch die ramponierten Beläge auf der Rielingshäuser Straße ausgetauscht werden. Das stehe aber frühestens 2021 auf dem Programm, sagte Gutrun Bentele. Ebenfalls nur auf dem Papier gibt es bislang die Möglichkeit, für den Einbau von Schallschutzfenstern an den Ortsdurchfahrten Fördermittel abzuschöpfen. Theoretisch könnten Bürger das zwar beantragen, sagt Rolf Englert auf Nachfrage. Doch die Voraussetzungen dafür, tatsächlich zum Zuge kommen zu können, seien so hoch, dass die Zuschüsse bislang nicht abgerufen worden seien.