In Steinenbronn gibt es Zoff wegen einer Kindergartenerweiterung. Foto: dpa

Johann Singer kritisiert einen Beschluss aus 2016, neue Räume im Kiga am Steinenberg in Steinenbronn zu schaffen. Dabei sind die Bauarbeiten dort bereits im Gange. Der Bürgermeister möchte stattdessen einen Neubau für 700 000 Euro. Die Reaktion des Gemeinderats ist heftig.

Steinenbronn - Am Dienstag ist es im Gemeinderat zu einem Eklat gekommen. Denn der Bürgermeister Johann Singer stellte sich bei der Debatte über die Kinderbetreuung gegen die Gemeinderäte und die Verwaltung. Er kritisierte die Einrichtung von mindestens einer weiteren Gruppe im Kindergarten Am Steinenberg und präsentierte sein eigenes Konzept. Damit sorgte er für viel Ärger. Schließlich hat der Rat die Einrichtung der Gruppe 2016 beschlossen.

Der Bürgermeister schlug den Neubau eines Kinderhauses vor, das bis zu zwei Gruppen mit je 20 Kindern beherbergen soll, wenn mehr Bedarf an Kinderbetreuung besteht. Das Haus würde auf Gemeindegrund etwa 700 000 Euro kosten, sagte Singer. „Das ist eine professionelle Lösung für die Zukunft und Gubser II ist gleichzeitig mit abgedeckt.“ Damit sprach er das geplante Baugebiet an. Bei dem Neubau sieht Singer mehrere Vorteile: „Spielfläche, Auslauf und Bewegungsfreiheit sind für die Kinder dort ausreichend vorhanden.“ Außerdem gebe es dort genügend Parkplätze.

Die Eltern brechen in Gelächter aus

Bei den Eltern auf den Zuschauerplätzen sorgte Singers Konzept für spontanes Lachen. Schließlich hatten Julia Bestle und Caroline Bechtold vom Verein Kita Abenteuerland vor Kurzem ein Konzept für eine solche Einrichtung vorgestellt, waren damit aber in einer nicht öffentlichen Ratssitzung auf Widerstand gestoßen. Sie wollten als Verein Kitaplätze schaffen, um den von der Gemeinde im Oktober prognostizierten Bedarf von 42 Plätzen zu decken. Bechtold sagte, der Verein habe immer wieder das Gespräch mit der Verwaltung gesucht und zwischenzeitlich die Zusage für ein Grundstück erhalten. Singer hatte dementiert, dass es diese Zusage gab.

Nun will Singer das Kinderhaus als Gemeinde bauen – ohne den Verein. „Alles in allem betrachtet ist somit ein Kinderhaus die allein richtige, zukunftsweisende und verantwortungsbewusste Lösung“, sagte er. Das Kindergartenwesen solle in der Hand der Gemeinde bleiben. Bernadette Schwarz, die in der Sitzung für den Verein sprach, kommentierte Singers Plan: „Uns ist die Spucke weggeblieben.“ Dabei hat die Gemeinde laut Kämmerer Hans-Dieter Bär gar kein Geld für einen Neubau. „Der ist äußerst schwierig zu finanzieren.“ Er veranschlagt dafür 737 500 Euro, wenn die Gemeinde auf eigenem Grund baut – fast 40 000 Euro mehr, als Singer schätzt.

„Sie können ja den Gemeinderat auflösen“

Der Schultes kritisierte die im Rat getroffene Entscheidung, mehr Gruppen im Kiga Am Steinenberg einzurichten: „Es wäre eine Stückwerkslösung und somit nicht professionell.“ Das Pikante dabei: Die Bauarbeiten sind weit gediehen und haben bisher 102 000 Euro gekostet. Singer hält den Betrieb einer Kita über zwei Stockwerke aus pädagogischer Sicht für problematisch, weil die Treppe als Barriere die Zusammenarbeit der Erzieher erschwere. Außerdem gebe es bis Mai 2018 „keinen zusätzlichen Platzbedarf“. Der Hauptamtsleiter Wolfgang Bohn sagte jedoch, dass bereits jetzt Eltern abgewiesen wurden, weil es nicht genug Plätze gebe.

Die Reaktion der Räte war heftig. „Wir haben über Monate zähe Verhandlungen geführt. Jetzt wollen Sie das nicht mehr umsetzen“, sagte Roland Kißling (Freie Wähler). Dabei hätten die Räume schon fertig sein sollen. „Wir haben gesagt, dass sie so schnell wie möglich in Betrieb gehen sollen. Sie setzen unsere Entscheidungen nicht um.“ Wolfgang Miller (CDU) als Erster Stellvertreter des Bürgermeisters sah das ähnlich: „Wir haben die Erweiterung des Steinenberg-Kindergartens 2016 beschlossen. Wenn das nicht umgesetzt wird, liegt das Problem woanders.“ Dann gab er Singer mit auf den Weg: „Sie können ja den Gemeinderat auflösen und einen neuen wählen, der Ihre Gedanken mitträgt.“