Die Seilerstraße gehört nun zum Gebiet der Ortskernsanierung Ortsmitte II. Sie soll neu gemacht werden. Foto: Götz Schultheiß

Eigentlich sollte die Tübinger Straße in Steinenbronn gemacht werden. Das haben die Gemeinderäte gekippt und nun die Seilerstraße neu in das Sanierungsgebiet aufgenommen. Die Vergabe von zwei Gebäudesanierungen an ein Architekturbüro ist hinter verschlossenen Türen erfolgt.

Steinenbronn - Die Gemeinde Steinenbronn erweitert das Gebiet der Ortskernsanierung um die komplette Seilerstraße sowie zwei Teilstücke der Klingenbachstraße und der Böblinger Straße. Das haben die Gemeinderäte jüngst beschlossen. Dafür sollen 255 000 Euro zur Verfügung stehen. Eine Sanierung der Tübinger Straße zwischen dem Löwenkreisel und der Kirchäckerstraße für maximal 300 000 Euro, wie in der Vorlage steht, lehnten sie hingegen ab. „Da ist der Kanal doch erst gemacht worden. Ich weiß nicht, warum man die Straße schon wieder machen will“, sagte CDU-Fraktionschef Frank Schweizer. Darüber wunderte sich auch Stefan Hauser, der Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Die Straße sieht doch gut aus.“

Großen Handlungsbedarf sahen die Räte jedoch bei der Seilerstraße, an dessen Rand sich Auto an Auto reiht. „Da braucht es einen Gehweg. Muss da erst ein Kind überfahren werden, bevor man etwas tut? “, fragte Antje Lindemeyer (SPD). Gitta Obst, die Fraktionschefin der Freien Wähler, blies ins gleiche Horn: „Ich weiß, wie gefährlich es da ist. Aber da lässt sich kein Gehweg unterbringen.“ Sie schlug stattdessen einen breiten Streifen vor, über den die Kinder sicher laufen sollten. Ortsbaumeister Tobias Buck sagte, dass auch unter der Oberfläche Sanierungsbedarf herrsche. Denn der Kanal der Seilerstraße sei so kaputt, dass er gemacht werden müsse.

Belebung des Ortskerns

Die Ortskernsanierung, oder wie sie offiziell heißt „Städtebauliche Erneuerungsmaßnahme Ortsmitte II“, gibt es seit zehn Jahren. Dabei wird die Sanierung von Häusern, Straßen und Plätzen mit 60 Prozent vom Land gefördert. Den Rest übernimmt die Gemeinde. Einige Effekte des Programms sind schon zu sehen. Dazu zählen der Löwenkreisel und das neue Seniorenheim. Darüber hinaus haben Privatleute Gebäude saniert und dafür erst 35 und später 20 Prozent der Kosten bekommen.

Frank Friesecke begleitet als Projektleiter der Steg Stadtentwicklung aus Stuttgart die Ortskernsanierung. Er erläutert das Ziel: „Sie kann die Mitte beleben, indem Gebäude oder der Straßenraum einer neuen Nutzung zugeführt werden.“ Während in anderen Orten Privatleute in solch einem Areal nicht so stark investieren, ist Friesecke mit Steinenbronn zufrieden. „Es wird gut angenommen.“ Nun stehen neben der Sanierung der Seilerstraße noch die von zwei denkmalgeschützten Häusern an: der Schafgartenstraße 3 und der Seestraße 8. In ersterer soll eine Garage und Lagerraum des DLRG entstehen. Das Haus Seestraße 8 soll das Gemeindearchiv beherbergen.

Nicht-öffentliche Sondersitzung zur Vergabe

Fast die gesamte Thematik der Ortsmitte II wurde im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung besprochen – mit Ausnahme der Vergabe der Planungsleistungen für die beiden Gebäude an ein Architekturbüro. „Das klammern wir aus“, hatte Singer während der Sitzung verkündet. Auf Nachfrage sagte er, dass der Gemeinderat den Auftrag mittlerweile hinter verschlossenen Türen an ein anderes Architekturbüro vergeben hat. Offenbar musste für die Vergabe eigens eine weitere Gemeinderatssitzung anberaumt werden. Das eigentliche Büro habe nicht mehr zur Verfügung gestanden, sagte Singer. Deren Projektleiter bestätigt das und begründet das mit Kapazitätsengpässen. Dass nun ein anderes Büro den Zuschlag nicht-öffentlich bekommen hat, begründet der Bürgermeister so: „Das war eine Grundstücksangelegenheit.“ Kurios ist aber, dass die Vergabe eine Woche zuvor im öffentlichen Teil angesetzt war.