Aus Respekt vor der Natur stellt das Weingut Adelmann seinen Anbau ganz auf „bio“ um. Dieser Schritt kann nur mit einer Zertifizierung nach drei Jahren erfolgen.
Steinheim - Die Zertifizierung zum Bio-Weinbaubetrieb ist ein langwieriger und durchaus komplizierter Prozess. Drei Jahre dauert die Umstellung. Drei Jahre, die auch viel Bürokratie und viel Schreibtischarbeit bedeuten. Den größten Teil der Wegstrecke – zwei Jahre – haben der Chef des Kleinbottwarer Weingutes Felix Graf Adelmann und sein Kellermeister Ruben Röder schon geschafft. Der 2018er wird der erste Jahrgang sein, der mit Bio-Siegel den Adelmannschen Keller verlässt.
Für den 37-Jährigen eine naheliegende Entscheidung. „Das letzte Insektizid haben wir vor 25 Jahren gespritzt“, sagt Felix Graf Adelmann. Und auch schon als konventioneller Weinbaubetrieb sei man so natürlich und ehrlich wie möglich mit dem Weinberg umgegangen. Als dann im Frühjahr 2014 Ruben Röder als Kellermeister ins Weingut kam, fügte sich eines zum anderen. Denn dieser hat seine Bachelorarbeit dem Thema bio-dynamischer Weinbau gewidmet. „Mit ihm kam extrem viel Knowhow in diesem Bereich zu uns, aber er ist wie ich kein Fanatiker“, sagt Adelmann und schmunzelt. Überhaupt ist es ihm wichtig, klarzustellen, dass er die Umstellung nicht wegen des Bio-Siegels auf der Flasche oder aus Marketinggründen macht. Oder wegen der Nachfrage aus der Kundschaft heraus. Denn die gab es nie. „Uns treibt ein respektvoller Umgang mit der Natur an. Und wir glauben, durch diese Form der Bewirtschaftung, mittelfristig auch die Qualität weiter steigern zu können.“ Im Grunde bekomme die Art des Weinbaus, den man schon länger betreibe, jetzt einen Namen.
Wichtig: die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt
Das Weinjahr 2016 sei im besten Sinne eine große Herausforderung gewesen. „Viele Kollegen haben ihren Bio-Status sogar abgegeben, um im Notfall konventionell zu spritzen, und wir haben das hier auch diskutiert, aber dann gesagt: Nein, jetzt ziehen wir es durch“, erinnert sich Adelmann. Der Arbeitsaufwand sei in diesem Jahr immens gewesen. „Wir haben mindestens 15-mal gespritzt. Doch aus einer guten Kombination von richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt – und auch ein wenig Glück – standen die Weinberge, was den Krankheitsdruck angeht, nie schlechter da als alle konventionellen links und rechts von uns, wenn nicht sogar besser.“
Werden die Weine aus dem Keller des gräflichen Weingutes anders schmecken als bisher? Oder anders gefragt: Schmeckt man Bio heraus? „Wir machen das natürlich in der Hoffnung, dass man es sehr wohl schmecken wird. Aber nicht nur, weil es Bio ist, sondern weil wir uns so gut um den Weinberg kümmern, wie es nur geht. Man ist ja auch öfter draußen im Weinberg und sieht mehr beziehungsweise kann schneller agieren.“ Die Gleichung ist simpel: gesunder Boden, gesunde Reben, gesunde Trauben, besserer Wein. „Dennoch wird der Wein nicht einfach besser, weil Bio drauf steht“, betont Felix Graf Adelmann. „Es ist für mich so etwas wie eine Selbstverständlichkeit der Natur gegenüber.“
17 Hektar werden bereits vollbiologisch bewirtschaftet
Stichwort Zertifizierung. Der Kleinbottwarer Weinmacher, der Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist, stellt nicht den gesamten Betrieb auf Bio um. Der Grund: In Hoheneck besitzt Adelmann drei Hektar terrassierte Steillagen – da dort mit dem Hubschrauber konventionell gespritzt wird, fallen diese Flächen jedoch aus der Förderung. „Wegen der Terrassen in Hoheneck werden wir momentan nur ganz ,normal’ gefördert, wie jeder konventionelle Betrieb mit etwa 360 Euro pro Hektar. Wegen Hoheneck bekommen wir gar keine Bio-Förderung, obwohl wir fast 17 Hektar voll biologisch bewirtschaften und auch im Keller alle Regeln streng einhalten.“