Erleichterung pur: Zu neunt gelingt dem TSG Steinheim der Klassenerhalt. Unter anderem Jan Belsner (rechtes Bild, rechts) war des Platzes verwiesen worden.. Foto: avanti

Der TSG Steinheim bleibt in der Kreisliga A1 Enz-Murr. Im Relegationsfinale setzte er sich am Samstag nach 120 hochintensiven Minuten in Eglosheim mit 2:1 gegen den B2-Liga-Vizemeister VfR Großbottwar durch.

Steinheim/Großbottwar - Es war der Wahnsinn. Ich hatte noch gar keine Zeit, zu realisieren, um wie viele Jahre ich heute gealtert bin“, stöhnte TSG-Trainer Luciano Adami, als Schiedsrichter Michael Bartling das Relegationsspiel zwischen Steinheim und dem VfR Großbottwar endlich abgepfiffen hatte. Ein letzter der zahlreichen VfR-Halbfeldfreistöße war kurz zuvor in den Strafraum seiner Elf gesegelt, auch Großbottwars Keeper Nico Elsser war längst vorne dabei. Doch die dezimierten Steinheimer blockten auch den letzten Schussversuch und brachten den 2:1-Sieg ins Ziel.

Im Eglosheimer Dauerregen hatte letztlich TSG-Routinier Dominik Wels den Unterschied gemacht, denn wie schon in der Vorwoche beim 2:0-Sieg gegen Dersim Ludwigsburg erzielte er beide Treffer. „Unser Psychomonster! Keiner hat die Drucksituation so gut weggesteckt wie er“, schwärmte Adami. Der Gelobpreiste selbst meinte nur trocken: „Der Wettbewerb liegt mir wohl einfach. Es war schließlich schon das neunte Relegationsspiel meiner Karriere, und als ich noch in Benningen spielte, habe ich einmal in der 90. Minute den Siegtreffer erzielt.“

Dabei hatte es zu Beginn der Partie überhaupt nicht danach ausgesehen, dass sich sonderlich viel Dramatik entwickeln würde. Hochüberlegen dominierte der bisherige A-Ligist aus Steinheim die ersten 45 Minuten. Immer wieder gelang es mit schnellem Passspiel und gewonnenen Dribblings, die recht hoch stehende VfR-Abwehrkette zu überspielen, doch im Strafraum fehlte dem TSG völlig der Punch. Ein diagonaler Sololauf Fabio Adamis hatte die erste TSG-Großchance eingeleitet. Sein Pass fand den anfangs auf der rechten Außenbahn viel Betrieb machenden Nico Hammer, der für Benny Dörner auflegte, doch dessen Abschluss geriet zu hoch (15.). Der VfR fand dagegen zunächst überhaupt nicht den Weg ins letzte Drittel. Stockfehler und mangelnde Passgenauigkeit verhinderten meist den Spielaufbau, lange Bälle auf Topangreifer Nick Zuidema waren eine sichere Beute der aufmerksamen TSG-Defensive. Nach einem katastrophalen VfR-Fehlpass bot sich Hammer die größte Chance, doch er schaffte es frei auf weiter Flur nicht, den starken Elsser zu überwinden (28.). Im direkten Gegenzug wurde dann Großbottwar zum einzigen Mal in der ersten Hälfte gefährlich. Maik Knittel tauchte urplötzlich vor TSG-Torhüter Markus Brodbeck auf, scheiterte aber ebenfalls (29.). Zur Pause war der VfR mit dem 0.0 bestens bedient. „Wir haben die erste Hälfte völlig verschlafen“, resümierte später Coach Thomas Rapp.

Nach dem Wechsel änderte sich dies. Wacher und mutiger agierte der VfR nun, das zuvor einseitige Spiel öffnete sich und beide verbuchten Abschlüsse. Mit feinem Solo leitete schließlich Pascal Krenz die Steinheimer Führung ein. An der Torauslinie vernaschte er seinen Gegenspieler, passte scharf ins Zentrum, wo Wels per Kopf das 1:0 markierte (64.). Die Partie, in der TSG-Kapitän Julian Kübler bald nach Handspiel Gelb-Rot sah (74.), wogte nun hin und her, wobei Großbottwar vor allem durch Zuidemas Kopfballstärke gefährlich war. Nach Flanke von Marvin Rapp besorgte der Goalgetter folgerichtig auch den vom zahlenmäßig überlegenen VfR-Anhang gefeierten Ausgleich (88.). Völlig zu kippen schien das Spiel kurz darauf, als Steinheims Jan Belsner vom nun recht eigenwillig pfeifenden Unparteiischen die Rote Karte sah. „Er hat wohl einen Mitspieler beleidigt“, klärte Adami später auf.

In doppelter Überzahl ging der VfR also in die Verlängerung, spielte diese aber kaum aus, sondern setzte weiter meist auf hohe Bälle. Knittels Pfostenschuss (93.) hätte die Partie dennoch anders ausgehen lassen können. Kurz darauf musste auch Großbottwars Lukas Kramer wegen Meckerns vom Feld (100.), bevor Krenz und Wels ihren zweiten Auftritt haben sollten. Erneut düpierte Krenz seinen Gegenspieler auf der linken Angriffsseite und legte dem Steinheimer „Psychomonster“ das 2:1-Siegtor auf (102.). Fassungslos kommentierte Rapp hinterher die Szene: „Wir hatten doch eine Sechs-gegen-zwei-Überzahl. Da darf man kein Tor kassieren“. In der Folge blieb sein Team bemüht, doch schwanden die Kräfte, und klare Chancen ergaben sich nicht mehr.

„Wir haben Steinheim einen großen Kampf geliefert“, stellte Rapp jedoch mit einigen Minuten Abstand zurecht fest, während sein Kollege Adami einfach nur aus dem Häuschen war: „Das späte 1:1 und die zweite Hinausstellung waren doch psychologisch ein echter Killer für uns. Ich bin begeistert, wie eng meine Mannschaft danach zusammengerückt ist.“

TSG Steinheim:
Brodbeck – Schweizer, Schütz, Haller, Adami – Hammer (55. Ferreira), Feuchtner (89. Fink), Kübler, Wels – Dörner (46. Belsner), Paraskevas (61. Krenz). VfR Großbottwar:
Elsser – Kramer, Benz, Gscheidle, Baudisch – Rapp (110. Lauritz), Yücel (67. Giouroukalis), Bickert, Knittel – Preiss (115. Markiewicz), Zuidema.